Bens Sicht
Ich konnte es einfach nicht fassen, wie krank mein Vater doch war. Er hatte mir schon als Kind die Seele aus dem Leib geprügelt und trotzdem hatte ich mit dieser Brutalität nicht gerechnet. Alex versuchte stark zu sein, er drehte seinen Kopf in meine Richtung und lächelte mich an. Er hoffte scheinbar, dass er mich dadurch beruhigen könnte. Fehlanzeige.
Noch immer drückte Konrad das Messers an Alex' Brust. Die Klinge schien nicht sonderlich scharf zu sein. Die Haut gab nicht nach.
"Konrad, hör mir zu. Du musst das nicht tun! Ich bin Schuld, dass Mama tot ist, nicht er. Bestrafe mich.", meine Stimme war ruhiger als ich es selbst erwartet hatte. Ich hatte bereits verstanden, dass es keinen Sinn ergab, meine Kräfte mit Schreien zu verschwenden. Aus diesem Grund versuchte ich es mit einer sanften, einfühlsamen Stimme.
"Ich soll dich bestrafen? Aber das tue ich doch schon längst.", das gehässige Lachen meines Vaters erfüllte den gesamten Raum.Konrad erhöhte den Druck, welches das Messer auf die Brust meines Bruders ausübte und nun floss Blut über Alex' Haut. Tapfer kniff mein Bruder seine Lippen aufeinander und wendete seinen Blick ab. Vermutlich damit ich das Leid in seinem Gesicht nicht sehen musste. Ich war einfach nur verzweifelt. Ich konnte nicht verhindern, dass eine Träne aus meinem Augenwinkel lief. Mein Vater schnitt weiter Alex' Haut ein. Mit dem Messer zog er feine Schnitte.
"Was soll das sein, Ben? Los, schau! Was ist das?", Konrad sah mich an.
Ich kniff meine Augen zusammen, um ihm zu zeigen, dass ich bei seinem perfiden Spiel nicht mitspielen würde. Er reagierte jedoch damit, dass er andeutete Alex das Messer in den Magen zu rammen, wenn ich nicht sprechen würde."Na gut!", schrie ich. Ein tiefer Atem schenkte mir genügend Kraft, um mich noch einmal weiter zu strecken, damit ich Alex' Brust besser betrachten konnte. Eigentlich wollte ich mir gar nicht genauer ansehen, was Konrad meinem Bruder in das Fleisch geritzt hatte, jedoch befürchtete ich, dass er Alex schwerer verletzten würde, wenn ich nicht erraten konnte, was es war.
"Ich weiß es nicht... Es sieht aus wie ein Kreis?", meine Stimme war sehr leise, aus Angst, dass ich falsch lag.
"Nicht korrekt.", Konrad griff ein Werkzeug vom Tisch, welches wie eine Gartenschere aussah. Schneller als ich es realisieren konnte riss er Alex Schuh vom Fuß und trennte mit der Schere seinen kleinen Zeh ab. Alex konnte sich nun nicht mehr kontrollieren und schrie auf. Er winselte, dass Konrad aufhören sollte. Und das tat er. Er band Alex los und schubste ihn vom Tisch. Alex hatte keine Zeit, um seine Verletzung zu betrachten, denn Konrad packte ihn und zog ihn in meine Richtung.
Ich hatte noch immer große Mühe, mich aufrechtzuhalten. Die Fesseln hatten sich bereits tief in mein Fleisch eingeschnitten.Konrad stand nun direkt vor mir, neben ihm Alex.
"Erkennst du es jetzt?"
Noch immer konnte ich nichts aus den Schnitten erkennen also schüttelte ich nur leicht meinen Kopf.
"Das ist ein Marienkäfer, Ben. Erinnerst du dich noch? Dieses Mistvieh hat den Teufel in dir geweckt! Du bist der Mörder, doch er ist der Mittäter.", Konrad redete sich in Rage, Schweißtropfen bildeten sich auf seiner Stirn.
Unter anderen Umständen hätte ich ihn gefragt, ob er unter dem Einfluss von Drogen stand oder ob er einfach einen Besuch in der Psychatrie nötig hatte. Doch nun wusste ich, dass ich nicht in der Position war, um ihn zu provozieren also blieb ich still.Als Kind fühlte ich mich oft verantwortlich für den Tod meiner Mutter, doch umso älter ich wurde, umso mehr distanzierte ich mich von meinem Vater und ich wusste mittlerweile, dass ich nicht Schuld an ihrem Tod war. Es hat Jahre gedauert, bis ich mich selbst von dieser Last befreien konnte, doch ich haben bei der Autobahnpolizei so tolle Menschen kennengelernt, die mir halfen mit ihrem Tod umzugehen.
"Dein Bruder wird diese Schuld nun auf seiner Haut tragen. Er wird sie mit sich ins Grab nehmen.", beinahe stolz klopfte Konrad Alex auf die Schulter. Dieser stöhnte kurz auf.
"Und jetzt bist du dran, Ben! Eines Tages muss jeder für seine Sünden büßen."
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Vaterliebe? - Alarm für Cobra 11
Fiksi PenggemarAls Semir erfährt, dass sein Partner Ben tot sei bricht für ihn eine Welt zusammen. Er fragt sich wie das alles passieren konnte und beginnt zu ermitteln. Semir ahnt nicht, dass sein Partner tatsächlich noch immer in großer Gefahr steckt.