Er

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Wir fliegen nach Japan zu meiner Mutter.
Jason meint es wäre ihr Vorschlag gewesen, dass wir erstmal zu ihr kommen, um uns der Presse und den ganzen Fragen nicht stellen zu müssen. Ich schaue es dem Fenster in die weichen Watteberge unter mir und stelle mir vor wie es wäre darauf zu liegen.
Als Kind war das einer meiner großen Träume, bis mir jemand erklärt hatte, dass ich würde ich versuchen mich auf Wolken zu legen, hindurch fallen würde und dann sehr bald unbequem auf den Boden aufkäme.
Ab da war mein Traum gestorben, doch jetzt von hier oben darauf zu blicken lässt ihn kurz wieder entflammen.
Es sieht bequem und weich und behutsam aus und das ist gerade mein größter Wunsch.
Auch wenn meine Mutter uns vor den Fragen der Presse beschützen will wird sie wahrscheinlich ihre eigenen Fragen haben und es graut mir vor Fragen jeglicher Art.
Ich habe alles in meiner Vergangenheit verdrängt und bin damit überaus zufrieden gewesen und jetzt droht es alles wieder über mich herein zu brechen.
Ella.
Ella lebt und sie ist im Inbegriff mein Leben zu zerstören.

Mrs? Mrs? Denken Sie Ihre Kinder sind Schuld am verschwinden von Ella Montgomery?
Dürfen wir mit Ihnen reden?
Warum wurden die Kinder von der Polizei vernommen?
Denken Sie dieses Ereignis wird sich negativ auf Ihre beiden Firmen auswirken?
Bist du Sophie? Was ist mit Ella passiert Sophie?

Antworten Ihnen nicht, Schatz
Komm wir gehen..

Immer wieder kommen Szenen von damals zurück.
Helles Licht, viele Menschen und meine Mutter in ihrem beigen Trenchcoat und ihren schwarzen Pumps wie sie mich über die Straße zieht und immer wieder sagt
Antworte nicht, Schatz! Nicht antworten, Sophie!
Es sind nur Erinnerungsfetzen.
Im Grunde genommen war ich mir eine lange Zeit nicht sicher ob nicht alles nur ein Traum war, denn nach zwei Wochen ging mein Leben weiter wie bisher und alle taten so als wäre nie etwas passiert.
"Grübel nicht,Honey. Komm her, entspann dich ein bisschen, schlaf oder so."
Jason nimmt mich in den Arm, sodass ich mit meinem Rücken an ihm lehne.
"Jason..."
"Shhh"
"Jason....mir ist etwas eingefallen."
Er versucht mich abzulenken.
"Jason meine Mutter hat mich angerufen, Vorgestern, sie meinte, dass etwas schreckliches passiert ist."
Jason geht immernoch nicht wirklich auf meine Sorge ein.
"Vielleicht ist ihr ein Nagel abgebrochen. Jetzt Ruh dich doch mal aus, Mensch" sagt er und umarmt mich ein wenig fester.
Ich habe ein ungutes Gefühl.
So verhält er sich eigentlich nicht.
Ich beschließe ihn erstmal nicht drauf anzusprechen, denn früher oder später werde ich es ohnehin von meiner Mutter erfahren.

Als wir in Japan angekommen sind sehe ich am Flughafen schon eine Frau aufgeregt winkend auf uns zustöckeln.
Auch von hier hinten ist unschwer zu erkennen, dass es sich um meine Mutter handeln muss, da sie Absätze bis in den Himmel trägt und ein rotes Kleid.
"Tüdülüü!" Begrüßt sie uns winkend und ich hab keine Ahnung warum Tüdülüü ihr lieber ist als ein einfaches Hallo.
Sie umarmt erst mich stürmisch und dann Jason und sieht immer wieder zwischen uns beiden hin und her, dann formt sich ihr Mund zu einem breiten Lächeln.
"Ihr seid so süß, Kinder." Sagt sie als wären Jason und ich zwölfjährige mit ihrer ersten Sandkastenliebe.
"Dankeschön Mrs..." Setzt Jason an und sie schreit empört auf.
"Nenn mich Mary, bitte." Er nickt.
Jetzt sind wir also in Japan.
Der Flug dauerte knapp elf Stunden und ich bin fix und fertig obwohl ich im Flugzeug geschlafen habe.
Tokyo ist hektisch, voll und laut.
Ich versuche die Eindrücke aufzufangen aber ich bin zu erschöpft.
Meine Mutter leitet uns zu einem schwarzen BMW mit Chauffeur.

"Wach auf du Schlafmütze." Jasons sanfte Stimme weckt mich.
Ich bin anscheinend eingenickt.
"Was..wo..?" Völlig überfordert blicke ich mich um.
Das Auto steht vor einem Hochhaus welches anscheinend das Hotel ist.
Mandarin Oriental Hotel
Ich habe schon mal von diesem Hotel gehört, es soll sehr hübsch sein.
Wir treten ein und ich sehe mich in der Lobby um.
Der Boden ist aus dunklem Parkett welches glänzt.
Wenn man geradeaus sieht blickt man direkt auf zwei große Sofas aus weißem Leder, neben ihnen stehen jeweils zwei weiße Lampen.
Alles sieht sehr edel aus.
An der rechten Seite des Raumes ist die Rezeption an der meine Mutter sich hektisch mit dem Mitarbeiter unterhält.
"Ja...Ja ok....Wenn sie jetzt so freundlich wären mir den Schlüssel zu reichen." Sagt sie schrill.
Der Mitarbeiter tut mir ein wenig leid.

Sie reicht uns den Schlüssel und wir steigen zusammen in den Fahrstuhl.
"Leider hatten sie kein Zimmer mehr in derselben Etage." Murmelt sie ein wenig verbittert und drückt den Knopf.
Als der Fahrstuhl zum stehen kommt scheucht sie uns raus und winkt.
"Gute Naaacht" sagt sie und dann gehen die Fahrstuhltüren wieder zu.
Wir suchen unser Zimmer.
Ich würde mir gern alles genauer ansehen doch das erste und einzige was ich sehe ist das Bett.
Ich lasse mich hinein fallen und höre Jason.
"Nix da Honey. So schlaf ich nicht mit dir, geh erstmal duschen und dich umziehen."
Ich liege mit dem Gesicht im Kissen weshalb meine Antwort nur genuschelt rüberkommt.
"Du musscht ja auch nich mit mir schlafen."
Ich höre das Grinsen in seiner Stimme.
"Wenn du nicht aufstehst trage ich dich in die Dusche." Droht er mir
Ich rolle mich langsam vom Bett und schlurfe ins Badezimmer.
Als ich mich endlich ins Bett fallen lasse geht auch Jason duschen.
Ich war wohl eingeschlafen denn werde wach als sich Jason zu mir ins Bett fallen lässt.
Er zieht mich zu sich, gibt mir einen sanften Kuss auf den Hals und murmelt: "Gute Nacht Baby"
Mit der Wärme seines Körper und seinem Duft in der Nase schlafe ich geborgen und mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen ein.

Ich bin glücklich obwohl mein Leben im Chaos zu versinken droht.
Es sind die Kleinigkeiten die mich so unfassbar glücklich machen.
Sein Lächeln, sein Lachen, sein Arm der sich um meine Taille schlingt, das Glitzern in seinen Augen.
Es ist Er.
Er ist alles was ich brauche.

Hier mal wieder ein neues Kapitel vorm Urlaub.
Ich hoffe es gefällt euch!
Macht ihr Urlaub in den Sommerferien und wenn ja wo?

Mr.DevilWo Geschichten leben. Entdecke jetzt