Vaterliebe? - Alarm für Cobra 11

„Ben ist tot!"

Semirs Sicht

Mein Dienstwagen fuhr im raschen Tempo über die beinahe leergefegte Autobahn. Nebel erschwerte mir die Sicht. Es war früh am Morgen und ich war, ohne zu frühstücken, aus dem Haus gegangen, da Ben und ich heute Autodiebe festnehmen wollten. Keine große Sache, allerdings verfluchte ich die Verbrecher. Warum mussten die so früh einen Einbruch planen? Tagelang hatte ich die Verdächtigen mit meinem Partner observiert und nun würden wir sie endlich stellen.

Laute Töne erfüllten den Raum des Autos und ich summte die Melodie leise nach.

I'm through with standin' in lines to clubs I'll never get in
It's like the bottom of the ninth and I'm never gonna win
This life hasn't turned out
Quite the way I want it to be

Würde Ben nun im Auto sitzen würde er mit einem angestrengten Gesichtsausdruck lautstark jede Strophe des Lieds lautstark mitsingen. Doch mein Kollege fuhr heute morgen alleine zur Arbeit. Lächelnd musste ich feststellen, dass jede Autofahrt ohne ihn viel zu langweilig war. Ich setzte den Blinker und überholte ein Auto. Meine Augen huschten konzentriert über jedes Fahrzeug. Ich hatte die gesamte Straße im Blick um jederseits einsatzbereit zu sein.

'Cause we all just wanna be big rockstars
And live in hilltop houses, drivin' fifteen cars
The girls come easy and the drugs come cheap
We'll all stay skinny 'cause we just won't eat

Endlich erreichte ich die Dienststelle und nachdem ich meinen Wagen geparkt hatte betrat ich das Gebäude.

„Morgen Susanne! Auch schon so früh da?", fragte ich lächelnd und Susanne sah mich aus müden Augen an.
„Oh ja... leider!", murmelte sie während sie an ihrer Kaffeetasse nippte.
„Ist Ben schon da?", ich sah auf meine Armbanduhr. Halb Fünf... theoretisch müsste mein Partner erst in einer viertel Stunde da sein.
„Nein, er hat aber auch nicht angerufen, dass er später kommt also wird er wohl gleich kommen! Er hat ja noch etwas Zeit.", antwortete sie.
„Naja, eigentlich haben wir keine Zeit aber klar, der Herr Jäger nimmt sich die Zeit!", Susanne musste über meine Worte lachen und auch ich wusste, dass ich den Vorwurf nicht ernst meinte.

Ich hatte einfach schlecht geschlafen und war tatsächlich ein wenig gereizt. Langsam schlurfte ich in das Büro, welches Ben und ich uns teilten.

Nach zehn Minuten, die ich gelangweilt an meinem Schreibtisch verbracht hatte, lief ich zur Kaffeemaschine und schaltete den Apparat ein. Die heiße, braune Flüssigkeit floss in die Tasse und ich genoss den Geruch, der sich im Raum verbreitete. Mit der dampfenden Tasse in der Hand lief ich zurück in das Büro und als ich meinen besten Freund immer noch nicht auf seinem Stuhl sitzen sah wurde ich langsam wirklich wütend.

„Wo um Himmels Willen bleibt der denn?", rief ich aufgebracht, einen Blick auf die Uhr werfend.
Eigentlich müsste Ben jetzt da sein und wir sollten uns langsam auf den Weg machen. Die Verbrecher würden garantiert nicht auf uns warten.

„Gerkhan? Sind sie bereit?", die scharfe Stimme unserer Chefin ließ mich zusammen zucken.
„Ich bin bereit... Ben ist noch nicht da!", sagte ich leise.
„Kann der einmal pünktlich kommen? Dann warten wir!", beschloss sie doch ich zog misstrauisch die Augenbrauen zusammen.
„Das geht nicht! Sollen wir die Verbrecher vielleicht anrufen und sagen: Hey, unser Kollege hat vermutlich verschlafen aber wenn ihr auf uns wartet dürft ihr euch vielleicht sogar den Knast aussuchen, in den ihr kommen werdet. Ach stimmt, wir haben ja noch nicht mal eine Telefonnummer! Wir haben nichts... das ist unsere einzige Chance!", meine Stimme wurde immer lauter und energischer.

„Sie haben ja Recht aber...", Kim wurde von Susannes erschrockenem Schrei unterbrochen und wir hörten wie sie ihre Kaffeetasse fallen ließ. Wir sahen sie fragend an doch ihr liefen schon Tränen über die Wangen und ihre Mimik war nicht zu deuten. Mit blassem Gesicht sah sie uns an und ihre Lippen bebten unkontrolliert. Die Worte, die jetzt ihren Mund verließen zwangen mich auf die Knie.

 „Ben... er... er ist... tot!"

Song: Nickelback - Rockstar