1 - Überrascht

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Vorab-Info: Diese Geschichte spielt im selben Universum wie "I knew she was trouble", die ihr - sozusagen als fortführende Handlung  von  dieser Geschichte und der parallel verlaufenden Geschichte"Wolke 7" - in meinen Werken finden könnt. Also nur, wenn ihr Langeweile habt oder euch mein Schreibstil gefällt, schaut einfach dort vorbei, um mehr zu erfahren :)

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Hallo meine Tulpen, ich freue mich, dass Ihr Euch dazu entschieden habt, diese Geschichte zu lesen. Ich hoffe, dass ihr sie mögen werdet. Ich freue mich natürlich immer über Kritik oder Lob in Form von Kommentaren oder Votes. Jetzt wünsche ich Euch erst mal viel Spaß.

Vorhang auf für Dee, Lucie & Damian... (und jaaaaa, diese Geschichte habe ich auch als FF veröffentlicht, aber diese Version ist für die, die keine Lust auf FFs haben. Mal schauen, wie sie ankommt :D)

Ist es nicht manchmal seltsam, wie das Schicksal uns mitspielt? Wir kreuzen die Wege verschiedener Menschen, gehen vielleicht einen Teil dieses Weges gemeinsam und irgendwann trennen sich diese Wege wieder. Manche Wege teilen wir länger miteinander, beispielsweise geht eine Mutter einen langen Weg mit ihrem Kind gemeinsam. Oder sehr gute Freundinnen. Freundinnen wie Lucie und ich.

„Dee..." Ich blicke irritiert von meinem Colaglas auf und sehe in dieses mir so vertraute eisblaue Augenpaar. Lucie sitzt mir gegenüber in diesem Szenecafé und mustert mich eindringlich. Manchmal bin ich einfach zu unaufmerksam, vor Allem dann, wenn sie mir von ihren Bekanntschaften erzählt. Vielleicht liegt das jedoch auch daran, dass ich in der Liebe in der letzten Zeit nicht wirklich mit erwähnenswerten Erfolgen aufwarten kann. Die Männer, die ich in den letzten Monaten kennengelernt habe, kann ich getrost in die Kategorie „Spinner und Idioten" einordnen – oder sie haben einfach andere Vorstellungen als ich. Trotzdem freue ich mich für meine beste Freundin, dass sie scheinbar einen Traum von Mann kennengelernt hat.

„Hörst du mir überhaupt zu?" Lucies Stimme klingt ungeduldig und ihre blonde Augenbraue schnellt skeptisch in die Höhe. Ich lächele und zwirbele eine brünette Haarsträhne um meinen Zeigefinger. „Natürlich höre ich dir zu.", protestiere ich und spiele betont keiner Schuld bewusst mit meinen schulterlangen Haaren.

„Er scheint wirklich sehr aufmerksam zu sein.", spreche ich weiter und gehe damit auf die letzten mir im Gedächtnis hängengebliebenen Wortfetzen ein. Lucie hatte mir gerade auf die Nase gebunden, wie gut ihre neue Bekanntschaft scheinbar im Zuhören war. Sie hatte lediglich einmal geäußert, eine Vorliebe für Musicals zu hegen und er hatte sie mit zwei Eintrittskarten für König der Löwen überrascht. Lucie gehörte zu den Frauen, die von Musicals nicht genug bekommen konnten – diese Tatsache war ihrem neuen Freund scheinbar nicht verborgen geblieben.

„Das ist er allerdings.", grinst Lucie jetzt bedächtig und fährt sich mit ihren Fingern durch das blonde Haar. Wieder einmal stelle ich fest, dass Lucie und ich unterschiedlicher nicht sein könnten. Sie mit ihren blonden langen Haaren, den großen eisblauen Augen, der dezent gebräunten Haut und der sportlichen Figur; ich dagegen bin brünett, habe grün-graue Augen, bin eher blass und kurvig. Sicher sind wir für den Betrachter von Außen ein richtiges Kontrastprogramm.

„Wann seht ihr euch wieder?", frage ich nun neugierig und entlocke Lucie ein weiteres bedächtiges Lächeln. „Morgen Abend.", sagt sie voller Vorfreude, „Wir werden ins Kino gehen." Ich nicke. „Sehr schön. Habt ihr euch schon auf einen Film geeinigt?" Lucie schüttelt den Kopf. „Das entscheiden wir ganz spontan. Wir sind uns in vielen Dingen so ähnlich, dass es uns sicherlich nicht schwerfällt, uns zu einigen.", erklärt Lucie mir und ich denke voller Grauen an meinen letzten Kinobesuch mit einem Mann zurück.

Er hieß Jarek und hatte mich in einen total seltsamen Film entführt. Kapitalismus, eine Liebesgeschichte. Ich hatte mich nur überzeugen lassen, da er mir sagte, er sei von Michael Moore. Doch der Film hatte mich so sehr gelangweilt, dass ich – unter der Ausrede, ich müsse einmal auf die Toilette – verzweifelt die Kinomitarbeiterin an der Popcornausgabe gefragt hatte, wie lang der Film denn noch gehen würde.

Ich lächele Lucie an. Es freut mich, dass sie scheinbar so glücklich und zufrieden ist. „Wenn du möchtest, komm doch einfach mit.", schlägt sie mir jetzt vor und ich breche in lautes Gelächter aus. „Natürlich, wie das dritte Rad am Wagen?", grinse ich, „Danke für das Angebot, Lucie, aber ich denke, ich finde schon eine andere Beschäftigung." Lucie schüttelt energisch den Kopf.

„Du könntest David anrufen.", sagt sie, „Der würde sicherlich gern mitkommen." Ich seufze. „David ist ein Reinfall.", erinnere ich sie und auch Lucie seufzt. „Ich würde ihn dir einfach schrecklich gern vorstellen.", sagt sie jetzt leichthin und zuckt mit den Schultern, „Es wird doch Zeit, dass ihr euch endlich einmal kennenlernt."

Ich beiße auf meine Unterlippe und presse das Handy an mein Ohr. „Du solltest doch lieber David anrufen.", sagt Lucie und ich bedeute ihr mit einer Handbewegung, leise zu sein. „Hallo?" Bastians dunkle Stimme jagt mir unmittelbar einen Schauer über den Rücken. Ich habe noch immer eine Schwäche für ihn. Zugeben will ich es trotzdem nicht. Zu viel habe ich von seinen Frauengeschichten gehört, zu viele Erzählungen über seine Liebschaften sind mir zu Ohren gekommen. Hier geht es ja glücklicherweise einfach nur um ein Date fürs Kino.

„Hey, hier ist Diane.", sage ich also und verdränge diese Gedanken. „Hi. Wie geht es dir?", fragt er mich und läutet damit einen kurzen Smalltalk ein. „Mir geht's gut. Und dir?", antworte ich und suche in Gedanken nach einer Möglichkeit, dieses Gespräch nicht all zu lang werden zu lassen. „Schlechten Menschen geht's doch immer gut.", höre ich Bastian sagen und schmunzele. Es ist seine Standartantwort. „Also alles beim Alten.", kommentiere ich und er lacht. „Weswegen ich dich anrufe...", komme ich jetzt direkt zur Sache, „Hättest du Lust, morgen Abend ins Kino zu gehen?"

Grinsend lege ich auf. Nach einem kurzen – für ihn recht ungewöhnlichen – Zögern hat Bastian sich bereiterklärt, mich zu unserem Vierer-Date zu begleiten. Lucie freut sich wie ein kleines Kind, jedoch eher darüber, dass sie mir morgen Abend endlich ihren neuen Herzbuben vorstellen kann, als darüber, dass auch ich wieder ein – eher ungewolltes – Date abgegriffen habe.

Wir bezahlen unsere Getränke und machen uns auf den Weg zu unseren Autos. Ich habe mich gerade von ihr verabschiedet und sinke auf den Fahrersitz meines Wagens, als mein Handy zu klingeln beginnt. Ich suche in meiner Handtasche danach und ärgere mich einmal mehr darüber, dass wir Frauen viel zu viel Kram mit uns herumschleppen. Kurz überfällt mich die Angst, dass Bastian spontan unseren Abend morgen platzen lässt.

Doch es ist nicht Bastian, der mich anruft. Diese dunkle Stimme erkenne ich überall, auch in der Dunkelheit meines Wagens. „Hi Süße.", haucht er fast schon in mein Ohr und direkt bildet sich eine Gänsehaut auf meinem ganzen Körper. „Hi Damian...", erwidere ich nervös und beiße auf meine Unterlippe. „Können wir uns sehen?"

Ich komme gar nicht mehr dazu ihn zu fragen, wie es ihm geht, da er sofort in die Offensive geht. Eigentlich ist es wie immer. Er geht ständig in die Offensive. Ich schmunzele. Er gehört eindeutig zu den Männern, die andere Vorstellungen haben als ich. Das hält uns jedoch noch lang nicht davon ab, uns zu treffen. Regelmäßig. Und es ist immer wieder schön.

Wir führen keine Beziehung, aber ich denke, es ist so etwas wie eine Affäre. Diese Sache geht schon eine ganze Zeit so. Sie zieht sich über einige Monate. Aber ich weiß, dass aus uns auch nicht mehr wird. Er ist einfach zu beschäftigt und hat zu wenig Zeit, um eine richtige Beziehung aufzubauen.

„Wann?", frage ich ihn und schnalle mich an. „Ich bin im Moment allein.", antwortet er, „Du kannst zu mir kommen, wenn du möchtest." Ich stocke. „Jetzt?", frage ich kurz atemlos und sehe an mir herab. Eine schlichte dunkle Jeans und ein schwarzer Pulli. Was trage ich darunter? Es ist nicht das ideale Outfit für ein Treffen, doch für ein spontanes Date ist es schon ganz okay. „Ja, jetzt.", sagt er bestimmend und macht mich schon jetzt mit dieser Stimme unheimlich an. „Okay. Ich mache mich gleich auf den Weg."

The Affair | #aestheticawards2020 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt