Kapitel Neun

3K 154 17
                                    

  Blaise starrte schon seit Tagen an die Wand und redete nur das Nötigste mit Draco.
'Es nimmt ihn ganz schön mit, das Weasley nicht mehr mit ihm spricht.', dachte sich Draco, der auf den Weg in die Bibliothek war.
Er hätte gerne seinen Freund zurück, der immer ein bissiges Kommentar auf den Lippen hatte und immer offen gegenüber allen war. Früher hätte ihn das nicht gestört.
'Ich habe immer nur an mich gedacht', dachte er und verspürte so etwas wie Scham.
Malfoy ließ sich in der Bibliothek auf seinen Liebsten Ohrensessel nieder und stützte den Kopf mit seinen Händen. 'Vielleicht sollte ich mal mit ihr reden.'
--
„Hallo Draco", riss ihn eine zögerliche Stimme aus den Gedanken. Er blickte auf in tiefe, braune Augen und konnte das Lächeln, das in ihm aufkam nicht unterdrücken.
„Hier, ich habe die Übersetzung fertig", sagte Hermine als sie ihm ein paar Pergament rollen in die Hände drückte. Bei seinem warmen Lächeln nahmen ihre Wangen einen zarten Rosa Ton an.
„Danke", murmelte er und fixierte sie dabei. Hermine nickte noch einmal und wollte sich umdrehen um zu gehen.
„Warte mal Hermine, wie geht es Ginny?", fragte Draco schnell.
Die junge Frau drehte sich um und sah ihn argwöhnisch an: „Ich weiß nicht, sie redet kaum mit mir".
„So ist es mit Blaise auch und er starrt nur noch Löcher in die Luft", erklärte Draco ihr.
„Warum geht sie nicht einfach mit ihm zum Ball? Ist doch nichts dabei", setzte er hinzu, merkte aber an ihrer Anwesenheit, das selbst das Fragen eine große Hürde darstellte.
Hermine zuckte mit den Schultern: „Sie glaubt fest daran das Harry mit Ron zurück kommt und das er sie dann fragt ob sie mit ihm dort hin geht."
„Also kommt Wiesel auf jeden Fall?", fragte Draco mit einem säuerlichen Unterton in der Stimme.
„Er heißt Ron, Malfoy. Ron und nicht Wiesel! Wenn ich mich recht erinnere, warst du im vierten Schuljahr das Wiesel?", wies sie ihn mit erhobenen Augenbrauen zurecht.
„Ja ist okay, Ron.", bei dem Namen musste er aufpassen , dass er nicht zu viel Abwertung mit hineinlegte. „Also kommt er?", fragte er nochmals.
„Ja, aber ich wüsste auch nicht was dich das anginge", antwortete Hermine schnippisch.
„Nun ja, ich wollte eigentlich. Ach nichts!", stammelte der junge Mann und blickte auf die Pergament rollen in seinen Händen. „Danke nochmal!", sagte er dann und hielt sie hoch.
Hermine spürte wiedereinmal den Stich in sich, den sie in letzter Zeit häufig gefühlt hatte, wenn sie daran dachte ihm die Pergament rollen zu übergeben.
Sie schluckte kräftig und nickte. 'Soll das jetzt heißen ich kann gehen' fragte sie sich kurz und wollte sich schon umdrehen.
Als: „Es gibt nicht die Möglichkeit, dass du mit mir zum Ball gehst oder?", sie die zögerliche Stimme Malfoys vernahm.
Hermine sah ihm direkt in die Augen und in ihr machten sich Gefühle breit, bei denen sie Angst bekam ihnen nicht Herr werden zu können. 'Was ist das nur?' fragte sie sich und schlucke erneut kräftig.
Sie bekam kein Wort raus und schüttelte nur mit dem Kopf. 'Warum kann ich nicht einfach Nein sagen? Ich geh doch mit Ron und Ron ist schließlich mein Freund!', dachte sie ärgerlich.
„Okay, verstehe schon.", murmelte Draco und blickte zu Boden.
„Ich hatte ja nur gedacht, um das Kriegsbeil ein für alle Mal zu begraben.", nun sah er wieder hoch und grinste sie an. Noch ein Stich ins Herz.
'Geh jetzt einfach Hermine, ein Fuß vor den anderen!' dachte sie, doch ihr Körper gehorchte ihr nicht.
„Was hat es mit Phing auf sich?", fragte ihr Mund wie von selbst.
Draco zog die Stirn kraus: „Keine Ahnung, auf jeden Fall schläft er nicht viel in letzter Zeit und ist immer nervös".
„Hm.", Hermine nickte nachdenklich.
„Ich habe ihn und Slughorn belauscht. Er darf Abends im Tränke Klassenraum irgendetwas üben", sagte sie dann.
Es herrschte einen Moment angespannte Stille
„Würde mich wirklich interessieren was er da übt", dachte Draco laut nach.
„Vielleicht sollten wir da einfach mal Mäuschen spielen und uns einen Überblick darüber verschaffen!", schlug Hermine vor und hätte sich am Liebsten vor die Stirn gehauen.
'Als könnten wir nicht auch jeder alleine gucken gehen', dachte sie ärgerlich über sich selbst nach.
Draco hingegen nickte lächelnd: „Klar, heute Abend so um neun? Meistens haut er direkt nach dem Abendessen ab."
Hermine konnte ihr Lächeln nicht unterdrücken. „Okay, um neun bei den Kerkertreppen.", sagte sie schnell und ging.
--
Warum habe ich solche Gefühle in seiner Gegenwart? Wieso kann ich so etwas nicht fühlen wenn Ron vor mir steht?', Hermines Gedanken kreisten bis sie in ihrem Schlafsaal ankam.
Ihr Blick viel auf Ginny, die wiedermal einfach auf dem Bett saß und an die Wand starrte. „Ginny. Jetzt hör endlich auf damit!", sagte Hermine energisch.
Die junge Frau blickte hoch und sah ihrer Freundin in die Augen. 'Sie hat wieder geweint', stieß es Hermine durch den Kopf.
„Tut mir Leid. Ich weiß auch nicht wieso es mir so schlecht geht.", sagte die Rothaarige und wischte sich die letzte Träne weg, die über ihre Wange lief. Hermine setzte sich zu ihr und legte ihren Arm um Ginnys Schultern.
„Mensch Ginny, es ist wegen Harry oder?", Hermine strich ihr leicht über den Rücken.
„Weißt du, versuch einfach los zu lassen.", versucht Hermine sie zu ermutigen. Ginny schluckte: „Und wenn er wirklich kommt? Ich kann einfach nicht aufhören daran zu denken. Harry macht mich echt fertig! Ich werde einfach nicht zu dem Ball gehen und gut ist". Sie senkte ihren Blick.
„Nein, lass dir deswegen nicht alles kaputt machen. Du hättest Blaise zusagen sollen!", dachte Hermine laut nach.
„Nein, schon alleine weil Ron kommt kann ich ihm nicht zu sagen. Was denkt mein Bruder denn von mir, wenn ich mit einem seiner Feinde plötzlich bei einem Ball auftauche?", Ginny resignierte.
Hermine hob die Augenbrauen: „Du denkst zu viel an andere und zu wenig an dich Ginny. Ich merke doch das zwischen euch etwas ist.".
Ginny blickte auf: „Aber zwischen dir und Malfoy ist nichts oder was? Du machst dir doch auch etwas vor, wenn du mit Ron zum Ball gehst".
Hermine warf einen Blick zum Fenster. 'ist das wirklich so?', fragte sie sich und schüttelte leicht den Kopf.
„Ginny, zwischen mir und Draco ist nichts. Schließlich ist Ron mein Freund.", sagte die Braunhaarige und warf Ginny einen hilflosen Blick zu.
„Wir haben wirklich Probleme.", sagte diese und senkte den Kopf erneut.
'Soll ich ihr von dem Gespräch in der Bibliothek erzählen?' zog es Hermine durch den Kopf, doch sie würde nicht die richtigen Worte dazu finden, also entschloss sie, es ihrer Freundin erst an einem späteren Zeitpunkt zu erzählen.
--

'Reue?', Draco blickte auf die vielen Pergamentrollen vor sich. 'Ich muss alles bereuen? Aber das tue ich doch'.
Das Mal, was fast nur noch aus rotem Narben Gewebe bestand brannte kurz auf. Draco warf seinen Blick auf den Unterarm.
Er hatte so viel versucht. Zaubersprüche, Tränke und Tinkturen.
Nichts hatte geholfen. Die schwarze Farbe war gewichen, kurz nachdem er sein Elternhaus verließ, doch die rote Narbe verblasste einfach nicht.
In dem Text, den Hermine ihm übersetzt hatte stand, dass bei schwarzen Unendlichkeits-Zaubern nichts helfen würde außer, die Taten die man in Folge des Zaubers begangen hatte, zu bereuen.
Sprich alles, was er im Auftrag des Dunkeln Lords getan hatte 'Aber ich habe doch nicht viel gemacht', dachte Draco wütend.
Er warf die Pergamentrollen auf den Boden.
'Was soll ich denn machen?', resignierend stützte er den Kopf in seine Hände.
Wieder sah er ihre Augen vor sich. 'Warum ist sie mit diesem Kerl zusammen? Er kann ihr nichts bieten, ihr nicht annähernd das Wasser reichen', dachte er ärgerlich.
Schüttelte dann schnell seinen Kopf. Er musste auf andere Gedanken kommen, alles in seinem Kopf lief wirr durcheinander.
Also schnappte er sich seinen Besen und ging schnellen Schrittes aus dem Slytherin Gemeinschaftsraum.
--
Als er am Quidditchfeld angekommen war sah er schon, das jemand hoch über ihm Kreise zog. 'Blaise', zog es ihm durch den Kopf.
„Accio Quaffel", murmelte Draco leise und wartete einen Moment bis er den großen Ball auf sich zu fliegen sah. Er fing den Ball mit beiden Händen auf und musste taumelnd einen Schritt zurück gehen, dann schwang er sich auf seinen Besen und flog in Richtung Zabini.
„Fang!", rief der blonde Mann, nachdem er den großen Ball in die Richtung seines Freundes geworfen hatte. Blaise wirbelte herum.
Natürlich fing er den Quaffel, Blaise war einer der begabtesten Quidditchspieler der Schule.
„Seit wann kannst du mit so einem großen Ball umgehen, Malfoy? Du nimmst doch lieber den kleinsten.", grinste Zabini zu Draco rüber und spielte mit dem Ball in seiner Hand.
„Es muss schließlich auch Leute geben die, die interessanteren Aufgaben erledigen.", warf Draco zurück und spürte nur noch den kalten Luftzug, als der Quaffel mit einer ungeheuren Geschwindigkeit an ihm vorbei zischte.
Draco wirbelte herum und raste auf seinem Besen hinterher, kurz bevor der Quaffel den Boden berührte, hielt er ihn fest in den Händen.
Zabini klatschte gespielt übertrieben: „100 Punkte für Slytherin!". Malfoy grinste, das war der Blaise den er kannte.
„Geht wenigstens Granger mit dir?", fragte Zabini als sich die jungen Männer, nach einigen Spielrunden, wieder auf den Weg zum Schloss machten.
„Nein. Wiesel kommt.", presste Draco durch zusammengebissene Zähne hervor. Blaise bliebt der Mund offen stehen: „Potter auch? Geht Ginny deshalb nicht mit mir?".
Draco zuckte mit den Schultern und merkte im Augenwinkel das Blaise Gesichtsausdruck sich veränderte.
„Der soll hier bloß nicht auftauchen, er hat ihr viel zu sehr weh getan.", sagte Blaise verärgert und ballte die Hände zu Fäusten.
Draco blieb stehen: „Man Blaise, du empfindest wirklich was für dieses Mädchen.". Zabini ging, ohne zu antworten, schnell weiter. Nachdenklich sah Draco seinem Freund nach.
--
'Es ist neun Uhr, wo bleibt er?', fragte sich Hermine und ging vor den Kerkertreppen auf und ab. Sie wollte grade wieder einen Blick auf die Uhr werfen, die ihr Gegenüber an der Wand hing, da blieben ihre Augen schon in den Grauen hängen.
„Wartest du schon lange?", fragte der junge Mann und lächelte sein warmes Lächeln, was in Hermine Chaos anrichtete.
„Nein.", antwortete sie knapp: „Lass uns runter gehen.".
'Er sieht in Zivil genauso gut aus wie in der Schuluniform', dachte Hermine Kopfschüttelnd und spürte seinen bohrenden Blick in ihrem Nacken.
„Hat dir die Übersetzung was gebracht?", fragte sie leise um die angespannte Stille zwischen ihnen zu überbrücken.
Malfoy nickte nachdenklich: „Ja ich bin ein Stück weiter gekommen, danke.".
Hermines Gesicht nahm einen leichten Rosa Farbton an, als sich wieder die knisternde Stille über sie legte.
'Sind das immer so viele Stufen?', fragte sich die junge Frau nervös.
Plötzlich spürte sie, wie sich eine Hand um ihren Arm schloss und sie festhielt. Mit blitzenden Augen drehte sie sich um und fing an: „Was willst du...", mit dem Mann hinter sich zu schimpfen, bis sie sah, das er einen Finger auf den Mund gelegt hatte, um ihr zu bedeuten leise zu sein.
Hermine schluckte dir restlichen Worte herunter und drehte sich in die Richtung, in die Draco jetzt wies.
Erst jetzt realisierte sie, dass sie beide vor dem Klassenraum für Zaubertränke standen und die Tür nur leicht angelehnt war.
--
Die junge Frau trat vorsichtig einen Schritt zurück und stieß leicht mit Draco zusammen. 'Warum steht er denn auch so dicht hinter mir?', stieß es ihr ärgerlich durch den Kopf, doch konnte sie das Zittern in ihren Händen nicht verhindern.
'Konzentriere dich, du bist nicht wegen Malfoy hier!', ermahnte sie sich in Gedanken und sah angestrengt durch den Türspalt.
Tatsächlich, dort stand Logan Phing und hielt einen runden Gegenstand in seiner Hand. 'Eine Wahrsagerkugel?', Hermine runzelte die Stirn, mit so etwas hatte sie nun nicht gerechnet.
Doch plötzlich spürte sie eine Veränderung, es war als würde in der Luft eine elektrische Spannung herrschen. Ihr stellten sich die Haare an Armen und Nacken zu berge und ihr liefen Schauer über den Rücken.
Sie wandte sich zu Draco um der mit offenem Mund und schreckgeweiteten Augen durch den Türspalt spähte.
Hermine wandte sich schnell zurück um grade zu sehen, wie sich die Kugel in den Händen des jungen Mannes wie von allein in die Luft erhob und sich in einen kleinen Flammenring umwandelte. Die Schweißperlen standen dem jungen Mann, der bis jetzt keinen Laut von sich gegeben hatte, auf der Stirn doch seine Haltung strahlte Ruhe aus.
„Er zaubert ohne zu sprechen und ohne Stab?", wisperte Hermine so leise sie konnte zu Draco und merkte sofort wie sich die Spannung in der Luft legte.
Malfoy sah sie verwirrt an bis sie plötzlich: „Hey, ist da jemand?", die Stimme Logans vernahmen. Draco handelte aus Reflex und drückte die junge Frau neben sich dicht an die Wand und stellte sich vor sie.
Hermine erstarrte, sie spürte ihn.
Seinen Herzschlag, seinen Atem, seinen Geruch. Alles schlug wie eine Welle über sie zusammen.
Logan kam durch die Tür in den Korridor. „Draco? W-Was machst du hier?", fragte er mit aufgeregter Stimme.
„Oh, Hallo Logan. Wir beide haben nur einen ruhigen Ort zum reden gesucht.", er kratze sich verlegen am Kopf und gab Logan den Blick auf Hermine frei. Sofort entspannte sich der junge Mann und lächelte verlegen.
„Hallo Hermine, tut mir Leid, ich wollte euch nicht stören, bei was auch immer. Ich hab nur ein Geräusch gehört und gedacht hier streunt wieder irgendeine Katze herum.",versuchte er sich heraus zu reden.
Hermine hätte vor Scham im Boden versinken können, gleichzeitig spürte sie immer noch die Nähe zu Draco, die sie komplett verwirrte. „Hallo, Logan. Macht nichts, ich wollte grade gehen.", murmelte sie verlegen und duckte sich unter Dracos Arm hinweg um so schnell wie sie konnte die Treppenstufen zu erreichen.
--
„Tut mir Leid man, ich wollt es dir nicht vermiesen.", sagte Logan entschuldigend in Dracos Richtung, nachdem die beiden Männer der jungen Frau nachgesehen hatten, bis diese verschwand.
„Ist schon gut Logan, war auch nicht so wie es aussah.", Draco klopfte dem jungen Mann zum Abschied auf die Schulter und ging die Treppenstufen hinauf.
„Hey, Draco. Habt ihr irgendwas gesehen?", hörte er die argwöhnische Stimme Logans. Langsam drehte sich Draco um und blickte ihm direkt in die Augen, dann zuckte er mit den Schultern: „Nein, hätte es denn was zu sehen gegeben?".
Logan schüttelte den Kopf. „Warte, ich komme mit. Ein bisschen Schlaf tut mir auch ganz gut!", rief er dann und lief Draco hinterher.  


___

Das hat lange gedauert... Entschuldigt Bitte :( Im Moment passieren in meinem Leben viele Veränderungen, aber ich versuche ab jetzt wieder regelmäßig zu schreiben :*


Gemeinsam durch den Sturm [Dramione ]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt