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~2 Tage später~

Ich betrete die Jugendherberge zusammen mit Herr Sinzen, der mich von Krankenhaus abgeholt hatte und werde sofort von Schülern umringt. Wildes Geschreie, irritierte und besorgte Blicke und etliche Fragen übertrumpfen mich und ich schaffe es mit Mühe mich durch die Menge zu drängen. Ich stelle mich auf die Treppe und räuspere mich laut, alles wird still und alle Augenpaare sind nun auf mich gerichtet.

"Bevor ich hier mit Fragen überrollt werde möchte ich eins klar stellen. Ich möchte nach dieser Ansage nicht mehr gefragt werden und nicht mehr darüber reden."

Ich erblicke Marleen in der Menge die mich anstarrt und fahre irritiert fort.

"Ich war im Krankenhaus, weil ich einen kleinen Unfall hatte und viel Blut verloren habe. Dann kam noch Stress dazu und ich bin zusammengeklappt. Es ist nichts schlimmes und auch nichts worüber man jetzt tagelang reden muss also zügelt euch bitte."

Ich drehe mich um und gehe die Treppe hoch um auf mein Zimmer zu gehen. Kurz vor der Tür höre ich meinen Namen und bleibe ruckartig stehen.

"Wir müssen reden", sagt Marleen ins nichts und ich sperre meine Tür auf und bitte sie mit einer Handbewegung hinein, vermeide aber jeglichen Blickkontakt. Ich trete nach meiner Lehrerin ebenfalls ein und schließe die Tür, dann schaue ich auf den Boden.

"Es ist wegen mir oder?", fragt Marleen nach einer Weile. Zum ersten Mal seit zwei Tagen schaue ich ihr wieder in ihre braunen Augen. Ich sehe Schmerz und Besorgnis in ihnen, fühle mich schlecht sie so zu sehen.

"Liz bitte rede mit mir", bittet Sie mich und kommt einen Schritt auf mich zu. "Du hast dich selbst verletzt und wenn das wegen mir ist dann kann ich mir das nie verzeihen", sagt sie.

"Wieso könntest du dir das nie verzeihen?", frage ich und schaue sie Emotionslos an. Mein Herz ist wie ein Eisklotz, ich spüre nichts.

"Weil ich diese Woche für dich verantwortlich bin."

"Achso. Nur deshalb? Interessant."

"Liz du bist ein unglaublich tolles Mädchen und ich kann nicht mit ansehen wie du dir alles kaputt machst", sagt Marleen und lächelt mich warm an. Langsam taut mein Herz auf, aber anstatt mich zu freuen fange ich an zu weinen. Ich weiß selbst nicht woher das jetzt kommt, aber es tut verdammt gut mal alles rauszulassen.

Unüberlegt kommt Marleen zu mir und nimmt mich in den Arm, lässt schließlich von mir ab und zieht mich an meiner Hand auf mein Bett. Zusammen legen wir uns hin, ich lege meinen Kopf auf ihre Schulter und sie streicht mir beruhigend über den Scheitel. Ich liege kuschelnd mit meiner Lehrerin in einem Bett. Unglaublich.

Schmetterlinge machen sich wieder in meinem Bauch breit, ich schließe die Augen und genieße jede Berührung von ihr.

"Hast du wirklich geglaubt ich hätte was mit Karl, also Herr Sinzen?", fragt Frau Jones plötzlich amüsiert ins Nichts und ich nicke schmunzelnd, muss kichern als Marleen in Gelächter ausbricht. Ihr Lachen ist einfach wunderschön, das Tollste der Welt.

"Ich mag ihn nicht sonderlich aber er versucht immer mich anzumachen. So auch gestern, als du dabei warst", lacht Marleen weiter und ich komme mir unheimlich blöd vor, dass ich ernsthaft gedacht habe, Marleen würde etwas mit so einem Idioten anfangen.

"Darf ich dich was fragen?", frage ich zaghaft und Marleen antwortet mit Ja.

"Hast du einen Freund?", frage ich leise und habe Angst vor der Antwort.

"Nein. Ich stehe allerdings auch nicht auf Männer", sagt sie prompt und ich setze mich auf, mustere sie überrascht. Marleen stützt sich auf ihre Ellenbogen und mustert mich, lange und genau.

"Wie alt bist du jetzt, Liz?", fragt sie dann mit zusammen gezogenen Augenbrauen. "17, warum?", frage ich und schaue sie verwundert an. Marleen winkt ab und steht schließlich auf, richtet ihre Bluse und dreht sich dann zu mir.

"Das hier bleibt unter uns", sagt sie zwinkernd und geht schließlich aus meinem Zimmer.

Ich lasse mich in meine Kissen fallen. Was für eine Hammer Frau!

Fuck you teacherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt