Ich muss noch auf eure Kommentare antworten, ich weiss. Aber hier erst mal das vorletzte Kapitel.
Ich erstarre augenblicklich. Meine Gedanken überschlagen sich. Jetzt ist alles vorbei! Überall in meiner Wohnung liegen Damians Klamotten verstreut. Und viel schlimmer: Damian liegt gerade in meinem Bett und wartet auf mich. Was sage ich Lucie? Ich sehe mich bereits Lucie in die Küche schieben, wie eine Wilde im Wohnzimmer und im Flur Damians Klamotten aufsammeln und sie ihm ins Schlafzimmer schmeißen! Dann muss ich Lucie in der Küche einsperren bis Damian gegangen ist! Was ein lächerlicher Plan! Ich muss vollkommen bescheuert sein. Ja. Das bin ich. Und nicht nur das. Ich bin kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Jetzt wird alles herauskommen! Auf eine Art und Weise wie ich es niemals gewollt hatte.
„Hallo, jemand zuhause?" Lucies Stimme reißt mich aus meinen verzweifelten Gedanken. Was mache ich nur? Was soll ich jetzt tun? „Mir...", setze ich an zu sagen, „...geht es gar nicht gut." Ich versuche es auf die Gesundheitsschiene zu schieben und sie wieder loszuwerden. Doch Lucie lächelt aufmunternd und drückt meine Schulter. „Das kriegen wir wieder hin Süße.", versichert sie mir fest entschlossen und gleitet dann mit ihrem Blick an mir herunter. Verzückt sieht sie mich an. „Schicker Bademantel.", sagt sie und macht Anstalten, mir den Korb in die Hand zu drücken um ihre Sachen auszuziehen. Dann hält sie in ihrer Bewegung inne.
„Sag mal, hast du Besuch?" Mein Herz bleibt stehen, das Blut in meinen Adern gefriert, mein Atem setzt aus. Woher weiß sie das?! Lucie lacht herzlich und deutet dann auf meinen Bademantel. „Na, du siehst nicht gerade aus als kämst du aus der Dusche." Ich schüttele den Kopf. „Nein, ich komme aus dem Bett.", sage ich und Lucie lächelt. „So siehst du auch aus.", grinst sie und greift in meine zerzausten Haare.
„Ist er noch da?", fragt sie offen und drückt den Präsentkorb fest an ihre Brust. Ich zittere unmerklich und vergrabe meine Hände in den Seitentaschen des Bademantels. „Wer?", stottere ich und Lucie lacht. „Na, er!", erklärt sie und deutet auf ein Kleidungsstück hinter mir auf meinem Wohnzimmerfußboden. Ich erstarre. Erschrocken halte ich die Luft an und ziehe die Tür zum Wohnzimmer zu, verdecke alle verräterischen Spuren.
„Das hab ich nur noch nicht aufgeräumt.", protestiere ich. Lucie lacht. „Seit wann lässt du deine Sachen einfach auf dem Fußboden liegen?", grinst sie, „Ich kenne dich besser, Dee." Sie macht Anstalten, die Tür zum Wohnzimmer zu öffnen, doch ich stelle mich genau davor. Das darf sie jetzt auf gar keinen Fall betreten! Unter keinen Umständen. Ich verkrampfe mich. Sie grinst. „Du schämst dich doch wohl nicht jetzt vor mir oder?", lacht Lucie und verpasst mir einen aufmunternden Stubser in die Seite. Ich schüttele den Kopf. „Doch, tust du.", grinst sie, „Du bist rot wie eine Tomate."
Es ist schön, dass Lucie das Ganze auch noch lustig finden kann. Sie weiß ja auch nicht, wer da in meinem Bett im Schlafzimmer liegt und auf mich wartet. Jetzt hebt sie entschuldigend ihre Hände. „Sorry, Süße.", sagt sie dann, „Ich wollte vorbeikommen um dich aufzumuntern. Aber wie ich sehe, hast du das gestern Abend ja noch allein wieder hinbekommen."
Mein schlechtes Gewissen frisst mich auf. Ich hoffe nur, dass Lucie jetzt keinen Hinweis auf Damian entdeckt. Denn auch, wenn ich das Gefühl nicht loswerde, dass sie jetzt wieder gehen wird, Angst habe ich trotzdem noch! Ich lächle bemüht verlegen und starre auf meine nackten Füße. „Er liegt in deinem Bett, oder?", raunt sie mir jetzt leise zu und ich bemühe mich, nicht tot umzufallen. Ich nicke lediglich betreten.
„Ich würde ja so gern mal einen Blick auf ihn werfen.", flüstert Lucie, „Nur einen ganz klitzekleinen." „Lucie!", stoße ich schockiert aus und meine Augen weiten sich. Sie lächelt. „Ich weiß, ich weiß. Das ist peinlich und kindisch, aber du weißt doch, ich bin so neugierig!", gesteht sie ein und ich nicke. Ich weiß wie neugierig sie ist. „Ich will doch nur wissen, wie er aussieht.", sagt sie leise. Ich nicke wieder. „Ich weiß.", sage ich trocken. Leise. Heiser.
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The Affair | #aestheticawards2020
Short Story#47/Chicklit <3 „Seit wann machst du hier irgendwelche Regeln?", erwidert er provokant und durchbohrt mich mit seinem Blick. Alle Härchen meines Körpers stellen sich bei seiner dunklen Stimme automatisch auf. Mit einem lauten Knall wirft er achtl...