Kapitel 12

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Die Zeit schien stillzustehen. Niemand sagte etwas.

Niemand tat etwas. Es schien als würde sogar niemand atmen. Und ich? Ich stand da mit gesenktem Kopf, die Gefühle  in meiner Brust aufgestaut, aber nicht fähig sie zu äußern.

Bis sich zwei starke Arme die mich 22 Jahre meines Lebens immer in seine Arme geschlossen hatte, wenn ich am Ende war.

Der Geruch, der mich zurück in meine Kindheit brachte, führte zur Explosion meiner Gefühle und ich fing hemmungslos an zu weinen. Dad drückte mich gegen seine Brust und ich schloss meine Arme auch um ihn.

In dem Moment fühlte ich mich genauso wie vor 6 Jahren als Mom  gestorben war. Dad war mein einziger Stützpunkt gewesen. Nur dass es diesmal nicht um den Tod meiner Mutter ging sondern um meinen eigenen.

Dad versuchte nicht einmal mich zu beruhigen, denn diesmal fing er auch an zu weinen. Er weinte um seine 22 Jahre junge Tochter, die für ihn immer noch 7 zu sein schien. Er weinte um seine Tochter, die noch nicht genug gelebt hatte, die er noch nicht genug geliebt hatte. Er weinte, aus Verzweiflung, weil er nicht wusste wie er das Schicksal aufhalten konnte.

Ich presste mein Gesicht  gegen  seine Brust und atmete seinen Duft ein. Ich hatte ihn dermaßen vermisst, dass ich erneut in einen Schluchz anfall geriet, weil mir bewusst wurde, wie wenig Zeit ich mit ihm, mit meiner Familie verbracht hatte, obwohl ich so wenig Zeit hatte. Ich hatte ihn zum letzten Mal vor einem Jahr umarmt. Vor einem verdammten Jahr!

„Dad es tut mir so leid!“, schluchzte ich zwischen meinem Schluckauf. Er gab einen gequälten Laut von sich und stützte sein Kinn auf meinem Kopf ab.

„Ich..ich bin nicht bereit dazu. ICH KANN DAS NICHT! Nicht noch einmal. Es MUSS einen Weg geben es zu verhindern.“, sagte er und schüttelte seinen Kopf und strich mir über den Rücken.

„Dad ich…schau doch mal! Ich bin schon fast erste auf der Liste. Keine Sorge Dad, ich schaff das. WIR schaffen das!“, griff ich hoffnungslos auf das zurück was mir heute der Arzt erzählt hatte. Genau das war das Wort. Hoffnungslos...Ich drückte mich von ihm ab um in sein Gesicht schauen zu können.

Es lief ihm gerade vereinzelt eine Träne über seine Wange. Das versetzte meinem Herz ein Stich und ich hob meine Hand und strich ihm die träne mit einem traurigen lächeln weg.

„Meine kleine.“, sagte daraufhin Dad, nahm mein Gesicht in seine Hände und gab mir einen Kuss auf meine Stirn. In dem Moment schloss ich meine Augen und versuchte meine Gefühle zu kontrollieren um nicht wieder anzufangen zu weinen.

Anschließend ließ er mich los und ich ging ohne zu warten auf Matt zu. Er schloss mich, genauso wie Dad zuvor in eine emotionsgeladene Umarmung und in dem Moment wurde es mir bewusst. Ich konnte nicht auf „Alles ist super!“ machen, denn nichts war allright. Ich hatte versucht die rosarote Blase um mich herum erhalten zu lassen, aber das funktionierte nicht wenn man Personen hatte die um einen trauerten.

Ich schaute zu ihm auf und Wörter schienen überflüssig zu sein, denn Matt  strich mir, genauso wie ich kurz zuvor bei Dad, meine Tränen aus meinem Gesicht und nickte dann in die Richtung in die Channing verschwunden war.

Ich klopfte vorsichtig an die Tür und wartete auf eine Antwort doch es kam keine und ich drückte die Türklinke runter und öffnete die Tür nervös. In dem moment als ich eintrat drehte sich Channing ruckartig um und ich sah wie er sich über das Gesicht wischte.

Mir brach es das Herz ihn so zu sehen und ich wollte ihn in meine Arme schließen und ging deswegen sofort mit schnellen schritten auf ihn zu und legte sanft meine Hand auf seine Schulter. Das was als nächstes geschah schockte mich nur noch mehr und es fühlte sich an als hätte mir jemand ein Teil von mir weggerissen.

Forever is a short time #Wattys2015Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt