Flashback

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**** Sicht

Meine Augenlider zuckten und ich hatte das Bedürfnis meine geschlossenen Lider zu öffnen. Zu einem kleinen Spalt schlug ich sie auf doch meine Sicht war benebelt. Zum ersten Mal in meiner gesamten Polizei Karriere fühlte ich mich absolut hilflos und schwach. Obwohl... ich war schon einmal in so einer Situation. Vor ein paar Jahren hatte mich Wolf Mahler lebendig begraben und ich konnte damals nur auf meinen Tod warten.

Tropf. Tropf. Tropf.

Meine unzuverlässigen Ohren nahmen ein Geräusch war. Es hörte sich an wie Wasser, welches von der Decke tropfte. Schnell kniff ich meine Augen zu um sie Sekunden später erneut zu öffnen. Endlich konnte ich den Raum, in dem ich lag, vernünfig sehen und der Schleier vor meinen Augen war verschwunden. Erleichtert konnte ich feststellen, dass ich nicht gefesselt war. Blutige Wunden zierten meinen gesamten Körper, allerdings konnte ich mich nicht mehr daran erinnern wie sie entstanden waren. Mein Körper fühlte sich taub an doch gleichzeitig brannten die Schmerzen in allen Gliedern. 

Ich lag in der hintersten Ecke eines Raumes und mein Rücken berührte eine kalte Wand. Mit meinen geschwächten Armen versuchte ich mich an der Wand hoch zu ziehen. Auch wenn es vorerst nicht klappte versuchte ich es erneut. Nach dem dritten Versuch hatte ich es geschafft und nun stand ich wackelig auf den Beinen. Schon in meiner Kindheit habe ich gelernt, dass man mit dem Willen allein vieles schaffen kann. Leider erinnerte ich mich noch ganz genau an die Tage, die ich als Kind verbracht hatte.

***Flashback***

„Mami, Mami! Schau mal was ich gefunden habe!", schrie ich schrill vor Aufregung. Meine Stimme wurde immer lauter und heller wenn ich etwas Besonderes gefunden hatte und hier im Garten gab es andauernd neue Dinge zu entdecken.
„Was denn Benni-Schatz?", sagte meine Mutter lachend. 
Stolz streckte ich ihr meine kleine Hand entgegen und sie lächelte.
„Marienkäfer!", rief ich und meine Mutter nahm ihn mir sanft ab.
Der Käfer krabbelte auf ihre Fingerspitze und sie zog mich näher an sich heran.
Leise flüsterte sie mir zu: „Auf drei pusten wir! Eins..."
„Drei!", schrie ich lachend und meine Mutter musste ebenfalls lachen. Wir pusteten und schenkten dem Marienkäfer somit die Freiheit.
„Fliiieg Marienkäfer, flieg!", rief ich ihm hinter her.
Meine Mutter sah mich zufrieden an und widmete ihre Aufmerksamkeit wieder ihren Pflanzen.

Mein Vater schwankte aus unserer großen Villa direkt auf mich zu. Irgendetwas war anders an ihm...
„Papa, Marienkäfer!", rief ich grinsend wobei ich mit meinem kurzen Finger zum Himmel zeigte.
„Ich gib dir gleich Marienkäfer! Hast du so geschrien, du Missgeburt?", brüllte er mich an und ich zuckte zusammen.
„Aber Papa...", ich sah ihn aus großen, braunen Augen an doch im nächsten Moment spürte ich seine Handfläche unsanft auf meiner Wange. Tränen schossen mir in die Augen und verwirrt fasste ich an meine brennende Wange.
„Konrad! Bist du wahnsinnig? Das ist dein Sohn!", kreischte meine Mutter wobei sie schnell aufstand.
„Das ist mir so egal... du glaubst nicht wie egal mir das ist!", lallte er. Mein Vater schubste mich zum Boden und ich verstand die Welt nicht mehr. Bei dem Aufprall schürfte ich mir meine Ellbogen auf und neben Tränen floss nun auch Blut. 
„Heul nicht, du Weichei!", schrie der Mann den ich bisher nur als den strengen, aber nicht handgreiflichen, Vater kannte. Ich spürte wie er mir in den Bauch trat und nun war endlich meine Mutter an meiner Seite.

Als ich sie sah wusste ich, dass alles gut war. Nichts konnte mir passieren.
„Du hast zu viel getrunken! Der Junge ist erst fünf Jahre alt!", schrie sie.
Mein Vater allerdings krallte seine Hände in ihre Haare und riss sie ebenfalls zu Boden. Ihr Kopf prallte auf einen Stein und Blut floss aus einer Wunde an ihrem Hinterkopf. Dann schlossen sich ihre Augen und ich wusste nicht wie ich reagieren sollte. Mein Vater spuckte auf mich hinab und lief dann zurück ins Haus. 

Auf Knien krabbelte ich zu meiner geliebten Mutter und ich legte mich direkt neben ihren regungslosen Körper. Meinen Kopf versteckte ich in ihrer Armbeuge und meine  Tränen versickerten in ihrem T-Shirt. Ich konnte keinen Herzschlag  hören doch damals war ich zu klein um zu verstehen was das bedeutete.
„Mama, wach auf! Papa ist weg!", nuschelte ich, immer noch mit dem Gesicht in ihrer Armbeuge.
Meine kurzen Arme umschlungen sie und ich hielt mich an ihr fest als würde ich ohne sie in meinen Tränen ertrinken. Mit dem dezenten Geruch des Parfüms meiner Mutter in der Nase schlief ich ein.

Als ich aufwachte war nichts mehr so wie es einmal war. Mein Vater schloss mich andauernd ein und wenn ich den Schlüssel im Schloss hörte wusste ich, dass er mich nun wieder verprügeln würde und mich beschimpfen würde. Meine Mutter kam nie wieder zurück und meine Schwester Julia bekam von all dem nichts mit. Wenn mein Vater besonders schlimm war schloss ich Julia in ihrem Kleiderschrank ein um sie zu schützen.

***Flashback Ende***

Ich spürte erneut Tränen in meinen Augen und nahm nicht wahr, dass die Tür meines Gefängnisses aufging. 

Als ich jedoch aufsah, sah ich wie ein junger Mann in den Raum stolperte. Seine braunen Haare waren zerzaust und blutige Schrammen waren an seinem Arm zu erkennen. Verwirrt sah ich ihn an. Er regte sich nicht.
„W... wo bin ich?", kam es schwach von mir.
„Ich weiß nicht, wo wir sind oder generell wer die Leute da draußen sind!", sagte der Mann aufgebracht. Schnell lief er zu mir und begutachtete meine Wunden. Langsam drückte er mich zum Boden und zog sich seine Jacke aus um diese als Kopfkissen für mich zu benutzen.
„Ich bin Alex...", sagte er leise.
„Ben.", nuschelte ich entkräftet.

Uns blieb keine Zeit um uns auszutauschen da wurde die Tür erneut unsanft aufgerissen und eine große Gestalt betrat grinsend den Raum. Ich starrte ihn erschrocken an und panisch sah ich mich nach einem weiteren Ausgang um.

Fehlanzeige.

„Das kann nicht sein!", stotterte ich.

„Hallo Ben.", die Stimme jagte mir eine Gänsehaut über den Rücken.

Mein schlimmster Albtraum wird wahr!

Kostja Ullmann ist in dieser Story Alex. Wer kennt ihn? Wer ist wohl die Gestalt die Ben sofort erkennt? ;)

Widmung an BomTecker weil sie immer so liebe Kommentare da lässt! Danke!

Vaterliebe? - Alarm für Cobra 11Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt