5. Kapitel

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Regel Nummer 11: Es ist strengstens untersagt, sich Rebellenbewegungen, egal welcher Art, anzuschließen.

Bereits nach einem Kilometer Fahrt, musste Elijah erneut anhalten, um mir seine Jacke zu geben. Zuerst hatte ich abgelehnt, als er mir die schwarze Lederjacke hingehalten und freundlich gelächelt hatte aber da er keine Wiederworte hören wollte und weil es mich wegen dem Fahrtwind wirklich schon fröstelte, hatte ich doch nachgegeben.

Nun saß ich wieder hinter ihm auf dem Motorrad, die Lederjacke um meine Schultern, und spürte die kühle Nachtluft in meinem Gesicht. Freiheit fühlte sich kalt an. Kalt und holprig.

,,Wo genau ist denn die Unterwelt?!", erkundigte ich mich. Ich musste schreien um den Motor und den Wind zu übertönen.

,,Unter der Erde!", antwortete er und ich hörte in seiner Stimme, dass er grinste.

Ich verdrehte die Augen.
,,Du weißt was ich meine!", erwiderte ich und krallte mich an ihm fest, als er über ein Schlagloch fuhr. Ich hoffte inständig, dass ich bald von diesem Ding runter konnte...

,,Etwas außerhalb von Sektor zwei!", antwortete er, diesmal ernster und in Gedanken rief ich mir die Karte wieder in Erinnerung. ,,Es sind noch ungefähr dreißig Kilometer!"

Oh mann, dachte ich verzweifelt aber ich sagte nichts. Ich hatte ja ohnehin keine andere Wahl, als sitzen zu bleiben und diese Horrorfahrt über mich ergehen zu lassen aber langsam wurde ich müde.

Ich hatte in dieser Nacht nur drei Stunden geschlafen. Meinen ganzen Tag hatte ich auf dem Feld verbracht und als ich dann anfing an den schönen, goldenen Mais zu denken, bekam ich auch noch Hunger.

Aber das schlimmste war, dass ich, jedes Mal wenn ich die Augen schloss, Kessys ausdrucksloses und erstarrtes Gesicht vor mir sah. Ich konnte es einfach nicht vergessen...

Während der gesamten restlichen Fahrt, sagten weder Elijah noch ich ein Wort. Die Ruhe war angenehm, denn so konnte ich mir noch einmal alles durch den Kopf gehen lassen, was er mir vorhin erzählt hatte und kam zu dem Entschluss, dass ich trotz der Müdigkeit und Erschöpfung, wohl die ganze Nacht kein Auge zu machen würde.

Ich war aus meinem Sektor geflohen, hatte mir eine Schießerei mit zwei Wächtern geliefert, hatte meine beste Freundin verloren und nun saß ich auf einem Motorrad, mitten im Nirgendwo und fuhr mit dem Anführer der Rebellen, der auch noch angefangen hatte über meine verschollenen Eltern zu reden, zu seinem Stützpunkt in der Unterwelt. Genug Stoff für wundervolle, nächtliche Träume...

,,Wir sind da", sagte Elijah, nach ungefähr zwanzig Minuten, hielt aber nicht an sondern fuhr einfach geradewegs in einen Wald hinein. Ich schluckte verängstigt, als er den nah aneinander gereihten Bäumen nur knapp auswich und zog den Kopf ein, damit mir kein herabhängender Ast ins Gesicht peitschte.

,,Ich dachte, du hättest gesagt unter der Erde!", schrie ich und meine Stimme zitterte leicht, während ich versuchte, mich nicht zu übergeben. ,,Du hast nicht erwähnt, dass du uns umbringen willst!"
Auch wenn wir dann wahrscheinlich auch unter der Erde wären...

,,Keine Sorge!"
Ich hörte, dass er lachte und wenn ich nicht gerade damit beschäftigt wäre, mich wimmernd hinter ihn zu kauern und die Augen fest geschlossen zu halten, dann hätte ich ihn wahrscheinlich geschlagen. Das ganze war alles andere als komisch.

Nach zwei Minuten holpriger und meiner Meinung nach absolut tödlicher Fahrt, merkte ich, das der Boden ebener wurde. Ich öffnete die Augen.

Wir fuhren durch einen dämmrig beleuchteten Tunnel. Jedenfalls nahm ich an das es ein Tunnel war, denn ich sah graue Betonwände und die Straße unter uns war schwarz und beinahe volkommen glatt. Anscheinend ebenfalls Beton.

Als wir den Tunnel verließen, blendete mich das helle Licht des Raumes dahinter fast so sehr, wie die Scheinwerfer in Sektor sieben. Ich schloss erneut die Augen und als ich sie dann wieder öffnete, erstarrte ich vor Bewunderung.

Wir fuhren durch eine riesige Lagerhalle. Die Wände und der Boden glichen denen in dem Tunnel und die Decke war fast dreißig Meter über uns.

Links und rechts standen stapelweise Kisten und Kartons an den Wänden und in der Mitte parkten alle möglichen Fahrzeuge. Ich glaube, ich sah sogar einen Lastwagen aber dann lenkte Elijah das Motorrad erneut in einen Tunnel, und die Lagerhalle verschwand hinter uns.

,,Was war das?!", fragte ich Elijah. Ich verrenkte mir beinahe den Hals, als ich versuchte noch einen Blick auf den Raum zu werfen aber er war bereits außer Sichtweite.

,,Ein Parkplatz!", antwortete er knapp.

,,Und wieso haben wir dann nicht geparkt?!", erkundigte ich mich und sah, wie er mit den Schultern zuckte, als wisse er es nicht.

,,Ich glaube, weil ich keine Lust hatte den restlichen Weg zu Fuß zu gehen!", meinte er gelassen. ,,Als Anführer hat man ein paar Vorteile, weißt du. Ich kann zum Beispiel mit einem Motorrad mitten in den Trainingssaal fahren und keinen wunderts!"

Natürlich wunderts keinen, dachte ich genervt, du bist ja auch völlig irre. Aber ich sagte nichts.

Es dauerte nicht lange, und wir erreichten den zweiten Raum, in dem das Licht zum Glück gedimmt war. Hier sah es beinahe so aus, wie auf dem Parkplatz, nur waren hier weder Kisten, noch Fahrzeuge.

An den Wänden hingen haufenweise Waffen. Laserpistolen in verschiedenen Größen, alle Arten von Messern, Dolche, Schwerter, Schlagstöcke, Elektroschocker und andere, interessante Gegenstände, deren Namen ich nicht kannte.

Elijah parkte das Motorrad genau in der Mitte des Raumes, die vollkommen leer war. Nur eine große, weiße Matte lag einige Meter von den Wänden entfernt auf dem Boden. Das musste dann wohl der Trainingssaal sein. Logisch...

,,Mann, Elijah muss mal wieder eine Show hinlegten", lachte ein Junge mit dunklen Haaren und einer Lederjacke wie die, die gerade um meine Schultern hing. Er war durch eine Tür gegenüber von uns gekommen, die so sehr mit Waffen zugehangen war, dass ich sie Anfangs garnicht bemerkt hatte. ,,Ist dir die andere vom Motorrad gefallen?"

,,Die andere, hieß Kessy", fauchte ich, glitt von dem Rücksitz des Motorrads, verschränkte die Arme vor der Brust und funkelte ihn zornig an. ,,Sie ist tot..."

,,Oh", sagte er und das Grinsen verschwand aus seinem Gesicht. ,,Tut mir leid. Ich mochte die Kleine."

Ich hob verwirrt die Augenbrauen und blickte ihn abschätzend an. Woher hatte er Kessy gekannt? Er schien zwar in ihrem Alter zu sei, siebzehn oder achzehn, aber ich war mir sicher, dass ich es bemerkt hätte, wenn Kessy sich mit einem der Rebellen getroffen hätte...

,,Das ist Dean", erklärte Elijah, der meinen fragenden Blick wohl richtig gedeutet hatte. Er war ebenfalls von seinem Motorrad gestiegen und stand jetzt lächelnd neben mir. ,,Er ist der Spion, von dem ich dir vorhin erzählt habe."

,,Hay", sagte Dean, abermals grinsend und hielt mir die Hand hin. ,,Deinen Namen weiß ich. Meddy, nicht wahr?"

,,Du hast uns also beobachtet", stellte ich kalt fest. Ich ignorierte seine Hand, genau wie Elijahs vorhin im Wald und er ließ sie wieder sinken.

,,Jap", meinte er gelassen und stämmte die Hände in die Hüfte. ,,Und ich muss sagen, dass du für eine Feldarbeiterin ganz schön gut aussiehst."

Ich blickte ungläubig zu Elijah hinüber. Das sollte der Kerl sein, der uns ausspioniert hatte? Wenn alle Rebellen so albern waren, dann war es kein Wunder das kaum jemand glaubte, dass es sie wirklich gab...

Elijah verdrehte, scheinbar genervt über Deans schlechte Flirtversuche, die Augen und nickte dann zu der Tür hinüber.

,,Sind die anderen schon wach?", fragte er Dean.

,,Nicht alle", antwortete Dean. ,,Aber Joanna ist wach. Sie hat gesagt, sie muss mit dir reden."

Seufzend sah Elijah zu mir hinüber.

,,Gut", meinte er. ,,Gehen wir frühstücken."

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