Kapitel 9

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Eine Woche verging und ich hatte alle Hände voll zu tun. Während ich lernte schrieb ich dauerhaft mit Ju. Endlich hatte ich seine Handynummer. Er schrieb mir so oft, dass er mich wieder sehen möchte aber anscheinend hat er auch alle Hände voll zu tun. Denn er schrieb mir dauernd wie müde er sei und das er einfach nur schlafen will. Und jedesmal sagte ich ihm, dass er nicht so viel arbeiten soll. Witzig ist das er mir das auch dauernd sagt, weil ich fast jeden Tag 3-4h lernte. Leider bin ich ein Mensch der richtig ackern muss, um sich etwas zu merken. Also brauche ich Zeit. Max hatte ich geschrieben, dass ich schnell zu einer Freundin fahren musste, nachdem ich kurz mit "meinem alten Kumpel" geredet habe. Er fragte nicht weiter nach. Zum Glück. Zwischendurch hatten wir uns zum Lernen getroffen und bis jetzt hatte ich alle Zwischenprüfungen bestanden, was mich sehr glücklich machte. 

Als ich wieder eine Seite durch hatte, fiel ich auf mein Bett. Ich seufzte und nahm mein Handy in die Hand. Ich hatte Nachrichten von Max. 
M: Und wie weit bist du?
Ich: Mach gerade eine Pause aber ich kann nicht mehr. Mein Kopf platzt bald. 
M: Geht mir genauso. Wollen wir beide kurz rausgehen und frische Luft schnappen?
Ich: Ja gerne muss eh einkaufen.
M: Gut ich komme in 10min zum Rewe. 
Ich: Okay bis gleich.

Schnell machte ich mich halbwegs fertig. Ich war schon den ganzen Tag ungeschminkt und trug Gammelsachen. Ich zog eine schwarze Jeans an und ein weißes bauchfreies Shirt. Draußen war es warm. Für Schminken hatte ich keine Zeit mehr, also musste ich der Welt wohl meine geilen Augenringe zeigen. Etwas genervt nahm ich meine Tasche und machte mich auf dem Weg zum Rewe. Ju war schon den ganzen Tag nicht online gewesen. Ich machte mir schon Gedanken um ihn. Aber wahrscheinlich drehte er wieder Videos oder schlief (endlich) mal. Wenn die Uni-Phase um ist, würde ich mich wieder mit ihm treffen. Wenn er überhaupt Zeit findet. 

Als ich Max erblickte bekam ich sofort bessere Laune. Er lächelte mich von weitem an. ,,Na du." sagte er und umarmte mich kurz. Ich drückte mich kurz an ihn und ließ ihn wieder los. ,,Wieso bist du eigentlich so groß" fragte ich hämisch. ,,Frag Mutternatur." antwortete er herablassend. Ich grinste ihn an. Wir gingen rein. Ich nahm mir die Sachen aus dem Regal während Max mir irgendetwas von einem Kumpel erzählte. Wir redeten auch über die Themen für die Prüfung und fragten uns ab. Ich konnte (Gott sei dank) alle Fragen von Max beantworten, während er bei meinen ziemlich abkackte. ,,Du musst wohl nochmal dran was?" kicherte ich boshaft. Er boxte mir in die Schulter und dabei fielen mir fast meine Sachen aus der Hand. ,,Hey das war doch nur Spaß." scherzte ich. ,,Jaja." murmelte er zurück. Als ich ihn weiterhin anstarrte, fing er an zu grinsen. 

 An der Kasse klingelte mein Handy. Auf dem Display stand Ju. Etwas überrascht aber auch erfreulich ging ich ran. ,,Hey was gibts?" fragte ich mit pikanter Stimme. Ju hat mich noch nie angerufen. Deswegen war ich etwas verwundert, denn er fand doch gar keine Zeit Leute anzurufen. ,,Jule Gott sei dank." hauchte er erleichtert in den Hörer. Seine Stimme klang sehr gehemmt. Mein Körper spannte sich direkt an. ,,Was ist los?" fragte ich beunruhigt. Max sah mich verwundert und neugierig zugleich von der Seite an. ,,Du bist die erste die endlich mal an das scheiß Handy geht! Du musst mir helfen, ich steck fest. Ich komm nicht mehr raus und kann mich kaum bewegen." sagte er verzweifelt. Alarmiert sah ich zu Max rüber, meine Blicke sagten ihm wohl, dass etwas gar nicht stimmt. ,,Bitte was?" fragte ich beklommen. Mein Regal ist auf mich gefallen." erklärte er erschöpft. ,,Bitte komm so schnell wie möglich." flehte er mich an. Seine Stimme klang so gequält. Weiter konnte ich nichts sagen, denn er legte auf. Erstarrt nahm ich mein Handy vom Ohr und sah wieder zu Max. ,,Ju ist in Schwierigkeiten." verkündete ich. ,,Er steckt fest unter seinem Regal, ich muss ihm sofort helfen." erzählte ich erschlagen. ,,Wie hat der das denn geschafft?" fragte Max perplex. Ich zuckte mit den Schultern, nahm meine Sachen und sprintete aus dem Rewe. Max folgte mir. Mein Handy vibrierte. Ju hatte mir seine Adresse geschrieben. ,,Ich komm mit." sagte Max. Ich wollte schon Nein sagen aber dann fiel mir ein, dass ich das Regal wahrscheinlich nicht alleine heben könnte. ,,Okay." antwortete ich schnell und schaute schon in Maps nach, wo die Straße ist. Zum Glück ist sie nicht weit entfernt. ,,Wir müssen uns beeilen." stellte ich fest. Max nickte mir zu. Mit voller Tasche rannten wir los. Hoffentlich hat er sich nicht zu stark verletzt. Aber wie hat er es geschafft, dass ein Regal direkt auf ihn fällt? Geht sowas überhaupt? Während ich darüber nachdachte fiel mir nicht sofort auf, dass wir an der Straße schon vorbeigelaufen sind. ,,Mist. Andere Richtung." bemerkte ich ungeduldig. Eingebogen, sah ich zu den Häusern und suchte nach der Hausnummer. ,,Da." sagte Max und zeigte in die Richtung. 

Julien Bam FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt