Kapitel 7

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Leanas PoV

Mir wurde erlaubt, einige Zeit bei diesem Volk zu wohnen. Jedem, dem ich versuchte, von dem Angriff der Weißen Wanderer zu erzählen, lachte mich aus. Irgendwann beließ ich es dabei. Ich freundete mich mit ein paar der dort lebenden Kinder an. Ich versuchte, mein Leben so gut wie möglich weiterzuführen. Ich unternahm Austritte mit meinem Pferd und erkundete die Umgebung. Doch wenn ich eins wusste, dann war es, dass ich diese schreckliche Zeit nie wieder werde vergessen können. Die Ermordung meiner Mutter und diese kalten Augen. Nachts wachte ich aus Albträumen auf, weil ich von den Weißen Wanderern verfolgt wurde. Wenn ich dann aufwachte, hatte ich das Gefühl, als ob diese Augen mich immer noch anstarrten würden. Manchmal spürte ich, wie die Narbe auf meinem Unterarm begann, wehzutun oder kälter zu werden. Doch ich erzählte immer noch keinem davon und behielt es für mich.

In den kommenden Wochen gelang es mir, einen funktionsfähigen Bogen mit Pfeilen zu bauen. Im Umkreis fand ich immer wieder kleine Scherben aus Drachenglas. Ich sammelte diese und versuchte, diese so gut wie möglich als Pfeilspitzen an meinen Pfeilen zu befestigen. Größere Scherben behielt ich und schnitzte sie zu tödlichen Waffen. Glücklicherweise interessierte sich keiner dafür, was ich machte. Anfangs wurde ich schräg angeschaut, aber dann gewöhnten sich die Menschen an mich. Mir war frei zu tun, was ich wollte. Ich durfte im Haus der Anführerin schlafen und fühlte mich fast wie zu Hause. Bis eines Nachmittags die Dorfälteste die Hütte betritt und mit mir reden wollte. Sie sagte, ich solle ihr folgen und führte mich in eine recht kleine Hütte am Rand des Dorfes. Sie bat mich, an einem kleinen Tisch mit zwei kleinen Stühlen Platz zu nehmen, was ich auch tat. Der ganze Raum war nur von einer Kerze in der Mitte des Tisches erhellt. Es machte die Atmosphäre gruselig. „Ich habe gehört, du sollst Weiße Wanderer gesehen haben.", krächzte sie. Ich fand es schwer zu verstehen und brauchte eine Weile, bis ich herausfand, was sie gesagt hatte. „Ja. Sie haben meinen Stamm angegriffen. Aber ich bin mir nicht sicher, ob es wirklich Weiße Wanderer waren.", erklärte ich ihr. Ich hatte mir inzwischen angewöhnt zu sagen, dass ich mir nicht sicher bin, dass es Weiße Wanderer waren, doch in meinem tiefen Inneren wusste ich, dass sie es waren. Sie bat mich, die ganze Geschichte zu erzählen. Ich ließ wieder einmaldeine Narbe und die Albträume aus. Während ich sprach, musterte sie mich ganz genau. Als ich fertig war, starrten wir uns gegenseitig an. Keiner hatte etwas zu sagen. „Da ist noch etwas.", sagte sie auffordernd. Ich wollte es verneinen, doch sie ließ mich nicht. „Streck deinen Arm aus.", befahl sie mir. Ich streckte ihr absichtlich den falschen Arm hin. „Den anderen Arm.", befahl sie, „Du hast nichts zu befürchten.". Und ob ich das hatte. Diese Stelle, wo er mich berührt hat, war in den letzten Tagen immer kälter geworden und es gab Momente, in denen sie ziemlich stark schmerzteq. Zaghaft streckte ich ihr meinen linken Arm hin. Sie nahm in sich nicht gerade sanft und schob grob den Ärmel meines Mantels nach oben. Dort prangte die Stelle, an der ich von dieser widerlichen Kreatur berührt worden war. Sie war jetzt sehr deutlich zu sehen. Das war mir bisher noch nicht aufgefallen. Ungläubig starrte die Älteste auf meinen Unterarm. „Was hast du nur getan?", fragte sie entsetzt. Doch es war zu spät. Ich spürte, wie es plötzlich wieder kälter wurde in unserer Umgebung. Ich begann, trotz meines dicken Mantel, zu zittern. Plötzlich bemerkte ich die leuchteten Augen hinter der Frau. Doch es war zu spät, um sie zu warnen. Keine Sekunde später spukte sie schon Blut in mein Gesicht. Entsetzt schrie ich auf. Ich hatte für den Notfall immer eine Scherbe parat. Sofort zog ich sie heraus und schaffte es, der Kreatur mitten ins Herz, oder zumindest dahin, wo es sein sollte, zu stechen. Ich sah im halbdunkeln wie die Kreatur lächelte, wenn man das so nennen konnte. Sie dachte, sie wäre unbesiegbar. Für einen kurzen Moment hatte ich Angst, dass es dich nicht funktionierte. Doch dann, auf einmal, zerbrach die Kreatur in tausende einzelne kleine Scherben. Verwundert sah ich sie an. Es hatte funktioniert. Die alte Frau lag inzwischen auf dem Boden. Ich kniete mich neben sie. Mir lief eine Tränen über meine Wange. Ich wollte nicht, dass noch jemand wegen mir stirbt. Sie murmelt etwas, was klang wie „Lauf" und das tat ich auf. Ich weinte jetzt. Ich wollte schreien, weglaufen, jemanden dafür verantwortlich machen und töten, doch ich weine einfach nur. Ich war mit meinen Nerven komplett am Ende.

Winter Is Here (Game of Thrones ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt