7. Kapitel

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Bevor Elijah mir wie versprochen mein Zimmer zeigen konnte, packte Joanna ihn am Arm, blickte Ernst zu ihm auf und flüsterte: ,, Louis ist noch nicht zurück. Er hätte schon vor zwei Stunden hier sein sollen."

Ich sah wie Elijah tief einatmete und für einen Moment die Augen schloss, dann drehte er sich wieder zu mir um und lächelte entschuldigend.

,,Tut mir leid", meinte er bitter. ,,Aber ich muss dringend weg." Und mit diesen Worten verschwand er, gefolgt von Joanna durch eine dritte Tür in der Cantina.

Etwas unschlüssig betrachtete ich die Tür zu den Schlafzimmern und überlegte, ob ich selbst nach meinem Zimmer suchen sollte aber genau in diesem Moment kam Dean zu mir hinüber, legte den Arm um mich und grinste mich schlemisch an.

,,Na, Hübsche?", fragte er. ,,Soll ich dir vielleicht dein Schlafzimmer zeigen?"

Ich war zu müde um mit ihm zu diskutieren. Außerdem war ich mir sicher, dass ich bei der Zimmersuche Hilfe brauchen würde aber als ich mich gerade von ihm los machen, und ihm zustimmen wollte, tauchte Lis hinter ihm auf und schlug ihm auf die Schulter.

,,Ich übernehme ab hier, du Checker", lachte sie und zeigte dann hinter sich auf Ben, der ungeduldig an der Tür zum Trainingssaal stand. ,,Du hast Ben doch etwas versprochen. Oder willst du kneifen?"

Sie grinste ihn frech an und seufzend nahm er endlich den Arm von meiner Schulter.

,,Ich und kneifen?", fragte er ungläubig und verschränkte die Arme vor der Brust. ,,Das hätte er wohl gerne..."

Kopfschüttelnd machte er sich auf den Weg zu Ben und ließ mich und Lis alleine vor der Tür stehen. Sie sah ihm lachend hinterher, dann wandte sie sich an mich und ich muss zugeben, dass ich ihren Humor bemerkenswert fand. Ich wusste nicht wie lange sie schon hier war, aber sicherlich hatte sie Deans Geschwafel schon länger als eine Stunde ertragen müssen. Wäre ich an ihrer Stelle gewesen, hätte ich ihm schon längst eine verpasst.

,,Ist er immer so ein Idiot?", fragte ich trocken und nickte zu Dean hinüber, der gerade mit Ben im Trainingssaal verschwand.

,,Ja", antwortete Lis lachend, folgte meinem Blick und zuckte mit den Schultern. ,,Aber er ist auch einer der mutigsten Leute hier. Wenn man sich freiwillig als Spion meldet, ist man alles andere als ein Feigling. Ich wollte es auch machen aber Elijah meinte, ich sei zu auffällig."

Sie schüttelte den Kopf, scheinbar verständnislos über Elijahs Behauptung aber nach dem, was Ben mir vorhin beim Essen erzählt hatte, musste ich Elijah im Stummen Recht geben. Ich glaubte nicht das ein Feuerwerk auf einer geheimen Spionagemission von Vorteil war...

,,Wie lange seid ihr schon zusammen?", fragte ich Lis, als ich ihr durch den langen, grauen Flur folgte, der irgendwie an eine kleinere Version der Tunnel hier unten erinnerte, durch die ich mit Elijah gefahren war. Nur, dass überall schwarze Metalltüren waren und, dass das Licht noch schwächer war. ,,Du und Ben meine ich."

Lis brach buchstäblich in schallendes Gelächter aus. So laut, dass ich befürchtete irgendjemand würde gleich hier rein platzen und fragen was passiert sei. Ich nahm an, dass sie meine Frage für einen Witz hielt.

,,Was?", kicherte sie und wischte sich eine Träne von der Wange. ,,Ben und ich...Zusammen...?"

Sie schüttelte sich vor Lachen und irgendwie kam ich mir dabei ziemlich dumm vor. Sie tat ja beinahe schon so, als hätte ich gesagt Dean sei ein netter Kerl.

,,Nein", gickelte sie und nahm tief Luft, scheinbar um sich zu beruhigen. ,,Nein, Ben und ich sind nicht zusammen. Wir sind nur Freunde."

,,Ah", erwiderte ich und hatte das komische Gefühl, dass ich das Ben lieber nicht erzählen sollte. Es würde ihm sicherlich nicht gefallen das Lis den Gedanken an eine Beziehung mit ihm lachhaft fand...

,,So, dass ist unser Zimmer", sagte Lis nach einer Weile grinsend und hielt mir eine der Türen weiter hinten im Flur auf. Das Zimmer war sogar noch kleiner, als mein Haus in Sektor sieben aber das eigentliche Problem war, dass ich es mir mit zwei Personen teilen musste. Keine Ahnung, wie Elijah sich das vorgestellt hatte...

Der Raum sah genauso aus wie alles andere hier unten. Grau und schlicht nur, dass er die Größe einer Luxus Besenkammer hatte. An den Wänden standen zwei Hochbetten, die scheinbar mit Mühe dort hinein gequetscht wurden waren und ein kleines Schränkchen hatte ebenfalls Platzt zwischen den beiden Betten gefunden. Ansonsten, war der Raum leer was auch gut war, denn noch etwas hätte mit Sicherheit nicht dort rein gepasst, sonst wäre das 'Zimmer' womöglich noch explodiert...

,,Es ist ähm...Toll", log ich und versuchte zu lächeln aber ich hatte das Gefühl, dass es eher wie eine Grimasse aussah. Lis kicherte erneut, dieses Mal zum Glück nicht so hysterisch wie vorhin, und schüttelte den Kopf.

,,Es ist schrecklich", sagte sie. Ich nickte, erleichtert das sie es wohl genauso sah und blickte dann zu den Betten hinüber.

,,Wo schläfst du?", fragte ich sie.

,,Oben links."
Sie nickte zu dem Bett hinüber und stämmte die Hände in die Hüfte. ,,Und Joanna schläft genau darunter. Das andere Bett gehört also ganz allein dir. Das heißt, wenn nicht noch jemand einzieht..."

Ihr Gesicht war eine Mischung aus Sorge und Hoffnung und ich merkte, dass dieses ganze Gebäude oder dieser Bunker oder was auch immer, nicht für diese Anzahl von Personen gemacht wurden war aber dennoch waren sie zu wenige, um sich wirklich Rebellen nennen zu können.

,,Das Bad für Mädchen ist ganz vorne, einfach den Flur entlang gerade aus", erklärte Lis und blinzelte ein paar Mal, als wäre sie vorhin noch in Gedanken gewesen. ,,Joanna oder ich wecken dich wenn es Mittagessen gibt. Schlaf gut."

Sie lächelte mich an, machte auf dem Absatz kehrt und verschwand wieder in Richtung der Cantina.

Ich sah ihr einige Sekunden lang nach und fragte mich, wie sie es schaffte das alles hier so locker zu sehen. Sie war genau wie ich aus ihrem Sektor geflohen und im Gegensatz zu mir, hatte sie ihre Eltern dort zurück gelassen...

Wenigstens hat sie noch die Chance ihre Eltern wieder zu sehen, dachte ich, als ich auf das obere Bett kletterte und mir seufzend die Decke über den Kopf zog. Sie hatte Ben, ihren besten Freund und ich hatte Kessy verloren...

Ich schloss die Augen und versuchte nicht zu weinen, während ich mir alle Mühe gab, endlich einzuschlafen.

Graue Welt - Falle niemals aufWo Geschichten leben. Entdecke jetzt