Kapitel 8

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 Es war ganz ungewohnt, das Max vollkommen ausgeruht aufwachte. Er brauchte einen Moment, um zu realisieren, wo er war. Das hier war nicht sein Bett, das wusste er, aber er war doch auf dem Sofa von Florian eingeschlafen, wie kam er dann hier in das Bett? Hatte Florian ihn etwa getragen? Bei dem Gedanken, dass Max von Florian getragen wurde, lief sein Gesicht rot an.

 Allerdings schämte Max sich auch für den vergangenen Tag. Florian hatte seinen Zusammenbruch gesehen, er hatte Florian alles erzählt und dieser wollte Max nun helfen. Irgendwie konnte Max das alles noch nicht so wirklich realisieren, wieso sollte ausgerechnet so jemand wie Florian so nett zu so jemanden wie Max sein?

 Max wurde aus seinen Gedanken gerissen, als es an der Tür klopfte und Florian mit einem Tablett das Schlafzimmer betrat. "Du bist wach, wie schön. Hast du gut geschlafen?". Schüchtern lächelte Max ihn an und erwiderte, dass er sehr gut geschlafen habe, sich allerdings nicht erinnern könne, wie er in das Schlafzimmer kam. Florian erwiderte, dass er ihn ins Bett getragen habe, als dieser sich schlafend an Florian kuschelte.

 Wie vor ein paar Minuten schon lief Max' Gesicht tiefrot an und er wandte den Blick auf die Decke. Lächelnd betrachtete er Max, "Das Rot in deinem Gesicht sieht unfassbar niedlich aus, weißt du das Max?". Es klang zwar unmöglich, doch mit dieser Aussage von Florian nahm Max' Gesicht einen noch dunkleren Rotton an und er spielte schüchtern mit der Bettdecke.

 Leise kichernd stellte Florian das Tablett auf Max' Schoß. Auf dem Tablett befanden sich zwei Tassen, eine gefüllt mit Tee, die andere mit Kaffee gefüllt, dazu noch ein kleines Brotkörbchen mit zwei Arten frischer Brötchen, zwei Teller, Besteck, Wurst- und Käseaufschnitt, als auch Marmelade und Nutella. Mit großen Augen starrte Max das liebevoll gedeckte Tablett an ehe er, wenn auch etwas zurückhaltend, die Teetasse nahm und einen Schluck nahm.

 "Bedien dich ruhig. Da ich nicht wusste, was du gerne zum Frühstück isst, habe ich einfach mal meinen Kühlschrank für dich geplündert.". Mit einem einfachen Danke nahm sich Max einen der Teller und ein Brötchen. Als Max das Brötchen aufschneiden wollte, passte er nicht auf und schnitt sich in die Hand. Es war keine tiefe Wunde, allerdings blutete sie schwach. Sofort stand Florian auf und rannte fast aus dem Zimmer, ehe er mit einer Wundkompresse, Desinfektionsmittel und einer Mullbinde zurück kam.

 Sanft nahm er Max das Messer aus der Hand und legte das Tablett samt Teller beiseite. Dann nahm er Max' verletzte Hand in seine, welche automatisch kleine, elektrische Impulse durch Max' Körper. Vorsichtig sprühte er etwas von dem Desinfektionsmittel auf die kleine Wunde, welche kurz brannte, doch der Schmerz war nur von kurzer Dauer. So sanft und und vorsichtig wie zuvor auch, legte Florian nun die Wundkompresse auf die Wunde und verband diese.

 "So, aber sei vorsichtiger. Ein Messer geb ich dir so schnell nicht mehr in die Hand.". Ein kleines Lachen erfüllte den Raum und auch Max lächelte "Es tut mir leid, ich war abgelenkt. Aber Danke sehr, Florian. Auch für das gestern.", doch mit einem einfachen Kopfschütteln meinte Florian, dass er dies sehr sehr gerne tun würde.

Nach einiger Zeit, das Frühstück war längst beendet und beide Männer saßen sich im Bett gegenüber, alberten ein wenig herum und lachten. Ja, Max lachte tatsächlich und das sogar ehrlich. Irgendwann unterbrach Max, dass er langsam mal nach Hause musste, um zu duschen und sich neue Kleidung anzuziehen, doch Florian wollte ihn nicht gehen lassen. Ohne einen Widerspruch zu zulassen gab er Max eine Jogginghose und ein T-Shirt von sich, drückte ihm noch ein Handtuch in die Hand und schickte den blonden dann ins Badezimmer, damit dieser duschen konnte.

 Max wusste, das jeglicher Protest nichts gebracht hätte, also schloss er die Tür hinter sich und begann, sich zu entkleiden. Unter der Dusche schaffte es, das Max seine Gedanken komplett zum Stillstand brachte, seinen Körper entspannte und zufrieden aufseufzte.

 Nach der Dusche und in den frischen Klamotten von Florian, welche weich waren nach Frühling und sogar etwas nach Florian rochen, kehrte er zurück ins Schlafzimmer, wo er Florian erwartet hatte, doch nur einen leeren Raum vorfand. Aus dem Arbeitszimmer nahm Max Geräusche war, also folgte er ihrer Quelle und erblickte einen konzentrierten Florian mit Nerdbrille und Kopfhörern auf den Ohren. Lächelnd betrachtete er das Bild, welches sich ihm bot während sein Magen begann zu kribbeln.

 Irgendwann hielt er es nicht mehr aus und schritt langsam auf Florian hinzu, zog ihm die Kopfhörer von den Ohren. "Kann ich dir irgendwie helfen?", doch Florian schüttelte nur den Kopf und lächelte ihn von unten her an. Langsam erhob sich Florian von seinem Stuhl und zog Max in die Küche, drückte ihn auf einen Stuhl und setzte sich ihm gegenüber.

 "Also, jetzt mal Klartext, Max. Darf ich dir helfen, deine Psyche mit dir gemeinsam aufzubauen?". Verblüfft schaute er ihm in die braunen Knopfaugen. Langsam, unendlich langsam fand Max seine Stimme und antwortete, dass es ihm zwar schwer fallen würde, diese Hilfe anzunehmen, er es allerdings gerne mit Florian versuchen würde. Dankend ergriff dieser die Hände von Max und drückte sie leicht. Max war erstaunt, wie weich Florians Hände waren und wie wunderbar gut sie sich um seine Hände geschlossen anfühlten.

 Scheu lächelte Max ihn an, welcher ein großes Grinsen als Antwort bekam. Florian war im Begriff, noch etwas sagen zu wollen, allerdings war das Selbstbewusstsein, welches er sonst immer ausstrahlte, auf die Größe einer Erbse geschrumpft. Nach ein paar Minuten überwand sich Florian dann aber, erhob sich langsam und zog Max von dessen Stuhl wieder hoch, eher er kurz unschlüssig vor diesem stand und dann ganz zaghaft, als sei Max eine zerbrechliche Glaspuppe, seine Arme um diesen Schlang und ihn einfach umarmte.

 Perplex spannte sich Max kurz an, ehe er dann langsam ebenfalls seine Arme um diesen Schlang und sich wieder entspannte. Nach kurzer Zeit lösten sich beide Männer wieder von einander und Florian kicherte schüchtern.

 Mit der Frage, ob Max mit einem Star Wars Marathon mit Pizza zufrieden wäre, leuchteten dessen Augen plötzlich auf und er nickte voller Vorfreude wie ein kleines Kind, als würde er gleich sein erstes Weihnachtsgeschenk erhalten.

 So bestellte Florian die Pizza, welche dieses Mal von Max bezahlt wurde, dann legte Florian den ersten Teil der alten Trilogie ein bevor er sich neben Max setzte. Wie von selbst lehnte sich Max an Florian an und genoss den restlichen Tag, während er langsam das Gefühl bekam, dass er Florian mehr mochte, als er sich eingestehen wollte.

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