Bens Sicht
Der Raum, in dem wir uns befanden, erinnerte an einen OP-Saal, nur das hier gar nichts rein und steril war.
Links von uns stand ein metallisierter Tisch, daneben reihte sich ein Werkzeug nach dem Anderen auf einem Beistelltisch auf. Lange Messer, Zangen, verschiedene kleine Sägen.
Die Klingen der Messer waren bedeckt von rötlichem Rost und auch die anderen Werkzeuge machten den Eindruck, als hätten sie ihre besten Tage hinter sich.Als mein Blick nach rechts schwankte klappte meine Kinnlade auf.
Von der dicken Betondecke hingen zwei massive Stahlketten, welche am unteren Ende jeweils eine Schlaufe hatten.Der wird uns doch nicht an den Dingern anketten... oder?
Am anderen Endes des Raumes stand ein weißer Schreibtisch an der Wand. An diesem Schreibtisch saß ein Mann, welcher uns den Rücken zugedreht hatte.
Ohne, dass er anfangen musste zu sprechen wusste ich bereits, wer die Gestalt war.Schockiert stolperte ich rückwärts. Da meine verletzten Rippen zu einem Verlust meiner Balance führten krallte ich meine Finger schnell in Alex Arm, um nicht hinten über zu kippen.
Dabei bedachte ich jedoch nicht, dass Alex blutige Wunden an seinen Armen sich bereits ein wenig entzündet hatten und ich konnte mir aus eigener Erfahrung nur allzu gut vorstellen, wie beißend der Schmerz sein musste, als ich zugriff.Alex stöhnte leise auf, trotzdem griff er mir allerdings sofort unter die Arme um mir zu helfen. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war mir klar, dass ich ihn - genauso wie er es für mich tat - auf jeden Fall beschützen musste. Nach seinem Aussehen zu urteilen müsste er jünger sein als ich. Kaum eine Lachfalte prägte sein Gesicht und auch sonst konnte ich kaum Merkmale an ihm entdecken, die darauf hindeuteten, dass Alex älter war als ich.
Kleiner Bruder. Großer Bruder. Vollkommen egal, Bruder ist Bruder. Die Verantwortung lag mir wie ein schwerer Stein auf dem Herzen. Ich musste dafür sorgen, dass ihm nichts passierte.
Schnell schubste ich Alex hinter mich. Mein Körper diente nun als Schutzschild gegen die Gefahren, die in diesem Raum auf uns lauerten... Jedenfalls dachte ich das. Ein letztes Mal mobilisierte ich meine gesamte Kraft und mir gelang es, die Schmerzen zu unterdrücken.
Der Mann, welcher am Schreibtisch saß räusperte sich. "Ich habe euch schon erwartet."
Mir lief eine Schauer über den Rücken als ich Konrads Stimme erkannte.
Mit einer Kopfbewegung deutete ich auf die Tür, um Alex zu vermitteln, dass er schnell weglaufen sollte. Stur starrte er mich an und bewegte sich kein Stück. Ich meine... was hatte ich erwartet? Ich würde ihn auch nicht im Stich lassen. Wir hatten wohl mehr gemeinsam, als ich vermutet hatte.Abrupt drehte sich Konrad um und starrte uns eindringlich an.
Der Drang, mich umzudrehen und so schnell wegzulaufen, wie ich nur konnte, kitzelte in meinen Adern, als Konrads kühler Blick auf meinen traf.
"Ben, Alex... Willkommen in dem Herzstück dieses Gebäudes. Die Folterkammer, alternativ eure persönliche Hölle - sucht euch einen Namen aus!", stolz grinste mein Vater. Er ließ seinen Blick nicht von uns ab."Ähm ja, um ehrlich zu sein haben wir nur mal schnell die Toilette gesucht. Also, wenn du uns entschuldigen würdest, ich müsste dann auch mal wirklich dringend!", nervös erhöhte sich der Stimmton meines Bruders, er griff mich am Handgelenk und zog mich zur Tür.
"Wer denkst du, wer du bist! Ich bestimme die Regeln hier!", schrie Konrad unkontrolliert und eine Ader pochte sichtbar an seiner Stirn."Was willst du machen, Vater? Deine Söhne ernsthaft umbringen? Ich weiß, dass du das nicht tun wirst. Wir sind das Einzige, was dir von Mama noch übrig bleibt.", grinsend spuckte ich Konrad die Worte ins Gesicht, während ich ihm gelassen den Rücken zuwandte und Alex ein Zeichen gab, dass wir den Raum verlassen würden. Ich spürte, wie mein Respekt vor meinem Vater immer mehr schwand und ich würde mich jetzt nicht mehr vor ihm verstecken. Auch wenn mein Körper vor Schmerzen schrie wusste ich, dass ich stärker war als mein Vater.
Ich machte kleine, aber selbstsichere Schritte auf die Tür zu.Klick
Nach meiner langen Arbeit als Kommissar bei der Autobahnpolizei kannte ich dieses Geräusch nur allzu gut. Ich blieb augenblicklich stehen, drehte mich behutsam um und starrte in den Lauf einer Waffe.
Ich hörte, wie Alex hinter mir überrascht nach Luft schnappte. Vermutlich hatte er noch nie eine Waffe aus der Nähe gesehen, und erst recht wurde er garantiert noch nie mit einer Waffe bedroht.
"Ob ich euch umbringen möchte? Noch nicht. Für mich seid ihr Abschaum, ihr seid nicht meine Söhne! Alles, was mir von meiner geliebten Frau übrig geblieben ist, ist meine Tochter Julia.", Konrads Stimme zitterte bei den Worten. "Also, Ben, stell dich doch bitte auf die rechte Seite des Raums! Alex, du auf die Linke."Während er die Anweisungen aussprach wurde mir klar, dass Alex in Gefahr war. Ohne zu zögern kam Alex der Aufforderung nach und stellte sich neben den Tisch auf der linken Seite des Raums.
Konrad sah mich genervt an und sagte:" Wird's bald?"
"Nein! Du wirst Alex nichts tun! Er hat nichts mit der ganzen Sache zu tun! Nimm mich und lass Alex gehen.", meine Stimme wurde immer lauter und energischer, doch Konrad lachte nur laut auf. Sein Lachen erzeugte kein Echo in dem Raum und erst jetzt fiel mir auf, dass der Raum den Schall dämpfte.
"Du kommst auch noch dran, sei nicht so ungeduldig, Ben. So habe ich dich nicht erzogen. Alex hat sehr wohl etwas mit der ganzen Sache zu tun. Er wird für die Untreue deiner Mutter und das schlampige Verhalten seines Vaters leiden müssen. Außerdem liegt mir auch nicht wirklich was daran, ihn am Leben zu halten. Er wird ohnehin nicht vermisst, ich habe mich über den kleinen Bastard selbstverständlich vor der Aktion hier ordentlich schlau gemacht. Auch dich, Ben, wird niemand suchen! Leider ist mein Sohn Ben Jäger bei einem Autounfall ums Leben gekommen, sein Wagen ist ausgebrannt. Ein Nachrichtendienst berichtete natürlich pflichtbewusst von dem Unglück. Tragischer Unfall, aber so ist das Leben, stimmt's?", Konrad lachte noch viel lauter auf."DU MONSTER! WIE KANNST DU SEMIR SOWAS ANTUN?! ICH MACH DICH FER..", ich brüllte so laut, wie es meine körperlichen Grenzen erlaubten, doch bevor ich meinem Vater noch andere Beleidigungen an den Kopf werfen konnte trat er mir gegen mein verletztes Bein, sodass ich auf meine Knie fiel und leise aufschluchzte. Eigentlich wollte ich vor Konrad keine Schwäche mehr zeigen, jedoch hatte er gerade meinen letzten Funken Hoffnung erloschen. Meine Gedanken schrien aus Verzweiflung in meinem Kopf, als ich mir vorstellte, was Semir gerade durchmachen musste. Niemand würde nach mir suchen. Es war hoffnungslos. Mein ganzer Mut verließ mich. Ich wollte sterben.
Mir blieb jedoch keine Zeit, um länger an Semir und meine anderen Kollegen zu denken. Konrad griff mich an den Armen und zog mich über den verstaubten, kalten Boden bis zu den Metallketten, die von der Decke baumelten. Er zwang mich auf meine Beine, damit er meine Handgelenke anketten konnte. Dann zog er solange an der Kette, bis ich nur noch auf meinen Zehenspitzen stehen konnte. Das eiskalte Metall an meinen Händen brannte auf der Haut und sehr schnell spürte ich meine Hände kaum noch. Mein ganzer Körper wurde durch die Streckung taub - bis auf meine Zehen und Knie, welche aufgrund der hohen Belastung anfingen zu zittern. Ich könnte mich fallen lassen, doch ich war mir sicher, dass ich mir entweder die Handgelenke brechen würde, oder mir meine Schultern auskugeln würde. Konrad drehte mich, sodass ich nicht die Wand ansah, sondern meinem Bruder ins Gesicht sehen konnte.
Alex sagte kein Wort. Er versuchte mich nicht mehr zu verteidigen. Vermutlich weil er ganz genau wusste, dass meine Strafe harmlos im Gegensatz zu dem sein würde, was er gleich erleben würde.
"Zieh dein Oberteil aus und leg dich auf den Tisch!", befahl Konrad und Alex folgte den Anweisungen resignierend, dass es diesmal keinen Ausweg geben würde.
Er verzog das Gesicht, als seine nackte Haut in Kontakt mit dem eiskalten Metall des Tisches kam. Mein Vater fesselte Alex' Arme und Beine an dem Tisch an. Alex bekam Panik und versuchte sich verzweifelt aus den Fesseln zu befreien. Ohne Erfolg."Showtime!", gehässig lachte Konrad an und griff nach einem verrostetem Messer.
Der Wahnsinn blitzte in seinen Augen auf als er das Messer an Alex Brust, direkt über seinem Herzen, ansetzte.____________________
Nach gefühlten 800 Jahren ein neues Kapitel & Motivation, die Geschichte zu beenden. Ich hoffe, dass ich nicht zu viele Leser verloren habe und, dass es überhaupt noch jemanden gibt, der die Geschichte weiterlesen möchte. Außerdem hoffe ich, dass euch das Kapitel gefallen hat. Ich habe lange nichts mehr geschrieben und muss nun erstmal wieder rein kommen & an meinem Schreibstil arbeiten.
Das Kapitel widme ich @ria_michuka , da sie so viele liebe Kommentare hinterlassen hat & mir somit geholfen hat, Motivation zu finden, um die Geschichte weiter zu schreiben.
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Vaterliebe? - Alarm für Cobra 11
FanfictionAls Semir erfährt, dass sein Partner Ben tot sei bricht für ihn eine Welt zusammen. Er fragt sich wie das alles passieren konnte und beginnt zu ermitteln. Semir ahnt nicht, dass sein Partner tatsächlich noch immer in großer Gefahr steckt.