Kapitel 6

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Leanas PoV

Wir kamen vor dem größten Haus, das ich bisher gesehen hatte, zum stehen und betraten es. Innen war es schön warm. Es gab nur ein relativ großes Zimmer. Dort standen zwei Betten und das war's. Mehr gab es nicht. Aber mehr, als wir hatten. Wir hatten nur provisorische Betten und unser Zelt. In der Mitte war ein großes offenes Feuer und spendete Wärme. Der Rauch stieg durch ein Loch in der Decke nach oben. Ich setzte mich sofort so nah wie möglich an das Feuer, um mich zu wärmen. Ich seufzte vor Erleichterung. Die Frau setzte sich gegenüber von mir ans Feuer und starrte es an. „Könnten sie mir vielleicht erzählen, wer sie sind und wo ich bin.", fragte ich so höflich wie möglich. „Oh. Entschuldigung.", sagte sie und schaute auf. „Ich heiße Leyla und bin die Anführerin dieses Stammes."

„Eine Frau als Anführer?", fragte ich erstaunt. Bei uns galt so etwas als unmöglich. „Wie haben sie das geschafft?"

„Ich konnte mich eben gegen die Männer durchsetzen. Mein Mann war davor Anführer und als er starb, wollten wir einen Neuen wählen. Und ich hab mich gen die Konkurrenz durchgesetzt."

„Und wo bin ich hier?"

„Weit weg von deinem Zuhause. Der einsame Berg ist mindestens eineinhalb Tagesritte entfernt. Und das schafft man nur in so kürzer Zeit, wenn man recht schnell reitet. Aber es ist unwichtig, wer wir sind. Ich kenne deine Mutter. Wir waren gute Freunde. Aber wir haben uns leider seit Jahren nicht mehr gesehen. Damals gab es dich noch nicht. Also. Wer bist du?"

„Ich heiße Leana und bin schon fast 8.", sagte ich stolz.

„Wie schön.", sagte Leyla und lächelte mich an, „Mein Sohn ist schon 10. Aber warum bist du hierhergekommen? Und wo ist der Rest deines Stammes? Und ein paar haben gesagt, dass du ohnmächtig warst und vom Pferd gefallen bist."

Dann erzählte ich ihr zaghaft die ganze Geschichte. Als wir zu den Kreaturen kamen, musste sie lachen. „Das klingt, als hätten euch Weiße Wanderer angegriffen."

„Wieso lachen sie?", fragte ich entrüstet.

„So etwas wie Weiße Wanderer gibt es nicht. Das ist nur ein Märchen."

„Nein! Ist es nicht!"

„Es tut mir leid, Kind, aber es ist so."

„Ich bin kein Kind!"

„Okay. Aber was dann? Auch egal. Aber die Weißen Wanderer wurden seit tausend Jahren nicht mehr gesehen."

„Bis jetzt."

„Bis jetzt?"

„Ja. Der Sommer wird sehr lang. Der Schnee schmilzt stellenweise. Wie in der Geschichte. Sie kennen doch die Geschichte. Meine Mutter hat die Theorie, dass sie sich damals tief in den Schnee gegraben haben und da er jetzt schmilzt, kommen sie wieder zurück. "

„Die Geschichte kennt jeder. Und das mit dem Einträgen ist Unsinn."

„Nein! Wenn sie dich Geschichte kennen, dann wissen sie auch, dass dieser Winter damals auf so einen Sommer wie dieser gefolgt ist, oder?"

„Ja. Schon, aber...", begann sie, aber sprach nicht weiter. Auch ich blieb still und starrte in die Flammen. Ich überlegte ihr, ob ich ihr das Drachenglas oder die Narbe zeigen sollte, beließ es aber dabei. Und wir diskutierten nicht weiter über dieses Thema.

Winter Is Here (Game of Thrones ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt