Clyve stürmte ohne Vorwarnung die Treppe hinauf und riss mit einem grimmigen Schnauben die Tür zu Jess Schlafzimmer auf. Jess stockte der Atem, als sie ihren Kopf reckte, um in das Zimmer blicken zu können. Doch alles war ruhig. Bis auf das offen stehende Fenster, dessen Rahmen vom Wind immer wieder gegen die Wand geweht wurde und das laute Poltern verursacht hatte. Clyve atmete erleichtert durch und kam zum Glück nicht auf die Idee, nun das ganze Schlafzimmer abzusuchen.
»Jess, du bist ja ganz nervös! Ist doch gut!«, schnaubte er leise und schmiegte sich an sie.
Wenn er nur wüsste, dachte Jess. Wenn er nur wüsste, dass gerade er es war, wegen dem sie so nervös war. Wenn sie die Möglichkeit gehabt hätte, ihn mit einem Zauberstab einfach verschwinden zu lassen, hätte sie es getan. Ohne zu zögern. Sofort.
Doch es kam noch viel schlimmer. Clyve wandte sich Jess zu. In seinem Blick lag etwas, das jeder andere wohl als typischer Schlafzimmerblick abgetan hätte. Und sie standen schließlich in ihrem Schlafzimmer. Es war kein großes Kunststück zu erahnen, was er wollte.
Clyve küsste sie, schob sie in den Raum hinein, schloss Fenster und Türen und zog die Vorhänge zu. Es war wie in einem schlechten Film.
»Nicht jetzt, Clyve. Nicht jetzt!«, murmelte Jess leise, widerwillig, doch Clyve schmiegte sich nun noch viel enger an sie. Und wenn es sich in diesem Moment nicht so unglaublich schön angefühlt hätte, hätte Jess ihm womöglich sofort eine Bratpfanne über den Schädel gehauen. Nur warum musste es ausgerechnet jetzt sein?
»Du wirkst so bedrückt. Was ist los, Süße?«
»Ich werde über dein Angebot nachdenken, okay?«
»Ist jemand hier, oder warum bist du so distanziert? Versteckst du etwa einen deiner Lover im Kleiderschrank?«, lachte der blonde Hengst amüsiert und ging demonstrativ zum Kleiderschrank hinüber. Clyve dachte, es wäre ein lustiger Scherz, doch Jess Organe in ihr begannen sich langsam aber sicher in Hitze und Säure aufzulösen. Schritt für Schritt für Schritt, den Clyve näher an die Tür ihres Schrankes heran trat.
Er riss die Tür auf und lachte Jess ins Gesicht. Der Schrank war leer, genau, wie Jess Blutgefäße. Vor Stress und Angst hatte sich ihr gesamtes Blut zu ihrem Herzen hingezogen und nun, als die Erleichterung so plötzlich kam, machte es Klick und ihr wurde einfach schwarz vor Augen.
Als sie erwachte, stand Clyve über ihr. Sein Blick war besorgt und voller Fürsorge.
Mühsam wand sie sich wieder auf die Beine und schüttelte den Kopf.
»Was ist passiert?«
»Du bist ohnmächtig geworden. Du warst vielleicht zwei, drei Minuten nicht ansprechbar.«
Jess ließ den Kopf hängen, doch Clyve hob ihr Gesicht mit einem seiner Beine sanft nach Oben.
»Ich verstehe, wenn es dir nicht gut geht. Ich bin froh, dass du über das Angebot nachdenkst. Wenn du willst, kann ich auch heute noch bei dir bleiben und aufpassen, falls so etwas noch einmal passiert.«
Jess schüttelte vehement den Kopf und lehnte dankend ab. Clyve senkte respektvoll den Kopf vor ihr und drückte er ihr einen sanften Kuss auf die Stirn, bevor er sich zum Gehen wandte.
»Wenn du dich entschieden hast, weißt du ja, wo du mich findest.«
Er schenkte ihr zum Abschied ein Lächeln, bevor er durch die Haustüre verschwand. Vor Erleichterung wurden Jess erneut die Knie weich und sie schleppte sich zu ihrem Bett, auf das sie sich, völlig erschöpft, fallen ließ.
»Auaa!«, tönte es darunter hervor. Die braune Stute sprang erschrocken auf, als ihre Matratze nicht, wie gewohnt unter ihr nachgab, sondern nur dumpf und hart unter ihr zurück schwang.
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A3360 - Opfer der Wissenschaft (8 Kapitel Leseprobe)
Dla nastolatkówACHTUNG: Diese Geschichte ist verfasst als eine Art Fabel, in der alle Hauptcharaktere als Pferde dargestellt sind.Ihr Verhalten ist jedoch soweit vermenschlicht, dass die Story jederzeit auf Menschen umgeschrieben werden kann. Alex ist ein Exper...