Regel Nummer 12: Sollte jemand den Aufenthaltsort der Rebellen kennen oder einen Hinweis auf seinen Standpunkt haben, ist dies umgehend den Wächtern oder den Herrschern zu melden.
Die Cantina war weniger groß und beeindruckend, als der Parkplatz und der Trainingssaal. Sie war weitaus kleiner aber dennoch groß genug, damit sechs lange Tische in ihr Platz hatten.
Die Wände und der Boden hatten die selben Farben wie die anderen Räume, die ich bereits gesehen hatte und mit den weißen Tischen, sah es hier etwas trostlos aus auch, wenn die Stimmung alles andere als trostlos schien. Hier und da saßen Leute an den Tischen, unterhielten sich und lachten. Dafür, dass es nicht später als fünf Uhr morgens sein konnte, schienen sie ziemlich gut drauf zu sein.
Am anderen Ende, gegenüber der Tür, durch die wir gekommen waren, stand ein großer, langer Tisch mit einem Buffet. Ich sah viel Gemüse und Obst, sogar gegrillter Mais lag auf einem Tablett neben einer Schüssel voller Äpfel.
Es roch nach frischen Brötchen und gebratenen Eiern. Etwas, dass ich in Sektor sieben vielleicht einmal im Jahr gegessen hatte, wenn die Herrscher so gnädig gewesen waren uns ihr übrig gebliebenes Essen zu überlassen. Ich könnte schwören, dass ich noch mehr Hunger bekam als ohnehin schon.
,,Du kannst dich zu mir setzten", meinte Elijah freundlich und zeigte auf einen Tisch, an dem bereits drei andere Leute saßen. Eines der Mädchen hatte rote Haare, was mich unwillkürlich an Kessy erinnerte, deshalb beobachtete ich sie nicht länger. Das andere Mädchen hatte zum Glück braune Haare. Sie unterhielt sich lachend mit einem Jungen, der neben ihr saß.
Die beiden sahen aus, als wären sie in meinem Alter nur die rothaarige schien jünger zu sein. Ich schätzte sie zwischen fünfzehn und sechzehn.
,,Ich hol' dir gerne was zu essen", meinte Dean augenzwinkernd und grinste mich an. ,,Dann kannst du schonmal die anderen kennenlernen."
,,Danke", erwiderte ich knapp und folgte Elijah zu dem Tisch.
,,Da bist du ja!", sagte die Rothaarige, als sie Elijah sah. ,,Du hast dir ganz schön Zeit gelassen."
,,Ja, tut mir leid", murmelte Elijah, dann schob er mich neben sich und grinste die anderen an. ,,Das ist Meddy.", stellte er mich vor.
,,Hay", sagte ich etwas nervös. Normalerweise starrte mich niemand an, da ich in dem grauen Kleid und mit den zurück gebundenen Haaren weder auffällig, noch besonders gut aussah aber jetzt, waren gleich drei Augenpaare auf mich gerichtet. Super...
,,Ah, das Mädchen aus Sektor sieben", sagte der Junge und lächelte mich an. ,,Ich bin Ben."
,,Lis", stellte die Brünette neben ihm sich vor, sprang auf und schüttelte häftig meine Hand. Sie war eindeutig stärker, als sie aussah. ,,Freut mich dich kennenzulernen. Wir haben kaum Leute aus eurem Sektor."
,,Liegt wahrscheinlich daran, dass sie nicht an uns glauben", lachte Ben und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
,,Wie sollten wir denn?", fragte ich, zog die Augenbrauen hoch und nahm ihm gegenüber Platz. ,,Keiner von uns hat euch jemals gesehen oder wirklich etwas von euch gehört."
,,Das liegt an diesen Biestern", meinte Elijah. Er hatte sich neben mich gesetzt und auch Lis ließ sich wieder auf den Platz neben Ben fallen. ,,Sie vertuschen alles, was wir gemacht haben damit die anderen Sektoren nichts davon mitbekommen."
,,Sie haben anscheinend Angst vor Aufständen", meldete die Rothaarige sich zu Wort. Mir fiel auf, dass sie sich noch nicht vorgestellt hatte. ,,Wenn raus käme, dass sie Lücken in ihrem ah so sicherem System haben, dann hätten mehr Leute den Mut sich ihnen in den Weg zu stellen."
,,Welche Sektoren wissen denn von euch?", erkundigte ich mich und sah, wie einige Leute aus einer Tür gegenüber von mir kamen. Sie schienen gerade erst aufgewacht zu sein, denn sie gähnten und rieben sich die Augen.
,,Nur der zweite und der dritte", antwortete Elijah. ,,Joanna und ich waren nicht gerade unauffällig, als wir vor fünf Jahren geflohen sind. Lis und Ben, waren auch nicht gerade die leisesten."
Ich nahm an, dass er mit Joanna die Rothaarige meinte, denn sie nickte mit bitterem Gesichtsausdruck und schien an etwas unangenehmes zu denken.
,,Das mit dem nicht leise sein, war nicht meine Schuld", verteidigte Ben sich und hob die Hände, als würde er sich ergeben. ,,Lis musste unbedingt ein Feuerwerk loslassen. Wortwörtlich."
,,Ich wollte sie nur wissen lassen, dass wir verschwinden", erwiderte Lis und verdrehte die Augen, als hätte Ben keinerlei Verständnis für die Sache. ,,Es wäre doch langweilig, wenn sie am nächsten Tag in unsere Häuser gegangen und wir einfach nicht mehr da gewesen wären."
,,Ah langweilig", stieß Ben ungläubig aus. ,,Das dir beinahe draufgegangen zu sein, nicht zu langweilig war, freut mich ja ungemein." Er fasste sich an die Brust und tat so, als wäre er furchtbar erleichtert. Joanna lachte.
,,Zu welchem Sektor habt ihr gehört", erkundigte ich mich und blickte interessiert zu den beiden hinüber.
,,Zweiter", antwortete Lis lächelnd. ,,War schon ganz nett, der einzige Sektor zu sein, der etwas anderes als grau tragen durfte."
,,Das war Lis dann aber auch zu langweilig", murmelte Ben und fluchte laut, als Lis ihm ihren Ellenbogen in die Rippen stieß. Ich fragte mich, ob die beiden zusammen waren, denn sie stritten wie ein altes Ehepaar.
,,Bitte sehr, meine Schöne", hörte ich Deans Stimme neben mir, als er ein Tablett mit Rührei, Toast und einer Tasse Kaffee vor mich schob.
,,Danke", sagte ich und fing an zu essen. Ich hatte noch viel mehr Hunger gehabt, als ich gedacht hatte.
Dean nahm auf der anderen Seite neben mir Platz und nickte zu Ben hinüber.
,,Hey Alter", sagte er und nahm einen Schluck von seinem Orangensaft. ,,Heute wieder Boxen?"
,,Ich mach dich fertig", erwiderte Ben grinsend und stopfte sich eine Gebel mit Rührei den Mund.
,,Boxen?", fragte ich Elijah. Er war der einzige in der Cantina, der scheinbar keinen Hunger hatte, denn er saß einfach nur da und dachte offenbar nach, bis er schließlich zu mir aufsah.
,,Ja", antwortete er. ,,Das gehört zum Training aber keine Sorge. Du darfst heute erstmal ausschlafen. Morgen zeige ich dir dann alles."
Ich nickte erleichtert und nippte kurz an meinem Kaffee. Sofort durchflutete die Wärme meinen Körper und ich musste zugeben, dass ich mich noch nie im Leben so gut gefühlt hatte auch wenn ich wünschte, dass Kessy das alles hier ebenfalls sehen könnte. Es hätte ihr mit Sicherheit gefallen...
,,Wenn du fertig bist, zeige ich dir dein Zimmer", sagte Elijah. ,,Ich hoffe du hast kein Problem damit, es dir mit Lis und Joanna zu teilen. Der Platz hier unten ist...Beschränkt."
,,Ja, nein das ist in Ordnung", antwortete ich obwohl ich doch nicht ganz zufrieden damit war. Es war nicht so, als könne ich Joanna und Lis nicht leiden aber ich hatte seit meine Eltern verschwunden waren ganz alleine in meinem Haus gelebt und das hatte mir eigentlich ziemlich gut gefallen. Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich mich wirklich wohl fühlen würde, wenn ich ständig Rücksicht auf jemand anderen nehmen musste...
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Graue Welt - Falle niemals auf
Science FictionVor fünfzig Jahren eroberten Außerirdische unseren Planeten. Sie kamen mit riesigen Raumschiffen, ganzen Flotten, aus dem Weltraum und unterwarfen die Menschheit, die wegen den Kriegen und all den Nöten die herannahende Gefahr nicht kommen sah. Die...