Ich vertraue dir!

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Bens Sicht

Verwirrt starrte ich auf meine Füße. Alex soll mein Bruder sein? Das konnte nicht sein... hatte mein Vater nur mal wieder zu viel getrunken oder erzählte er die Wahrheit? Ich werde hier nicht lebend raus kommen. Alex wird hier nicht lebend raus kommen. Unser Schicksal war wahrscheinlich von Anfang an besiegelt und wir konnten nichts unternehmen. Ich konnte nur noch auf den Tod warten und hoffen, dass es schnell gehen würde. Mein Partner wäre von meinem Mangel an Motivation nicht begeistert und ich weiß, dass ich sonst auch nicht so schnell aufgeben würde aber diesmal ist es etwas anderes. 

Was hatte mein Vater meinem „Bruder" eigentlich gespritzt? Mit aufgerissenen Augen huschte mein Blick von meinen Füßen durch den Raum. Alex lag noch immer in der einen Ecke und er hatte sich seltsam zusammen gekrümmt. Seine Augen waren geschlossen doch seine Lider zuckten ein wenig. Es sah so aus, als träumte er schlecht.
„Alex!", zischte ich leise doch er reagierte nicht. Augenverdrehend versuchte ich zu ihm zu robben allerdings schmerzten meine Rippen bei jeder winzigen Bewegung.
„Man, Alex!", sagte ich nun lauter wobei ich mich selbst erschrak als meine Stimme in dem leeren Raum hallte. Ächzend zog ich mich immer weiter zu ihm. Meine Finger krallten sich in den dreckigen Boden und Stück für Stück kam ich Alex näher.

„Hey...", flüsterte ich der schlafenden Person zu als ich endlich am Ziel ankam. So langsam machte ich mir ernsthafte Sorgen. Vorsichtig schlug ich ihm ganz sachte mit der flachen Hand gegen seine Wangen. Als das alles nicht half holte ich aus und schlug ihm etwas fester gegen die Wange und augenblicklich riss Alex seine Augen auf. Seine Pupille suchte den Raum nach hysterisch ab. Er befürchtete, dass die Gefahr noch immer in irgendeiner Ecke lauern würde. Hektisch fuchtelte er mit seinen Armen vor meinem Gesicht rum und Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn.
„Alles gut, Alex! Geht's dir gut?", versuchte ich ihn zu beruhigen wobei ich ihm meine Hand auf die Schulter legte.
„Ähm, ja... ich glaube schon!", stotterte er überfordert und versuchte sich aufzurichten. Stöhnend schaffte er es sich an die Wand zu lehnen und nun kam ich mir so hilflos auf dem Boden vor. Am Liebsten würde ich aufstehen doch meine Rippen schränkten meine Bewegungen ein.

„Also, sind wir Brüder?", murmelte er nach langem Schweigen.
„Ja... Halbbrüder... Man Alex, das tut mir alles so leid! Du hast da doch nichts mit zu tun!", sagte ich verzweifelt doch Alex lächelte nur leicht.
„Naja, dafür habe ich jetzt endlich mal so was wie eine Familie! Wenn's auch nur noch für ein paar Tage, Stunden oder Minuten ist!", bei seinen Worten musste ich ebenfalls lächeln.
„Wir schaffen das!", sagte ich und streckte meine Hand aus. Er verstand sofort und schlug unsanft ein. Kurz stöhnte ich auf allerdings mussten wir sofort lachen.

„Wie geht es dir denn, Ben?", kam es plötzlich von ihm.
„Irgendwas stimmt nicht mit meinen Rippen aber sonst...!", sagte ich schnell.
Erst jetzt bemerkte ich, dass die Schrammen an seinem Arm aufgeplatzt waren und frisches Blut bis zu seinen Fingerspitzen lief. Die Tattoos, die seinen Arm zierten, waren mit dem zähen, roten Lebenssaft bedeckt.
„Hör zu Alex! Ich arbeite bei der Polizei und ich denke... Nein, ich weiß, dass meine Kollegen schon nach uns suchen!", seine Augen funkelten auf.
„Cool! Mein Bruder ist bei der Polizei!", er lachte auf und ich musste ebenfalls über seine kindliche Art lächeln.
„Wir können das gemeinsam schaffen!", ergänzte ich.
„Ich vertraue dir, Ben!"


Vaterliebe? - Alarm für Cobra 11Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt