Hochhaus der Gefühle?

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Nach diesem Vorfall begab ich mich nach Hause, die Gedanken noch immer bei dem, was er über mich dachte. Was ER sah. Er sah mich als Mensch, nicht als Kreatur dieses Planeten so wie alle anderen. Und bei jedem Schritt den ich ging, kam ein neuer Gedanke dazu. Der Schnee knarrte unter meinen Schuhsohlen, und meine Haare wehten leicht im Wind, der sachte durch die Gassen blies.Ich achtete nurnoch auf den Boden, auf den Schnee. Auf die Bewegungen meiner Beine, die mich fortan weitertrieben.Letztendlich kam ich vor meiner Wohnung an, ich hasste Kälte also freute ich mich insgeheim auf ein heißes Bad. Ich griff in meine rechte Jackentasche, und holte etwas heraus. Doch statt meinem Wohnungsschlüssel, zog ich ein gefaltetes Stück papier heraus. Ich starrte den Zettel noch einige Zeit sinnlos an, bis ich ihn dann schließlich enfalltete, und die Nachricht darauf las, welche feinsäuberlich und schreibschrift darauf abgebildet war.

"Hey Levi,

Wenn du mich wiedersehen willst, was ich hoffe komm am Samstag, Mittag ,in die Bar 'Wings of Freedom' in der Sina-street. Ich wünsche dir eine gute Nacht.

Bis dann,
Eren."

Ich schmunzelte für mich selbst, ich wusste genau was dieses 'Bis dann' aussagen sollte.Ich zerknitterte den Zettel in meinen Händen, und nahm nun meinen Schlüssel heraus. Ich sperrte meine Wohnungstür auf, und trat ein, wo mich so gleich die Wärme empfing, und sich wie eine Decke um mich schmiegte. Ich zog meine Winterjacke aus, hängte sie auf und zog dann noch meine Stiefel aus, welche ich in Reih und Glied zu den anderen stellte. Hunger hatte ich keinen also, huschte ich gleich ins Schlafzimmer um mir Wechselkleidung zu holen. Ich hopste dann wieder ins Badezimmer, zog mich aus und setzte mich letztendlich, in das warme Wasser der Badewanne. Ich seufzte wohlig und lehnte mich zurück.Und dann begann wieder fie Hetzjagd meiner Gedanken. Ich fragte mich was er damit gemeint haben könnte, dass ich zu ihm aufschauen soll.Ich soll mich für ihn fallen lassen, und doch hat er gesagt, wer unten ist kann nicht mehr sinken. Wer nicht sinken kann, kann nicht fallen. Mich zu treffen, bringt doch das Gegenteil von dem was er will. Wenn er mich fallen sehen will, ist das der Falsche weg, denn gerade damit baut er mein Gefallenes Hochhaus, Stein für Stein wieder ein kleines bisschen auf. Er könnte mich erst wieder fallen lassen wenn er ganz oben ist. Doch ich schwor mir, nie jemanden diese Aussicht sehen zu dürfen. Ich schwor mir auchh nie wieder jemanden auch nur einen Stein daran wieder aufzubauen, und doch hatte er es gemacht. Er hatte nicht einen Finger gekrümmt, und doch hatte er mehr bewegt als jeder andere der um die halbe Welt gelaufen wäre um mein Vertrauen zu gewinnen. Und genau dass ist es was ich nicht verstehe. Was ist es dass ihn so besonders macht? Sind es seine Augen? Oder ist es sein Charackter? Die Art wie er spricht? oder die Art wie er lächelt? Ist es dies alles zusammen, was mein kaltes Herz erwärmt? Ich fühle mich bei ihm so hilflos, und doch so geborgen. Ich fühle mich hilflos da er weiß was ich denke, und dich fühle ich mich geborgen genau, weil er weiß was ich denke. Egal welche strukturierten Züge ich durchziehe, er setzt mich jedes einzelne mal Schach-Matt. Ich wollte dahin gehen, und ich wollte meine Fragen beantwortet haben. Doch auf der anderen Seite, will ich die Fragen nicht beantwortet haben. Ich habe Angst. Angst dass er mich alleine lässt, mich wie alle anderen nach einer Zeit von sich schiebt. Dass er mich, aus seinem Leben radiert wie einen Bleistift strich, doch sich in meinem Herzen mit Edding eingraviert.

Es war mir egal, dass ich nun schon länger als eine halbe Stunde in der Wanne saß, denn er spukte noch immer durch meinen Kopf. Nach kurzer überlegung stieg ich nun doch aus der Wanne. Ich trocknete mich ab, und wickelte das Handtuch um meine Hüften, bei welchen man die Knochen gut strukturiert erkennen konnte. Ich sah in den Spiegel. Ich nahm mir zum ersten Mal Zeit, um über mich nachzudenken, über mein Aussehen.

Rabenschwarze Haare, sie glichen der Nacht und glänzten manchmal wie die Sterne. Sie hingen schlaff in meine Hohe Stirn, und kleine Tropfen liefen über sie, und verhedderten sich in meinen langen Wimpern. Ich schloss meine stahlgrauen Augen, und der Tropfen bahnte sich den Weg über meinen gut sichtbaren Wangenknochen hinunter zu meinen rosigen Lippen. Ich öffnete meinen Mund leicht, damit die kleine Wasserperle weiterfließen konnte. Sie floß über mein spitzes Kinn, über meinen Kehlkopf, hinunter zu meinem herausstehendem Schlüsselbein. Sie rutschte weiter über meine Brust, zu meinen Bauchmuskeln, und landete letzendlich in meinem Bauchnabel.
Es war komisch, sich so lange zu betrachten. Und mit jeder Minute kam ich mir hässlicher, ekelhafter vor. Ich fuhr mir mit dem Daumen über die Unterlippe. Sie war rau. Warum konnten meine Lippen nicht so weich wie seine Aussehen. Ihr fuhr mit meinem langen, dürren Zeigefinger über mein Kinn, herunter zu meinem Adamsapfel. Danach fuhr ich beide meiner Schlüsselbeine nach. Ich streichelte leicht über die heraustretenden Knochen. Und fuhr dan weiter über meine Brust, hinab zu meinen Bauchmuskeln, die ich einzeln abtaste, ich fuhr meine V-Linie nach und ließ das Handtuch fallen. Ich fand mich fett, meinen Bauch zu dick. Meine Arme zu breit. Meine Beine zu kurz. Mein Gesicht so unschön geformt. Meine Haare so normal. So neutral, mit diesem schlichten schwarz. Und wieder fragte ich mich wieso ich nicht wie er sein konnte. Ich konnte mich nicht mehr ansehen. Ich wandte meinen Blick ab. "Du bist Abschaum, Levi. Sieh dich an." Beschimpfte ich mich selbst so gehässig wie möglich. Ich hob das Handtuch auf, doch warf es einfach wieder achtlos auf ein Regal. Schritt für Schritt ging ich weiter in mein Schlafzimmer. Und wieder fiel mir auf, wie ekelhaft ich doch war. Meine Beine waren kurz, dick. Ich kam letzendlich im Schlafzimmer an. Ich zog mich an. Ich hatte keine Lust mehr auf mich, und so ließ ich mich dann in mein Bett fallen und driftete in meine Traumwelt ab.

Zuckerguss //Ereri//Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt