Kapitel 40 - Aber

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#Lesenacht 5.4



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Ich greife mir wieder die Schüssel Chips und schaue auf den Bildschirm. Neben mir höre ich ein Räuspern, gefolgt von einigen tapsigen Schritten. 'Einfach nicht beachten.' Das dürfte schon das Beste sein. Geräuschvoll beginne ich auf den ersten fünf Chips zu kauen, konzentriere mich auf das Geschehen vor mir. Ich könnte mich dafür ohrfeigen! Anstatt dass ich einen anderen Film reinlege, gucke ich jetzt den Abspann. 'Du bist sooo schlau, Tim...' Erneut fünf Chips.

„Timmi?" Kurz stocke ich mit dem Essen, fange mich aber schnell wieder und kaue weiter. Die ganzen Namen, die erwähnt werden, sind zum größten Teil Amerikanisch. 'Ah, interessant...'
„Tim, ich weiß, du bist sauer, aber-"
„Ich bin nicht sauer", unterbreche ich ihn, bringe allerdings nur ein Nuscheln zustande. Das sieht Stegi leider als Anlass, mich weiter anzuquatschen. „W-was ist dann los?" Ohne zu antworten greife ich nach weiteren Chips. Seit er nehmen mir steht, schmecken sie so pappig... „Bitte, Tim! Rede mit mir. Ich will wissen, was ich falsch gemacht habe!" Bitter lache ich auf, reibe mir über die Augen.

„Du weißt nicht mal, was passiert ist...Ganz schön traurig, was?" Ich stehe auf, gehe ohne die Schüssel zum Fenster. „T-Tim?" Die Tränen sind in seiner Stimme nicht zu überhören. Ich gebe es zu, dass es mir verdammt wehtut, ihn so zu sehen oder zu hören. Aber das, was er gemacht hat...ist unter Freunden nicht normal. Nicht richtig. Und das muss er wissen! „Hör auf zu heulen", zische ich, drehe mich zu ihm um. Erschrocken sieht er mich an. So einen Ton hat er von mir noch nicht oft gehört. „Du weißt ganz genau, was du gemacht hast!"
„A-aber ich dachte..."
„Was dachtest du, he? Dass es mir gefallen hat? Dass ich gerne mit meinem besten Freund ficke? Das glaubst auch nur du." Kalt schaue ich ihn an, während in seinem Blick beinahe schon ein Flehen liegt. Ein Schmerz durchfährt mich. 'Bitte jetzt nichts sagen, was alles zerstört...'

„Heißt das jetzt, du willst das wirklich vergessen?" Zu spät. Langsam gehe ich auf ihn zu, baue mich vor ihm auf. „Hör mal zu", knurre ich. „Das, was du getan hast, ist gerade dabei, unsere Freundschaft zu zerstören. Also was wäre deiner Meinung nach besser, als den Scheiß zu vergessen, den du übrigens gebaut hast!" Zum Ende hin werde ich immer lauter, Stegis Wangen im nasser. „Mein Gott! Hör auf zu heulen, wie ein kleines Kind!" Der Satz bewirkt aber nur, dass er sich schluchzend auf die Couch fallen lässt. „E-es t-t-tut mir so lei-leid!", jammert er, versteckt sein Gesicht in seinen Händen. Das schlechte Gewissen packt mich, zusammen mit dem Drang, ihn beschützen zu wollen. Also lasse ich mich neben ihn fallen, lege zaghaft einen Arm um ihn. Sofort drückt er sich an mich. „Hey, pssst." Sanft streiche ich durch seine Haare, flüstere immer mal wieder besänftigende Worte.

Als er sich wieder fängt, schaut er mich aus geröteten Augen an. Das sonst so schöne blaugrün ist verblasst, lässt ihn krank aussehen. Und dafür bin ich wieder einmal verantwortlich... „Bei m-mir sind die Sicherungen durchgegangen", wimmert er. „Ich... Es war einfach so ein Kurzschluss! Tim, es...es tut mir so leid! Bitte lass uns weiterhin Freunde bleiben! Bitte! Ich kann ohne dich nicht leben! Dann springe ich lieber aus einem Fenster oder werfe mich vor eine Bahn. Aber b-bitte, lass mich nicht alleine!" Tränen beginnen wieder aus seinen Augen zu quellen, die ich erst versuche, wegzuwischen. Nur sind es zu viele, weshalb ich ihn wieder in meine Arme ziehe. „Stegi, beruhige dich. Ich lasse dich nicht alleine."
„Das hört sich nach einem Aber an..." Er drückt sich leicht von mir weg, traut sich aber nicht, mich anzugucken. Vorsichtig nicke ich, was er nicht sehen kann. Also sage ich: „Ich werde erst mal wieder nach Hause fahren. So lange kann ich nun auch nicht bei der Uni als krank gelten."
„Du lässt mich also doch alleine."
„Nein!" Ich schiebe sein Kinn nach oben, sodass er mich einfach ansehen muss. „Ich brauche nur eine kleine Auszeit. Wir können schreiben."
„Skype?"
„Vielleicht auch Skype. Aber gib mir bitte Zeit, Stegi." Lächelnd nickt er, es ist ein gefälschtes Lächeln. Er sieht traurig aus. „Es ist kein Abschied für immer, Stegi. Nur für paar Wochen." Erneut ziehe ich ihn in eine Umarmung, was ihn laut seufzen lässt.

Nach einigen Minuten lösen wir uns voneinander, schauen uns einfach nur in die Augen. Das Blau in seinen Augen nimmt die Überhand, was sie strahlen lässt. Wie Sterne, so leuchtend, dass man einfach lächeln muss. „Du hast so schöne Augen." Dieser Satz, der mir eigentlich nur herausgerutscht ist, bringt uns beide zum Schmunzeln. Verlegen schaue ich zu Boden, könnte mich am liebsten dafür schlagen, dass ich gehen möchte. Okay, ich bin praktisch schon abgehauen, habe mich bei Palle niedergelassen. Aber er ist mir gefolgt...Also sind wir noch immer nicht getrennt voneinander. „Tim?"
„Hm?" Nervös spielt er an dem Saum seines T-Shirts. „Was ist?"

„I-ist schon gut!"
„Nein, ist es nicht."

„D-doch, ich-"
„Jetzt sag schon!" Sein Blick wandert zu meinen Augen, verfestigt sich dort. Ich weiß nicht, ob das so schlau ist, aber ich sehe nicht weg, halte seinem Blick stand. Langsam nähert sich sein Kopf meinem. „Darf ich?", flüstert er. Benebelt nicke ich, lege meine Hände in seinen Nacken und ziehe ihn noch dichter zu mir. „Eigentlich sollten wir das nicht tun", nuschele ich, lege aber im selben Moment meine Lippen auf seine. Wohlig seufzend setzt er sich auf meinen Schoß, verhakt seine Finger mit meinen.

Schwer atmend lösen wir uns voneinander, schauen uns grinsend in die Augen. Das es falsch ist, lasse ich einfach mal außen vor. Ich habe es genossen, und das will ich nicht verschweigen. Dennoch schiebe ich ihn von mir runter, stehe auf und gehe aus dem Zimmer. Auf dem Flur begegne ich Palle, der mich lächelnd ansieht. „Ihr solltet es versuchen." Bestimmt schüttele ich den Kopf, ziehe mir meine Schuhe an und greife meine Tasche. Noch einmal drehe ich mich zu ihm um, bedanke mich dafür, dass ich bei ihm 'Zuflucht' suchen durfte. „Kein Problem. Dafür sind Freunde doch da."

„Schon..." Ein Räuspern lässt mich meinen Kopf heben. Stegi lehnt am Türrahmen, sieht mich traurig an. „Es ist kein Abschied für immer, verstanden?", sagt er, kommt zu mir und zieht mich in seine Arme. Zustimmend nicke ich, drücke ihn noch dichter an mich heran. Patrick entfernt sich leise von uns. „Ich gehe dann", flüstere ich und lasse ihn los. Ein Nicken seinerseits genügt. Langsam gehe ich Richtung Tür, öffne sie. Doch noch ehe ich hinaustrete, drehe ich mich nochmal um, gehe auf meinen besten Freund zu und ziehe ihn zu einem kurzen Kuss an mich. „Wehe, du zeigst mir die Vloggs nicht vorher!", meint er plötzlich, was mich zum Grinsen bringt.

„Spinner...Okay, ich gehe dann mal. Tschüss, Stegi."
„Tschüss, Timmi..." Langsam lösen sich unsere Hände voneinander, ehe ich aus der Wohnung trete und die Wohnungstür hinter mir schließe, um in die Dunkelheit zu treten.

Zeit zum Abschalten...


So...Bestimmt ist es verwirrend. Die Erläuterung: Tim braucht Abstand, Stegi folgt ihm aber zu Palle, wo es wieder zum Streit kommt. Die beiden Küssen sich, alles scheint heile Welt. Aber Tim kommt immer noch nicht drauf klar und verpieselt sich.

Wow. xD

Leute, ein bisschen Gewusel am Rande:
Ich bin nebenbei gerade halt noch so auf YT unterwegs und eben wurde mir ein Video empfohlen, was von Sturmi aus dem Jahre 2015 ist. Da Tim dort erwähnt wurde, habe ich es angeklickt...
Es war ein Fehler :,(
Wenn die Person, die man, neben Veni, häufiger am Rande des Vloggs gesehen hat, Tim ist, ist mein Bild von ihm zerstört o.o Ist jetzt kein Hate oder so. Aber sollte er es sein, dann hätte ich ihn mir anders vorgestellt.
Vielleicht gelte ich jetzt auch als Schnell-Checker, weil bestimmt schon die ganze Welt das mitbekommen hat, aber egal xD

Ich habe auch kp, warum ich das gerade schreibe...
Nicht beachten xD

Bis zum nächsten Kapitel! :)

P.S.: Könnte sein, dass die letzten beiden Kapis alle 3/4 H kommen. Wie dieses auch schon... Hoffe, dass ist nicht schlimm.

Vloggingtime - #Stexpert Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt