Kapitel 3

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Leises Gemurmel umhüllt mich wie eine warme Decke, es fühlt sich an als würde mir jemand die Ohren zuhalten da ich kaum etwas verstehe und sich alles gedämpft anhört. Bin ich wieder im Krankenhaus? Nur Ärzte reden gedämpft, mit gesenktem Kopf, als stünden sie auf heiligem Boden.

Ich will meine Augen öffnen als ich plötzlich ein Klingeln höre. Woher kommt denn dieses Geräusch jetzt? Letztendlich öffne ich schweren Herzens meine Augen. Ich wäre gerne noch länger in dieser ruhigen Welt geblieben wo nichts Böses ist und ich einfach schlafen kann und nichts tun muss, nicht unter Druck gesetzt werde. Mir fällt auf das das Klingeln nur in meinem Kopf ist.

Grelles Licht blendet mich und ich muss meine Augen zusammenkneifen ehe ich mich an die Helle gewöhnt habe.

Ich bin nicht im Krankenhaus, ich liege in einem weichen Bett in mitten eines schwarzen Zimmers. Von der Tür aus gesehen ist der Raum länglich und neben der Tür ist auf der rechten Seite eine weitere und neben dieser Tür steht ein schwarzes Regal mit schönen hölzernen Griffen, anschließend an das Regal steht das Bett in dem ich liege und dann eine blanke Wand. Ein großes Fenster ist am anderen Ende des Raumes und links daneben steht ein Schreibtisch. Direkt vor mir ist eine milchige Glaswand mit einer Tür aus dem selben Material. Der Raum ist nicht sonderlich groß aber dennoch der schönste den ich je gesehen habe. Ich bin allein in diesem Zimmer und das Gemurmel was ich vorhin gehört habe kommt von einer Anlage die leise ruhige Musik spielt.

Wo bin ich hier?

Ich setzte mich langsam auf und schwinge meine Beine über die Bettkante. Noch etwas wackelig laufe ich zur Tür. Ich bemerke dass ich dieselben Klamotten wie heute Morgen trage, jedoch bin ich jetzt Barfuß. Leise drücke ich die Türklinke hinunter und betrete einen Flur der mit Bildern geschmückt ist. Es gibt hier bloß eine weitere Tür, sonst führt eine Wendeltreppe hinunter in ein offen liegendes Wohnzimmer, soll ich hinunter gehen? Ich weiß es nicht. Immer wieder spiele ich mit meinen Händen und meine Fingernägel graben sich in meine Handfläche und hinterlassen kleine Halbmonde. 5 Minuten später überwinde ich mich dann langsam ein Schritt nach dem anderen zu tun und meine Hände verkrampfen sich während ich mich so fest am Handlauf festhalte das meine Knöchel weiß anlaufen.

Es braucht mich fast zehn Minuten bis ich endlich geschafft habe die Treppe hinunter zu gehen und nun stehe ich unschlüssig am Treppenabsatz und blicke mich um. Es ist riesig, überall sind Glaswände und vor mich steht ein Sofa und gegenüber von diesem ist ein Kamin über dem ein riesiger Fernseher hängt. Eine weitere Treppe führt hinunter, anschließend an die, die ich gerade hinuntergegangen bin. Als ich mich umdrehe sehe ich eine große moderne Küche die von einem Geländer umschlossen wird, als geht es noch ein Stockwerk hinunter? Ich habe zwar die Treppe gesehen aber ich dachte die führt in den Keller. Ohne darauf zu achten das irgendwo meine ‚Eltern' sein könnten bewege ich mich Richtung Küche und blicke über das Geländer hinab, um zu sehen was dort unten liegt. Unter mir liegt eine riesige Eingangshalle. Ich stand zwar schon mal in ihrer Einfahrt aber so ein riesiges Haus habe ich wirklich nicht erwartet. Als ich mich nach links drehe bleibt mir fast die Luft weg. Es ist wie in Glaskasten der in das Haus eingelassen ist. Der Boden, die Wände und die Decke bestehen aus Glas und ein Tisch mit 8 Stühlen steht in dem Anbau der ungefähr so groß wie mein Zimmer im Heim ist. Langsam gehe ich darauf zu und lasse meine Finger am Glas entlang streichen. Ich setzte mich auf den Boden und blicke unter mich, direkt neben dem Haus wächst ein Wald aus Fichten und Tannen. Unter mir wächst eine Wiese und ich kann die Hauswand sehen. Ich mag gar nicht wissen was es alles noch in diesem Haus gibt. Und hier soll ich wohnen? Fasziniert von der Wiese die ich direkt unter mir sehe, bemerke ich gar nicht wie sich Liam zu mir gesellt.

„Geht's dir besser?" Fragt er mich plötzlich und ich schrecke zurück. Er hat sich unmittelbar neben mich gesetzt und ich rücke ein Stück zur Seite. Er soll mir nicht so nah kommen.

„Ja." Flüstere ich ganz leise.

„Gefällt es dir hier?" Fragt er unsicher. Entgeistert blicke ich ihn an. Ob es mir hier gefällt? Am liebsten möchte ich dieses Haus heiraten. Aber ich kann nur zaghaft nicken.

„Möchtest du noch mehr sehen?" fragt er mich lächelnd. Ich sollte nein sagen. Er wird mich einsperren und mir irgendetwas antun. Und ich sollte mich schlecht fühlen weil ich jetzt in so einem Haus wohne obwohl es anderen Menschen schlechter geht, aber ich kann es einfach nicht. Und wieder nicke ich doch denke zur gleichen Zeit das es ein riesen Fehler ist, aber ich kann nichts dagegen tun.

Liam deutet mir zu folgen und nach dem er aufgestanden ist, tue ich es auch. Er läuft eine weitere Treppe hinunter und ich folge ihm ohne groß darüber nachzudenken.

„Ich zeige dir erst mal den Garten, möchtest du dir Schuhe anziehen?" fragt er mich lächelnd doch in verneine. Schulterzuckend öffnet er die Tür, frische Luft schlägt mir entgegen und ich fühle mich gleich besser. Ein Steinweg ist ausgelegt doch ich laufe über den noch vom Tau feuchten Rasen und genieße das kitzeln an meinen Zehen. Ich habe gerade nicht wirklich Angst. Vielleicht liegt es daran das wir draußen sind ich notfalls davon, in den angrenzenden Wald, rennen könnte. Ich kann den Esszimmer von hier aus sehen und rechts von mir liegt ein Pool, er ist von Steinplatten umgeben auf denen ein paar Liegen stehen. Hinter dem Pool ist direkt das Haus und durch eine Glastür und ebenfalls eine Glaswand kann ich einen Fitnessraum ausmachen. Ansonsten erstreckt sich die Rasenfläche weit, so weit das ich das Gefühl habe das ich das Ende schon gar nicht mehr sehen könnte. Ich drehe mich einmal im Kreis und alles was ich sehe ist wunderschön.

„Guck dich ruhig um." Ermutigend lächelt mich Liam an und ich versuche ihm ebenfalls anzulächeln aber es klappt nicht, also hauche ich nur ein danke.

Ein letztes Mal blicke ich Liam an ehe ich ohne Vorwarnung beginne zu rennen. Rhythmisch stoßen sich meine Füße federleicht vom Boden ab, kommen wieder auf und stoßen sich wieder ab. Es ist ein schönes Gefühl zu rennen. Ich könnte ewig weiter weiterrennen doch irgendwann bin ich am Ende der Wiese angekommen und bleibe ruckartig stehen, so dass ich fast das Gleichgewicht verliere und etwas nach vorne kippe. Dann lasse ich mich auf die Knie fallen und lege mich letztendlich ganz hin und blicke in den Himmel. Ein paar flauschige Wolken schweben umher und die Sonne strahlt angenehm hinunter. Es ist ein schöner Tag. Ich drücke mein Gesicht in den Rasen und atme tief ein. Ich mag den Geruch von Rasen. Er riecht nach Sommer.

„Was tust du da?" fragt mich Liam lachend, naja eher schreit er mir hinterher da ich so weit weg bin.

„Ich atme den Sommer ein!" Rufe ich lachend zurück. Und es ist das erste Mal das ich richtig lache.

Er streckt den Daumen hoch und ich grinse. Es ist kein Lächeln, eher eine Grimasse. Liam kommt auf mich zu und hält mir seine Hand hin damit ich aufstehen kann. Ich zögere, ich weiß nicht ob ich das hin bekomme. Mein Kopf sagt mir, dass er mich sobald ich oben bin bewusstlos schlagen wird und dann irgendwo einsperrt. Aber habe ich das nicht eigentlich verdient? Etwas unsicher und starr nehme ich seine Hand entgegen und sobald ich auf den Beinen bin lasse ich sie wie eine heiße Kartoffel fallen und gehe einen Schritt zurück.

Obwohl ich direkt wieder einen Rückzug gemacht habe lächelt Liam mich fröhlich an als hätte ich gerade seinen Heiratsantrag angenommen.

Alles nur Fassade.

Wieder spricht mein Kopf mit mir. Meine Gedanken, die sich solange eingeprägt haben, haben mich an ein Denkmuster angepasst was mich vor mir selbst und meine Dummheiten beschützen soll. Wie zum Beispiel Menschen vertrauen.

„Gehen wir wieder rein? Es dämmert langsam und ich glaube Niall hat schon mit dem kochen begonnen. Ich wette er würde sich freuen wenn wir ihm helfen, was sagst du?" Liam guckt mich aufmunternd an.

Kochen heißt Gemüse, und zum Gemüse schneiden braucht man Messer. Unwillkürlich fasse ich an die Narbe die einmal quer über meinen Bauch verläuft ehe ich automatisch wieder ins Haus renne, hoch in das Zimmer in dem ich aufgewacht bin. Niall und Louis blicken mich verdattert an. Auf der nächsten Stufe rutsche ich aus, Louis und Niall renne her was mich nur noch mehr dazu animiert aufzustehen und weiter zu rennen. Ich erreiche das schwarze Zimmer und schlage die Tür hinter mir zu, versuche vergeblich mit meinen zitternden Händen abzuschließen und schaffe es auch. Erleichterung macht sich in mir breit. Aber ich habe einen Fehler gemacht.

Ich bin in ihr Haus gerannt und nicht in den Wald.

SKYLINE. (Adopted by One Direction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt