Stufe 4: Frodo

346 49 10
                                    

Frodo zögerte.

Die plötzliche Dunkelheit hatte erneute leise Ängste in ihm hervor gerufen, die er nun mit aller Macht versuchte zu unterdrücken.

Er klammerte sich an die Hoffnung, dass Flo ihn befreien würde und setzte seine ganze Kraft ein, alles andere zu verdrängen.

Frodo holte tief Luft.

Er würde hier rauskommen und überleben und Vanessa, seine Familie und Freunde wiedersehen.

Der Gedanke an seine Liebsten hatte aufgrund der vorherigen Erfahrungen nicht ganz die gewünschte Wirkung, dennoch zog er jede noch so kleine positive Emotion aus den Bildern und baute sie vor seinem geistigen Auge auf wie eine Mauer. Er war sich sicher, dass er sie gleich brauchen würde.

Frodo holte noch einmal tief Luft.

"Was willst du von mir?"

Frodo wartete, doch gefühlte Minuten lang kam keine Antwort.

"Wie komme ich hier raus? Was soll ich tun? ANTWORTE MIR GEFÄLLIGST!"

Frodo biss sich auf die Unterlippe und atmete so flach wie möglich, um sich zu beruhigen.

Er hatte eigentlich nicht plötzlich schreien wollen, hatte sich aber nicht beherrschen können. Denn langsam aber sicher machte die Enge und die Dunkelheit ihn fertig.

Frodo hatte wirklich gedacht, es könnte nach der Realisation seiner Gefangenschaft und dem Wunsch nach seinem Tod in der Kälte nicht mehr schlimmer werden, doch seine Psyche legte immer noch einen oben drauf.

Er fragte sich, wie lange er das noch durchhalten würde, ohne Wahnsinnig zu werden. Seine ganzer Körper zucken, weil seine Nerven zum zerreißen gespannt waren und sein Fluchtreflex einfach nicht aufgeben wollte.

Entnervt holte Frodo so weit aus wie er konnte und schlug gegen die Wand seines Gefängnisses.

Er wusste, dass es keine Wirkung haben würde, doch er musste irgendwo seine Energie abladen.

Der Lautsprecher knackte und ließ ihn aufhorchen.

"Was ich will, habe ich schon: Nämlich dich."

Frodo fühlte sich, als hätte ihm jemand mit der Faust eine Schlag in die Magengrube verpasst und er schloss die Augen gegen die aufkommende Übelkeit.

"Und du kannst nichts tun, um daran etwas zu ändern, denn das ist die Aufgabe deines Gegenparts."

Frodo ballte die Hände zu Fäusten und holte zischend Luft.

"Zu deiner letzten Frage: Du solltest dich ab sofort nicht mehr bewegen."

Bevor er fragen konnte, was damit gemeint war, spürte er eine heftige Erschütterung.

Im ersten Moment dachte Frodo, dass es sich um ein Erdbeben gehandelt haben musste, doch es blieb bei einem einzigen heftigen Schlag.

Das darauf folgende Geräusch ließ ihn jedoch erstarren und die Luft anhalten.

Als plötzlich das Licht wieder anging ging, starrte er voller Entsetzen auf die Glaswand über ihm, die von einem langen Riss durchzogen war, der sich langsam wie ein Spinnennetz ausbreitete.

Lebendig begraben Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt