Kapitel 13

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 Heute hatte Max zum ersten Mal vor, Florian von seiner Vorlesung abzuholen. Es war mittlerweile kurz vor den Weihnachtsferien, heute war der letzte Tag mit Vorlesungen vor dem Wochenende und schon in der nächsten Woche hatten sie für ein paar Wochen frei. Es war ein glücklicher Zufall, dass die letzte Vorlesung von Max ausfiel, der Dozent war aufgrund des schlechten Wetters in der Hauptstadt verhindert, und die Universität hatte keinen Dozenten in dem Fach, welcher als Vertretung in Frage käme.

 Somit stand Max also noch vor einem der Kaffeeautomaten in dem Universitätsgebäude, holte sich eine heiße Schokolade und ging langsam zu dem Hörsaal, in dem Florian seine letzte Vorlesung hatte. Er wusste nur, dass es sich in der Vorlesung um Rehablitationspsychologie handelte.

 Doch während Max sich auf dem Weg achte, saß Florian auf seinem Stammplatz in der hinteren Reihe, hatte gerade seinen Block aufgeschlagen als ein älterer Dozent den Hörsaal betrat, es war eine Vertretung, da seine eigentliche Dozentin vor kurzem in den Mutterschaftsurlaub gegangen war. Als Florian seinen Dozenten jedoch erblickte, schluckte er schwer.

 Raus. Er musste hier raus. Sofort. Wenn der Dozent Florian erkennen würde, würde das keinen guten Ausgang nehmen. So schnell er seinen Block zuvor ausgepackt hatte, so schnell hatte er diesen auch wieder eingesteckt. Verwundert sahen ihn einige seiner Kommilitonen an, der Dozent ließ sich allerdings nicht unterbrechen und fuhr mit der Vorlesung fort.

 Als er endlich aus dem Hörsaal war, das Gesicht schneeweiß und die Atmung unruhig und zittrig, lehnte er sich gegen die nächste Wand und versuchte sich zu beruhigen. Max, der das alles beobachtet hatte, lief sofort auf Florian zu, welcher sich erschreckte und Max dabei den Becher mit dem dampfenden Kakao versehentlich aus der Hand schlug.

 Max stieß einen Schrei aus, da die heiße Flüssigkeit über seine Hand und sogar teilweise über seinen Arm lief. Florian sah Max entgeistert an, ehe er diesen schnell wie es ging in den nächsten Toilettenraum zog und kaltes Wasser über die gerötete Hand laufen ließ.

 Mehrmals entschuldigte sich Florian bei Max, meinte er wollte ihn niemals verletzen. Seufzend betrachtete Max seine Hand, die Rötung ließ nicht nach, allerdings ging der Schmerz etwas vorüber.

 Nach ein paar Minuten sah Max seinen Freund an, fragte, was denn mit diesem los sei, da er so plötzlich aus dem Hörsaal gerannt war und dabei auch noch so blass im Gesicht war. "Mir war plötzlich so schlecht, da bin ich einfach raus gerannt, weil ich Angst hatte, dass ich mich übergeben muss, allerdings ging es dann wieder und dann warst du da und hattest mich so erschreckt, weil ich mit meinen Gedanken ganz woanders war und überhaupt nicht aufge-".

 Die letzten Worte konnte Florian nicht mehr sprechen, da Max ihn in einen Kuss zog. Sanft bewegten sich die weichen Lippen von Max gegen die des braunhaarigen. Als sie sich wieder von einander lösten, lächelte der blonde Mann verschmitzt, und meinte, anders hätte er seinen Freund ja nicht zum Schweigen bekommen, ohne das es zu pervers geworden wäre.

 Lachend schüttelte Florian den Kopf, nahm die Tasche von Max, ehe er ihre Hände miteinander verband und aus dem Raum und aus der Universität lief. Statt zur Bahnstation zu laufen schlug Florian einen anderen Weg ein. "Es tut mir so unfassbar leid, mein kleiner Engel. Wundere dich bitte nicht, warum wir nicht direkt nach Hause fahren, wir holen uns vorher noch etwas zu Essen, was auf mich geht und dann schauen wir uns bei mir einen Film an. Irgendwie muss ich das, was ich dir versehentlich angetan habe, ja wieder gut machen.".

 Verwundert blieb Max plötzlich stehen, sodass Florian ebenfalls stoppte und diesen ebenfalls verwundert an sah. "Florian, du musst überhaupt nichts wieder gut machen. Du hast dich entschuldigt, aber es war doch nur ein dummer Unfall, mein Schatz. Ich bitte dich, du musst das nicht wegen mir tun. Mit dir zusammen sein, das alleine ist schon das Schönste, was ich mir vorstellen kann.".

 Tränen hatten sich in Max seinen Augen gebildet, welcher er jedoch stur aus seinen Augen blinzelte und Florian zaghaft anlächelte. Dieser erwiderte das Lächeln sanft und zog Max zu sich, gab ihm einen sanften Kuss auf die Stirn und die Lippen. "Es heißt, wenn man einen Menschen auf die Stirn küsst, heißt es, dass man eine starke Zuneigung zu diesem Menschen empfindet. Max Krüger, ich liebe dich und hoffe, dass wir uns niemals trennen, niemals.".

 Als Max diese Worte hörte und verarbeitete, konnte er die Tränen nicht mehr zurück halten und er begann, leise zu schluchzen. "Ich liebe dich auch, Florian. Ich liebe dich wirklich.". Sofort zog Florian seinen Freund in seine Arme und hielt den bebenden Körper so fest er konnte.

 Irgendwann, als Max sich etwas beruhigt hatte, brachte Florian etwas Abstand zwischen sie, strich Max die Tränen aus dem Gesicht und küsste ihn erneut. Max lächelte seinen Freund liebevoll an, löste sich komplett von ihm und sie gingen weiter.

 Etwa eine Stunde später kamen sie endlich bei Florian in der Wohnung an. Während sich Florian um den Film kümmerte, holte Max noch Getränke aus der Küche und nahm noch gleich Besteck dazu, doch die Schublade ließ sich nicht sofort öffnen. Als er die Schublade für den Besteckkasten schließlich  doch öffnen konnte, entdeckte er eine Spritze, welche mit darin lag. Sie musste anscheinend versehentlich dahin gekommen sein. Die Spritze war benutzt, allerdings wurde sie anscheinend mit im Geschirrspüler gereinigt.

 Ohne weiter darüber nachzudenken, auch wenn sich ein komisches Gefühl in Max' Magengegend breit machte, nahm er das benötigte Besteck, schloss die Schublade wieder und ging in das Wohnzimmer, wo Florian den Film bereits an gemacht hatte. So wie Max es auf den ersten Blick sehen konnte, war es anscheinend "Cowboys vs. Aliens", und freudig setzte er sich neben seinen Freund, gab ihm eine Flasche Mate und Besteck für die Pasta.

 Was Max bemerkte, war, dass Florian zitterte, immer noch ziemlich blass war und leicht schwitzte. "Florian, du siehts nicht gut aus. Du wirst, so wie es derzeit aussieht, krank. Soll ich dir eine Decke bringen und einen Tee kochen?", fragte Max, doch Florian schüttelte den Kopf, meinte, er würde gleich wieder kommen und verschwand kurz im Badezimmer. 

 Besorgt wartete Max auf dem Sofa, den Film hatte er pausiert. Doch Florian war es egal, denn er suchte nach der kleinen Ampulle, welche er endlich fand. Mit zitternden Händen tat er etwas auf den Löffel, welcher immer im Badezimmer lag, erhitzte die Flüssigkeit darauf, ehe er sich diese in seinen Arm spritzte. Sofort versteckte er die Utensilien wieder, damit Max sie nicht finden konnte, dann ging er zurück zu Max, nachdem er sich noch schnell mit etwas Deo eingesprüht hatte.

 Verwundert und immer noch besorgte musterte Max den braunhaarigen, welcher nur meinte, er hätte so lange gebraucht, weil er die Schachtel für die Tabletten gegen die Erkältung nicht finden konnte und setzte sich auf das Sofa, startete den Film wieder und begann zu essen.

 Das Gefühl, was Max spürte, wurde immer stärker und er wusste, dass irgendetwas nicht stimmte. Gedanklich notierte sich Max, dass er mit Florian reden würde, sobald sie mit dem Essen fertig waren.

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