Diese zwei riesigen Milchgläser... Und die kleine Kuh...
Wie soll man so viel Milch aus einer so kleinen Kuh bekommen?!Ich glaube, dass sich mittlerweile die Allermeisten so fühlen. Wir müssen ja EINFACH NUR Leistung bringen. Powern, Gas geben, alles geben... Täglich.
Ich habe diese fest verschlossene Eisentür aufgerammt.
Nun ist es mir möglich, eine vollwertige Umschulung zur Industriekauffrau zu machen. In einem BFW mit Internat. Der Vorbereitungskurs begann genau vor einem Jahr, die eigentliche Umschulung im Februar 2016. Ich habe endlich eine berufliche Perspektive, endlich die Chance, mir das zu erarbeiten. Hört sich gut an, oder?
Was sagst du dann dazu...Ich kann nicht mehr. Aufgeben kommt für mich gar nicht infrage, aber ich kann nicht mehr.
Der Unterrichtsstoff ist wahnsinnig umfangreich, und wir sind darauf angewiesen, in der Gruppe zu arbeiten, weil es Unterricht im eigentlichen Sinne kaum gibt.
So.
Ich kann nicht mehr.
Die Leute sind hier, weil sie in ihrem alten Beruf entweder wegen körperlicher oder seelischer Probleme nicht mehr arbeiten können.UND DAS SPÜRT MAN!
Selten habe ich so viel menschliche Wüste in einer so großen Ansammlung von Menschen gesehen. Ich halte mich an die wenigen Oasen, um selbst eine zu bleiben.
Unter der Woche lebe hier in einem Internat.
Es ist so unerträglich, abends nicht zuhause sein zu können.
Aber der Weg wäre einfach zu weit.
Schwierig empfinde ich auch dieses zusammen-gepfercht-sein. Man sieht sich zum Frühstück, in jeder Pause, zum Abendessen... Viel zu oft!Die Auswahl an möglichen Berufen war extrem klein.
Es war eine absolute Vernunftsentscheidung.
So gut alle Möglichkeiten abgewogen, so vernünftig entschieden. Eines Tages würde ich den Preis dafür bezahlen müssen. Würde meine Seele ihren Tribut fordern....
Eines Tages ist aktuell.
Die Seele in ein Korsett aus Vernunft und Sachlichkeit gequetscht.
Kaum Luft zum Atmen. Ich als Industriekauffrau?! Ich bin kein Büromensch.
Ich werde niemals einer sein. Eigentlich bin ich Künstlerin, brauche aber eine vernünftige Grundlage. Vom Träumen kann man keine Miete bezahlen...
Der Schreibtisch. Immer dieser elende Schreibtisch. Ich bin zwar sehr übergewichtig, aber in den bisherigen Jobs eigentlich den ganzen Tag in Bewegung gewesen. Nun ist man gefesselt an diesen Schreibtisch. Jeden einzelnen verdammten Tag. Der PC starrt mich an. Er weiß, dass ein Fabelwesen vor ihm sitzt. Die Verkleidung äußerlich... Ach, die meisten Menschen sind extrem blind!
Wem von euch sage ich das. Ihr wisst es sehr gut. Im Herzen Blinde würden niemals meine Geschichten lesen.
Es ist so schwierig, ihnen jeden Tag zu begegnen. Ich bin akzeptiert und vermutlich auch recht beliebt....Wenn sie sehen könnten, wenn sie mich sehen könnten. Wenn sie in meinen grünen Augen die Wahrheit erkennen könnten. Ich verstelle mich nicht. Aber ich muss zwingend das Türchen zur Tiefgründigkeit zulassen. Die Seele einsperren und gleichzeitig schützen. Lauf mal jeden Tag mit zwei Korsetts herum. Das eine, in deren Form ich mich pressen muss, um die Ausbildung zu meisten. Und das zweite, was ich mir selbst anlegen muss, um meine übervolle, bunte Seele zu bändigen.
Wir sind den ganzen Tag in einer Übungsfirma.
Dort ist es sehr laut. Nein, nicht einfach nur laut... So niveaulos laut. Hysterisches Gelache den ganzen Tag. Mach einer kuckt laut Videoclips am PC. Der nebenan hat sein Handy auf Vibration. Ein Klingelton wäre wahrscheinlich nicht lauter! :(
Stammtisch Atmosphäre.
Und dazwischen sitze ich, verzweifelt dabei, mir den Lehrstoff in den Kopf zu prügeln. JEDEN EINZELNEN VERDAMMTEN TAG.
Mittlerweile habe ich täglich meine hochwertigen Kopfhörer auf. Anfangs musste ich mich daran gewöhnen, Musik während des Lernes zu hören. Mittlerweile geht es kaum noch ohne.
Während dann meine mittlerweile beachtliche Musikbibliothek startet, habe ich einen Raum für mich. Während da draußen alles drunter und drüber geht, tauche ich in meine Welt ein. Meine Augen aufmerksam und wach auf den Arbeitsauftrag gerichtet. Mein Herz lässt sich von der Musik besänftigen, während ich endlich die Möglichkeit habe, vernünftig zu arbeiten.
Weit weg ist dann der Büro Wahnsinn. Weit weg diese unmöglichen Erwachsenen, die sich manchmal schlimmer benehmen als unsere Teens damals in der Hauptschule.
Hätte ich es nicht selbst erlebt... Ich würde es kaum glauben.Gestern war wieder Business Tag. Einmal im Monat sollen wir uns so kleiden, wie wir uns bewerben würden. Ich trug ein schwarzes Kleid, das bis gut über die Knie ging und dazu eine lange schöne Modeschmuck Kette mit türkisen Muschelteilen und weißen Perlen, dazu schöne schwarze Sandalen. Überall gab es anerkennende Blicke derer, die mir wohlgesonnen sind.
Die Frage bleibt, wie ich diesen verrückten Zirkus noch eineinhalb Jahre aushalten kann. Ob es möglich ist, meine Seele noch so lange Zeit täglich einzuschnüren.
Einige sind hier schon gescheitert.
Ich weiß nur eins.
Dass ich weiter kämpfen werde! Es geht um mein (Berufs-) Leben!
Habe mich lange genug beruflich ausnutzen lassen. Damit ist Schluss!Wenn alles funktioniert, werde ich später Teilzeit arbeiten und mich nebenher als Künstlerin verwirklichen.
--> Abgenommen? Leider nicht. Wir sitzen hier den ganzen Tag und obwohl ich schon die Soßen weglasse, ist das meist minderwertige Essen nicht zum Abnehmen geeignet. Ich bin schon froh, dass ich nicht wie viele andere zugenommen habe!
Auch das Laufen bringt nicht viel. Ich bin ehrlich zu erschöpft, seelisch und körperlich, um richtig Sport zu treiben.
Momentan steht sowieso ein anderes Ziel an erster Stelle: Hier durchzuhalten und erfolgreich diese schwere Ausbildung zu meistern!
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Niemand is(s)t gerne unglücklich!
Poetry****Entwicklung vom Selbsthass bis zum Selbstbewusstsein*** Vorurteile. Wo begegnet man ihnen nicht?! Alles und Jeder, der irgendwie anders ist, wird ganz schnell in eine Schublade gesteckt, abgehakt, be- und sogar verurteilt. Ich bin eine Träumerin...