Kapitel 7

1.4K 154 24
                                    

Jess war etwas mulmig zumute, als sie sich am nächsten Morgen im Eingangsbereich von Hancester Science Laboratories wiederfand. Viel mehr jedoch beunruhigte sie der Gedanke, was Alex mit ihrer Wohnung anstellte, wenn sie nicht zu Hause war, um ihn davon abzuhalten, ihre technischen Geräte auseinander zu nehmen.

»Dr. Clyve Higgins hat mich einbestellt«, schnaubte Jess freundlich einer unmotivierten Mitarbeiterin hinter dem Empfangstresen zu. Die Stute blickte mit gerümpften Nüstern über die Oberkante ihrer altmodischen Hornbrille und blätterte dann wichtigtuerisch in ihren Unterlagen.

»Name?«

»McLaren – Jessica.«

»Hier steht nichts von einem Termin. Wollen sie sich rekrutieren lassen?«

Jess nickte lächelnd.

»Es ist kein offizieller Termin. Ich wollte ihm nur meine Zusage zukommen lassen.«

»Dann füllen Sie bitte diesen Fragebogen aus, während Sie warten. Ich werde Dr. Higgins sofort kontaktieren. Wir suchen immer Qualifizierte Rekruten.«

Jess nahm den Fragebogen dankbar schnaubend entgegen und füllte die ersten Felder aus. Die Empfangsdame blickte Jess mit einer Mischung aus Verwirrung und Abneigung an und verwies sie dann auf den Wartebereich. Das machte Jess nun doch etwas stutzig. Bei ihrer letzten Bewerbung hatte sie nicht im Wartezimmer warten müssen.

Sie schenkte der unfreundlichen Stute am Tresen noch ein weiteres Lächeln, bevor sie sich im Wartebereich niederließ und brav weitere Felder im Fragebogen ausfüllte.

Name – Geburtsort – Krankheiten – Herkunft – Familie – Beziehungsstatus. Jess hätte beinahe ›unglücklich in Ex verschossen‹ geschrieben, verkniff es sich jedoch. Sie wunderte sich, warum die Fragen dieses Mal so persönlich wurden. Das letzte Mal hatte man sie nur ein Schweigegelübde unterschreiben lassen.

Kurz, bevor sie den Fragebogen zu Ende ausgefüllt hatte, trat eine schneeweiße Stute mit harten, kantigen Zügen in den Raum und bedeutete ihr, ihr zu folgen. Jess wurde in einen Untersuchungsraum gebracht, wo die Ärztin Jess erst einmal den Fragebogen abnahm und ihn flink überflog.

»Sehr schön. Ah! Aber es fehlt noch Ihre Unterschrift!«

Jess schüttelte lachend den Kopf und holte die fehlende Unterschrift ohne zu zögern nach. Doch ihr Lachen verschwand wieder, als sie sah, dass die Ärztin eine Reihe von Untersuchungswerkzeugen vorbereitet hatte.

Mit einem Mal wurde es ihr bewusst, warum ihr die gesamte Prozedur so schwammig vorgekommen war.

»Warten Sie, warten Sie. Ich wollte mich nicht als Rekrutin für Experimente bewerben.«

»Das sagen sie alle, wenn ihnen bewusst wird, was sie soeben unterschrieben haben. Aber es ist nur halb so schlimm, wie es sich anhört. Ich werde ihnen jetzt erst mal ein Beruhigungsmittel verabreichen, damit die sich entspannen können. Es wird nur kurz piksen!«

Jess sprang wiehernd herum und wollte zur Tür heraus stürmen, doch sie merkte jetzt erst, dass sie verschlossen war.

»Was zum Teufel? Lassen Sie mich raus!«

»Die Vorsorgeuntersuchung ist reine Routine. Nichts, weswegen man sich Sorgen machen müsste. Ich will Ihnen nichts Böses. Beruhigen Sie sich!«

Von dieser sogenannten Routine hatte Jess in ihrer damaligen Karriere bei Hancester Science schon genug gesehen.

Doch zu ihrer Zeit waren freiwillige Rekruten, die sich für Experimente angeboten hatten, noch wie Helden der Wissenschaft behandelt worden. Auch, wenn sie es sich kurzfristig noch einmal anders überlegt hatten. Man hatte niemals auch nur daran gedacht, sie im Labor festzuhalten, bevor sie nicht in die Testreihen eingeweiht worden waren.

A3360 - Opfer der Wissenschaft (8 Kapitel Leseprobe)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt