Funkstille

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Lydia

Knapp drei Wochen sind seit diesem Morgen vergangen. Und seit dem hatte Lydia kein Wort mehr mit Stiles gewechselt. Sie konnte es sich selbst nicht erklären, denn es ist ja nichts schlimmes zwischen den Beiden passiert.

Es ist nicht so, als sei Stiles ihr zu nahe getreten. Im Gegenteil. Sie war ja dankbar für seine Hilfe. Aber seit jenem Gespräch am besagten Morgen waren die Dinge zwischen ihnen komisch. Angespannt. Anders einfach. Lydia konnte es sich selbst nicht wirklich erklären. Sie gingen sich einfach aus dem Weg.

Ob sie es sich eingestehen wollte oder nicht, Stiles und sie haben sich in der letzten Zeit sehr gut verstanden.

Sie haben nicht annähernd die gleichen Interessen. Lydia mag Schminke, Mode und Liebesfilme während Stiles sich für Star Wars, seinen Jeep und Baseball fasziniert. Aber wenn Lydia mit ihm redet, hat sie einfach das Gefühl auch auf ein offenes Gehör zu treffen, das ihr gerne und interessiert zuhört. 

Und nach diesen fast drei Wochen muss sie ehrlich sagen, dass es ihr fehlt mit ihm zu sprechen.

Natürlich ist Allison immer für sie da. Nur hat sowohl sie, als auch Lydia selbst, seit dem Vorfall im Nachtclub eine strenge Ausgangssperre. Wenn auch aus anderen Motiven. Lydias Mutter macht sich große Vorwürfe, beruflich verreist und somit nicht für ihre Tochter da gewesen zu sein. Seit dem ummantelt sie Lydia in eine Art mütterlichen Schutzkokon. 

Allisons Eltern handelten eher aus Wut vor der verdorbenen Menschheit, die zu Taten wie, Jugendlichen KO Tropfen in ihr Getränk zu mixen, im Stande waren. Das Vertrauen an das Gute im Menschen ist bei ihnen wohl nun komplett erloschen.

Außerdem hatte Allison ja noch Scott und Lydia konnte verstehen, dass sie ihre begrenzten Ausgehzeiten mit ihm verbringen wollte.

Lydia greift zu ihrem Smartphone und klickt auf ihre Kontaktliste. Sie geht auf den von Stiles, dem ein kleines Profilbild von ihm im Kindesalter mit einem Baseballspieler der Mets zeigt. Außerdem eine Email Adresse und Handynummer. Lydias Daumen schwebt über dem kleinen grünen Hörer unmittelbar neben dieser Nummer, findet jedoch nicht den Mut ihn zu drücken und kehrt schnell wieder zu ihrem Homescreen zurück.

Stiles

Stiles saß bereits in dem Kursraum für Biologie, der bis auf drei weitere Schüler noch leer war. Er war am Vorabend nach dem Lacrosse Training einfach zu müde und erschöpfte gewesen, um noch die Hausaufgaben zu erledigen.  Aber bei Frau Blake kam niemand freiwillig ohne Hausaufgaben in den Unterricht, also machte er sie einfach jetzt.

Dieses Vorhaben lief soweit auch gut, bis eine gewisse 1,65 Meter große erdbeerblonde Gestalt das Klassenzimmer betrat. Stiles Konzentration war dahin.

Drei Wochen.

Was hatte er falsch gemacht? Er versteht es wirklich nicht. Er tat doch alles, worum Lydia ihn gebeten hatte und nichts, was sie nicht gewollt hätte. Oder?

Er zerbrach sich Tag und Nacht den Kopf darüber, wie er die Situation wieder beruhigen konnte. Selbst Scott konnte ihm nicht helfen.

Allison sagte lediglich, dass Mädchen manchmal halt so drauf wären und er ihr Zeit geben solle.

Und das tat Stiles nun bereits seit drei verdammten Wochen. Aber in dem Moment, in dem Lydia wie immer ihren gewohnten Platz eine Reihe vor ihm einnimmt, zweifelt er an seinem  Vorhaben.

Soll er sie nicht einfach fragen was los ist?

Jetzt wäre eine gute Gelegenheit.

Oder wird sie dann nur noch wütender?

"Hör auf zu starren."

Stiles zuckt zusammen. Peinlich benommen richtet er den Blick wieder auf seine Papiere. Er hat nicht einmal bemerkt, dass er gestarrt hatte.

Genauso nüchtern wie ihre Worte zuvor, fügte Lydia hinzu: "Nach der Schule. Bibliothek."

Stiles Herz rast vor Aufregung und für einen Moment hält er aus Schock die Luft an.



Ein Uhr Mittag. Gott sei Dank hatte Stiles heute nur einen kurzen Schultag. Aus dem Unterricht hatte er heute so gut wie nichts an Wissen mitgenommen, da seine Gedanken nur um dieses Treffen kreisten.

Er ging sogar noch einmal auf die Herrentoilette, um seine Frisur und sein restliches Aussehen zu betrachten. An seinem Wuschelkopf von Haaren konnte er sowieso nichts mehr ändern. Verzweifelt versucht er sie in Form zu bringen, einzelne Strähnen fallen jedoch immer wieder Richtung  Stirn.
Er richtet den Kragen seines dunkelblau karierten Hemdes und streicht seine Jeans glatt. 

Er blickt in den Spiegel und atmet tief durch. Du kannst das! Versau es nicht!

In der Bibliothek angelangt sitzt Lydia schon an einem kleinen Tisch neben einem riesigen Bücherregal. Stiles hat einen Augenblick gebraucht, um sie überhaupt zu finden.

Sie ist in irgendwelche beliebigen Notizen vertieft. Mit einem Finger zwirbelt sie eine Strähne ihres Haares ein, die andere Hand drückt gedankenverloren den Knopf eines Kugelschreibers.

Schreibmiene rein. Und wieder raus. Rein. Raus.

Stiles räuspert sich. Lydia blickt auf. Hört endlich auf den Kugelschreiber zu drücken. Ihre Mundwinkel zucken, ein Lächeln ist dem jedoch nicht zu entnehmen.

Stiles bringt ein krächzendes, heiseres "Hey" heraus.

Lydia nickt. "Setz dich."

Stiles tat, wie ihm gesagt. Ein Moment der Stille entsteht.

"Du wolltest reden?", beginnt Stiles zögernd.

Wieder nickt Lydia nur. 

Stiles wartet, gibt ihr die Zeit die richtigen Worte zu finden.

"Ich, uh, Stiles ich.."

Sie unterbricht sich und holt Luft bevor sie weiter spricht.

"Es tut mir Leid?", sagte sie mehr wie eine Frage.

"Mh?"

"Es tut mir Leid, dass ich mich nicht richtig bei dir bedankt habe, als du mich sicher nach Hause gebracht hast. Und es tut mir Leid, dass ich dich in dieser angespannten Situation einfach hab gehen lassen. Ich war eine Idiotin. Es tut mir Leid."

Endlich blickt Lydia ihm in die Augen. Auch, wenn er wusste, wie schwer ihr diese Entschuldigung fiel wusste er auch, dass sie ehrlich gemeint war.

Ohne nachzudenken greift er ihre kleine zärtliche Hand und legt sie in seine große und drückt sie leicht. Lydia erschrickt nicht, sie tut so als wäre es das Normalste auf der Welt. Der Blickkontakt ist noch immer nicht unterbrochen.

"Ich verzeihe dir."

"Danke."

"Ich war nie böse."

"Ich weiß."

Lydia lächelt. Stiles grinst zurück.

Zwei Kapitel an zwei Tagen. Ich bin wieder am Start! Bitte vergesst nicht ein Kommentar da zu lassen meine Lieben. Danke an alle, die bis hier hin gelesen haben, wir werden immer "mehr" :-) 



STYDIA - Pretended to be TogetherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt