Kapitel 5

402 15 0
                                    

Als ich das nächste Mal Augen öffne, muss ich blinzeln da ich von der Sonne geblendet werde. Ich liege nicht in dem schwarzen Zimmer mit der leisen Musik, so wie ich es erwartet habe. Es braucht mich einige Sekunden ehe ich realisiere das ich auf dem Sofa im Wohnzimmer liege. Aber es wirkt leerer als sonst, vielleicht sind sie nicht zuhause? Als ich mich aufsetzte wird mir für einen Moment schwarz vor Augen, dann drehe ich mich im Kreis. Als ich den Glasanbau entdecke laufe ich darauf zu und stelle mich an die Wand die Richtung Wald zeigt.

Ich kann nicht einordnen wie ich mich fühle. Einerseits fühle ich mich erleichtert weil ich nicht irgendwo eingesperrt bin, und weil ich noch nicht tot bin oder geschlagen wurde. Manchmal habe ich das Gefühl das es einfacher wäre tot zu sein, dann bräuchte ich keine Angst mehr zu haben. Ich wäre frei von diesem Leben und dessen Erinnerungen, müsste mich nicht mehr mit Angstzuständen herumplagen und könnte einfach tun und lassen was ich will. Ich müsste nicht mehr zur Schule gehen und könnte mich mit den Leuten abgegeben mit denen ich überhaupt etwas zu tun haben möchte. Es wäre so viel einfacher, aber es könnte auch so viel schlimmer sein. Manche Leute haben diese Angst, dass wenn sie sterben dass sie für immer in einem dunklen Raum eingeschlossen sind. Und diese Angst teile ich. Oder was wenn ich dort, was oder wo auch immer nach dem Tod ist, Gracie und Richard wieder begegne? Da ist das Leben angenehmer. Also, ich weiß nicht was angenehmer wäre. Sich in meinem Leben herumschlagen oder einfach aufgeben und es vielleicht dadurch noch viel schlimmer machen? Ich weiß es nicht.

Mein Blick wandert wieder zurück zum Wald und ich möchte gerade am liebsten hinein springen. Aber ich darf nicht weglaufen, sie werden mich finden und mir schlimme Dinge antun. Aber der Garten ist ja noch ihr Grundstück, also beschließe ich nochmal hinaus zu gehen.

Als ich die Tür öffne empfängt mich eine angenehme Wärme und der einfache Geruch von Sommer schlägt mir entgegen und wie als hätte jemand einen Schalter umgelegt, fühle ich mich sofort besser. Das vertraute Gefühl von Rasen unter meinen blanken Füßen bringt mich zum Lächeln, und jetzt wo ich alleine bin, schaffe ich es zu lächeln und es fühlt sich schön an und es kommt mir auch nicht absurd vor wegen Rasen zu lächeln.

Es fühlt sich so an als würden meine Gefühle Achterbahn fahren. Mal bin ich ängstlich, dann traurig und dann geht es mir wieder nicht ganz schlecht, sogar ganz gut eigentlich.

Ich laufe einmal um die Ecke und erblicke den Pool und mein Lächeln wird noch breiter, freudig hüpfe ich darauf zu und frage mich gleichzeitig seit wann ich hüpfe. Aber das ist mir egal. Ich setzte mich an den Rand, kremple meine Hosenbeine hoch und lasse meine Beine im Wasser baumeln. Ich betrachte die Narben an meinen Beinen, die Teils von meinen biologischen ‚Eltern' und Teils von mir selber stammen. Es sind nicht sonderlich viele, die meisten befinden sich an meinen Armen, am Bauch und am Rücken.

„Hallo!" ich schrecke hoch und blicke in das Gesicht einer Frau mit braunen Haaren. Aber ich schrecke nicht zurück. Ganz tief in meiner Magengrube habe ich noch das leichte Gefühl von Angst aber ich habe mich dafür entschieden einfach nichts zu tun. Ich werde ihnen zwar nicht vertrauen aber da ich es nicht schaffen werden von hier weg zu kommen kann ich auch einfach für eine kurze Zeit den Luxus genießen, immerhin wirken sie bis jetzt eigentlich nett und wenn was passiert habe ich es eh verdient und dagegen tun kann ich auch nichts. Also bleibe ich einfach und werde nicht direkt beginnen zu schreien nur weil jemand meinen Namen sagt. Immerhin sind sie ja nicht Richard und Gracie, und obwohl ich fest davon überzeugt bin das alle Männer gleich sind, ist es mir egal. Wie schon gesagt, ich kann eh nichts daran ändern und vielleicht sind sie ja sogar ganz nett. Auch wenn das eigentlich nicht sein kann. Aber ich belasse es bei dem was ich mir vorgenommen habe: nämlich gar nichts.

Ich werde gar nichts tun.

Es gibt vielleicht ein paar Dinge die ich nicht tun werde, aber das ist ebenfalls egal.

SKYLINE. (Adopted by One Direction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt