Skylar Kapitel 5 - Ende

21 0 1
                                    


Mit einem Seufzen schloss ich meine Zimmertür. Mit schlürfenden Schritten ging ich zu meinem Doppelbett und ließ mich quer darüber fallen. Ich wollte jetzt einfach nur mehr aufhören zu denken. Daran zu denken, was passiert war. Oder eben auch nicht. War er, bevor Matilda beschlossen hatte, aufzustehen und den Spiegel zu zerstören, wirklich im Begriff gewesen, mich zu küssen? Oder hatte ich nur wieder einen meiner Tagträume gehabt? Es hat sich so echt angefühlt. Seine Nähe. Sein Atem . Sein Geruch. Ich hatte mich so wohl gefühlt. Es hat sich einfach Richtig angefühlt. Aber empfand er auch so? Oder war ich nur eine von vielen. Na toll, meine erster richtiger Freund wäre der größte Badboy dieser Welt. Was meine Eltern wohl von ihm halten würden. Ich glaube sie wollen nur dass ich glücklich bin, egal mit wem. Ich entschloss mich dazu, duschen zu gehen, weil ich einfach den Tag abwaschen wollte. Ich wollte einfach nur unter dem heißen Wasserstrahl stehen und die Augen schließen. Ich nahm alle meine ausgelaugte Kraft zusammen und zwang mich, ins Badezimmer zu gehen. Ich öffnete in Gedanken versunken die Tür und betrat den Raum.
Plötzlich stieß ich mit jemandem zusammen. Jemand halb-nackten. John. Ich entschuldigte mich so schnell ich konnte und verschwand wieder in meinem Zimmer. Jetzt war es endgültig vorbei. Wie sollte ich jetzt noch bis zum Ende meines Studiums mit ihm unter einem Dach wohnen?! Ich kann nie wieder diesen Raum verlassen. Ich muss mich hier einbunkern und nur zu meinen Seminaren rausgehen. Ja, so werde ich es machen. Mit diesem Gedanken schloss ich meine Augen. Ich vernahm ein leises Klopfen von der Tür und einige Sekunden späte wurde diese auch schon geöffnet. „Darf ich reinkommen?" Ich gab ihm keine Antwort, sondern grummelte nur vor mich hin. Er hatte mein Grummeln richtig gedeutet und kam zu mir. Er setzte sich auf meine Bettkante und fragte sanft: „Alles klar bei dir?"
„Naja. Ich hab mich heute schon in allen möglichen Wegen blamiert, aber ja, alles ist bestens."
„Ach was, du hast dich doch nicht blamiert."
„Wenn das nicht blamiert war, dann weiß ich auch nicht."

„Quatsch. Das war ein amüsanter und schöner Abend, glaub mir. Weißt du, ich hatte bis jetzt eine echt schöne Zeit hier in Oslo. Wusstest du, dass ich gar nicht zum ersten Mal hier bin? Als kleiner Junge war ich hier, ein Waisenkind. Bis ich gehen musste und somit meine beste Freundin von damals verlassen. Sie ist dir echt ähnlich gewesen, sie hieß auch Skylar und hatte genauso erdbeerblonde Haare wie du, nur hat sie sie immer in zwei geflochtenen Zöpfen getragen. Ich hab sie genau wie dich jetzt immer Sky genannt, weil für mich wenn sie lächelte die Sonne aufging."
Während er sprach, wanderte ein sehnsüchtiges Lächeln auf seine Lippen. Da traf es mich wie der Blitz. ER war MEIN John. Oder sollte ich Jonathan sagen? Er war wieder da. Ohne auch nur ein Wort zu sagen. Nicht mal wie er ging hatte er was gesagt. ich sprang auf und stürmte mit gemischten Gefühlen aus dem Haus. Auf den Treppen zu unserem Eingang ließ ich mich fallen und versuchte meine Gedanken zu ordnen, als er auch schon wieder da war. Er setzte sich neben mich und fragte: „Hab ich irgendwas Falsches gesagt? Ich meine, ich wollte wirklich nicht-"

„Warum hast du mich damals verlassen, John? Ich hab tagelang nur geweint, wegen dir. Von einem Tag auf den anderen warst du einfach verschwunden. Weg. Was hast du dir dabei gedacht? Ich hab mir solche Sorgen gemacht."
Ich sah wie er in seinem Kopf begann zu arbeiten. Erinnerte er sich auch? An was dachte er wohl gerade. Ich wollte schon sagen, dass ich mich geirrt habe, doch er kam mir zuvor: „Ich wollte dich nie verlassen Sky! Ehrlich, entfernte Verwandte haben mich adoptiert, ich wollte nie nach Amerika gehen! Sky, du bist alles was ich jemals hatte, ich würde dich nie, NIE in meinem Leben freiwillig verlassen."
Plötzlich fielen alle meine Sorgen wie Steine von meinem Herzen. Erleichterung machte sich in meinem Körper breit. Ein wohliges Gefühl von Vollkommenheit legte sich über mich. Ich sah ihn an und das, was ich in diesem Augenblick in seinen Augen sah, war unbeschreiblich. Unbeschreiblich wie die Nord Lichter, die sich in diesem Moment über den Himmel zogen. „Ich muss noch was nachholen...", flüsterte er in mein Ohr und ehe ich realisieren konnte, was gerade geschah, spürte ich auch schon seine Lippen auf meinen. Ich spürte das Kribbeln in meinem Bauch. Seine warme Hand auf meiner Wange. Wie er mich immer näher an sich zog. Seine weichen Haare, als ich meine Hand in seinen Nacken legte und die Augen schloss.

Northern LightsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt