VII Die traurige Wahrheit

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Ich saß nun schon seit Stunden in diesem Verhörraum, nicht etwa weil ich nicht kooperativ war, aber ich habe Greg gesagt, er solle sich viel Zeit nehmen, um die Wahrheit zu erfahren, und so war er jetzt bei kleinen Verhören und ließ mich warten. Vermutlich wollte er mich auch einfach noch ein bisschen sitzen lassen. Ich wartete geduldig, auf sein Erscheinen.

Sally hatte mir ein Glas Wasser gebracht, ich hatte nicht danach gebeten. Sie hatte es mir einfach gebracht. Ich fragte mich, ob sie an meine Unschuld glaubte. Ich hatte ihr nur zugenickt. Ich wusste, dass sie mich beobachteten, jede Bewegung, in alles etwas hineinzuinterpretieren versuchten. Es konnte auch sein, dass Sherlock beim Verhör anwesend war, um den Wahrheitsgehalt meiner Geschichte zu prüfen. Ich hatte keine Angst mehr vor ihm, ich brauchte ihn nicht zu fürchten, nicht mehr.

Ein junger Sergeant war bei mir gewesen und hatte gemeint er könne mit dem Verhör beginnen, ich habe ihn weggeschickt, mit der Begründung, ich sei nicht irgendwer, also würde ich mich auch nicht von irgendwem befragen lassen. Er hatte Gift und Galle gespuckt und versucht, mich mit seinem Blick zu töten, dann war er, so überheblich es ging ohne sich lächerlich zu machen, abgerauscht. Bestimmt glaubte er, dass mir mein Verhalten nichts nützen würde.

Die Türe öffnete sich, ich erschrak nicht, ein Teil von mir hatte damit gerechnet, dass sie bald kommen würden. Es kamen zwei Männer: Greg Lestrade und Sherlock Holmes. Ich lächelte und sah ihnen zu. Einen Moment blieb es noch still, ich räusperte mich. Greg setzte sich mir gegenüber und erhob das Wort.

„Also gut, dann erzähl uns das Geheimnis um Grace Foster und wehe du lügst, glaub mir, Sherlock wird es wissen." Seine Augen, die sonst so warm und freundlich waren, schienen eingefroren.

Ich lachte trocken: „Welchen Sinn hätte es zu lügen, aber ich will kein Mitleid, okay?" Er nickte und ich begann zu erzählen.

Meine Augen waren auf die Wand vor mir gerichtet und ich setzte mich gerade hin. Mutter hatte immer gesagt, ich solle ordentlich sitzen, wenn ich etwas erzählen will, das würde sich so gehören.

Ich war gerade mit meiner Kindheit fertig. Ich hatte ihnen erzählt, dass mein Vater Mycrofts Vorgänger war. Ich hatte über meine Mutter gesprochen, über meine Kindheit ganz allgemein Ich wollte gerade mit dem Wendepunkt beginnen, als die Tür aufgerissen wurde und Sally hereinstürmte. In der Hand ein Telefon.

„Ich bin jetzt bei Grace und Detektiv Inspector Lestrade, sprechen Sie.", sagt sie und ihre Stimme wirkte professionell, trotzdem war ein leichtes Angst- Vibrato zu hören.

„Gebt sie zurück, oder er wird sterben. Es ist besser, ihr tut, was ich sage.", dann wurde aufgelegt. Ich starrte zu Greg und er zu mir. Mein Gehirn arbeitete schneller als es sollte, die Gedanken überschlugen sich und ich bekam Kopfweh. Meine Anweisung war doch, keinen zu verletzten gewesen. Wer also war in ihrer Gewalt? Es gab keinen, es war ein Bluff.

„Sie haben niemanden. Ich habe es verboten.", sagte ich fest und Greg nickte steif, dann schickte er Sally weg und bat mich mit einer Handbewegung weiterzusprechen.

Jetzt war der Moment gekommen, an dem ich alle Mauern fallen ließ, jetzt sollte Sherlock sehen, was immer er sehen wollte. Ich lag nackt und verletzlich vor ihnen.

„Ich habe noch zwei Jahre ausgehaart, und als ich 18 wurde und die Schule beendet hatte, schrieb ich einen Brief an meine Mutter und meinen Vater. Es war ein Abschiedsbrief, in dem stand, dass ich in die Themse gesprungen bin. Ich nahm meinen Pass und alles Geld, das ich besaß, eine stolze Summe von zweitausend Pfund, und ließ mich, von einem Taxi, zum Flughafen fahren. Ich hatte nie vor mich umzubringen, aber es war ein kluger Schachzug, um mich von allem zu entfernen. Mein Glück war das in dieser Nacht eine namenlosen Frau in die Themse sprang und ich fälschlicherweise als sie identifiziert worden war. Wir sahen uns tatsächlich sehr ähnlich und, das Wasser hatte sie aufgebläht und entstellt. Ein DNA- Test war, auf den Wunsch meiner Eltern hin, nicht gemacht worden.

The IcequeenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt