Im Kapitol

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Kapitel 3 (Finnick)

Nach meiner Verabschiedung von Annie bin ich auf direktem Weg zum Zug gegangen. Mags sitzt bereits im Essenswagen und stopft sich voll. Ich muss lachen als ich sie sehe. „Lass unseren Tributen was übrig.“ Sie grinst mich an. Das Hühnchen in das sie gebissen hatte hängt zwischen ihren Zähnen, aber das ist ihr egal und mir macht es auch nichts aus. Nur unser weiblicher Tribut Stella verzieht angewidert das Gesicht. Das ist mein erstes richtiges Jahr als Mentor. Die letzten zwei Jahre habe ich Mags zwar begleitet, aber aktiv war ich nicht wirklich. Es war schwer unseren Tributen beim Sterben zusehen zu müssen. Und ich musste erst lernen was man als Mentor überhaupt tat. Die meiste Zeit versuchte man auf der Party Sponsoren zu gewinnen. Eine Party die 24 Stunden am Tag dauert. Und erst aufhört, wenn nur noch einer am Leben ist. Selbst dann feiern manche noch weiter, weil sie eine Wette gewonnen haben, weil sie dem Sieger ein überlebenswichtiges Geschenk ermöglicht haben. Dieses Jahr würde ich das auch machen. Nicht feiern. Den Mentor spielen für zwei Tribute die älter waren als ich.
Stella schien ungefähr 18 zu sein. Und Yan 17. Ich hatte mit 14 gewonnen also musste einer der beiden es doch wohl jetzt schaffen. Ich sagte nichts. Weil ich eben nicht wusste, was ich sagen sollte. Stattdessen beantwortete ich ihre erwartungsvollen Gesichter mit meinem typisch überheblichem Kameragrinsen. Ich hatte es zusammen mit Annie geübt. Sie hatte sich darüber lustig gemacht, aber mir war es wichtig.
Yan schüttelte lachend den Kopf während ich Stella anscheinend sehr wütend machte. 
„Also Finnick, du bist unser Mentor.“
„Einer eurer MentorEN.“
„Ja klar. Wie auch immer. Ich will gewinnen also fang an mit deinem Job.“
„Jetzt schon? Ich dachte eigentlich ich könnte noch was essen. Wieso warten wir nicht einfach auf Mags?“ Ich verziehe keine Miene als sie mich mit zusammengekniffenen Augen ansieht. Stattdessen setzte ich mich und lade meinen Teller voll. Als Mags endlich auftaucht bin ich fast fertig. Ich lächle sie freundlich an. 

Mags war vor zwei Jahren auch meine Mentorin. Sie hat mich da lebend raus geholt. Und als der Arenakampf vorbei war hat sie mir geholfen klar zukommen. Ich mag sie. Sie gehört zu meiner Familie unter anderem weil sie keine mehr hat. Kinder wollte sie nach den Hungerspielen keine mehr. Geschwister hatte sie nie und ihre Eltern waren auch nicht mehr am Leben. 

„Na endlich. Können wir dann endlich anfangen?“ , höre ich eine nervende Quietschstimme die zweifellos zu Stella gehört. Stattdessen sagt Katsiam, die Betreuerin, dass es Zeit für die Erntewiederholungen ist. 
Die vergangenen Jahr habe ich immer daran gedacht, wie ich damals hier saß und meine Gegner begutachtete. Auf welchem Höhenflug ich damals doch war. Ich wusste, dass ich sie würde besiegen können, was ich dann ja auch tat. Aber auf das was danach kam hatte mich niemand vorbereitet. Diesmal verschwendete ich daran nur einen kurzen Gedanken. Dann war ich vollkommen präsent. Ich sah mir die Tribute genau an. Katsiams Kommentare überhörte ich und gab stattdessen eigene ab. Ich erkannte, dass der Junge aus 1 zwar praktisch aus Muskeln bestand, allerdings auf dem linken Bein kaum wahrnehmbar humpelte. Das Mädchen aus 2 war eitel. Eine Eigenschaft die ihr zum Verhängnis werden könnte. Die restlichen Karrieros waren ebenfalls potenzielle Verbündete. Ebenso schlug ich den den Jungen aus 12 vor. Er war stark, schweigsam, gut aussehend. Die Kapitolisten würden ihn lieben. 
Yan schien wirklich darüber nachzudenken. Aber Stella war wohl  nicht sehr angetan von der Idee. Selbst als Mags mir Recht gab.

„Er ist aus Distrikt 12.“
„Und?“
„Er wird nicht gewinnen.“
„Mein Anliegen ist nicht, dass er gewinnt, sondern, dass er einem von euch zum Sieg verhilft.“ Mags nickte bekräftigend.
„Achtet beim Training auf ihn. Vielleicht überrascht er euch.“
Ich redete im Plural mit ihnen, sah aber nur Stella an. Ich mochte sie nicht. Das Mädchen nickte zwar, aber ich wusste, dass sie es nicht eine Sekunde lang in Erwägung zog. Jetzt übernahm Mags: „Über eure Kostüme heute Abend müsst ihr euch keine Sorgen machen. Wir kommen dabei eigentlich immer ganz gut weg. Winkt den Zuschauern zu. Lächelt. Gewinnt sie für euch. Sie werden eure Geschenke bezahlen. Finnick kann euch zeigen wie das geht.“
„Mags.“ ich rollte mit den Augen. „Ich hab damals rein gar nichts gemacht. Ich hab nur halbnackt auf diesem dämlichen Wagen herumgestanden.“ Mags lachte. 
„Das war kein Witz.“
„Das macht es ja so lustig. Wie dem auch sei. Finnick wird euch wohl nicht dabei helfen können Fans zu bekommen.“
„Oh doch. Einen Tipp hab ich. Versucht gut auszusehen, das hilft. Andererseits hat nicht jeder das hier,“ ich zeigte auf mich, „von Gott geschenkt bekommen. Also streicht diesen Tipp doch lieber.“
„Wo wir gerade beim Aussehen sind. Fin, Jeffar will dich noch vor der Ankunft sehen.“ Jeffar, mein Stylist.
„Na schön. Obwohl ich das natürlich nicht nötig habe.“
„Natürlich nicht.“ Stimmt Mags mir lachen zu. 
Ich stehe schnell auf und mache mich auf den Weg. 
Ich mag Jeffar zwar nicht, aber sein guter Geschmack und sein Talent, haben mir das Leben gerettet. Und dafür bin ich ihm dankbar.

„Finnick, na endlich.“ Er kommt auf mich zu. Mit seinen blauen Haaren und der grünen Haut. Er sieht widerlich aus. 
„Los geh schon mal unter die Dusche.“
Ich nicke kurz und tue was er sagt. Das ist besser als einen Aufstand zu riskieren. Ich sehen mich noch kuru im Zimmer nach meinem Vorbereitungsteam um. Aber ich sehe sie nicht. Augenblicklich bin ich erleichtert. Dann wird mein Körper heute wohl nicht misshandelt. Nach dem Duschen, ziehe ich den Anug an den Jeff mir herausgeholt hat. Er ist Blau mit Goldmuster. Das Hemd ist weiß, fast durchsichtig. Ich stelle mir vor wie er mir Beleuchtung aussieht und streiche das fast. Dann kehre ich in das Abteil zurück, in dem die anderen immer noch sitzen. 
„Musst du nicht noch zu deinem Stylisten?“ , frage ich Mags.
„Das ist mein letztes Jahr als Mentorin. Und glaub mir, wenn du neben mir stehst, achtet niemand mehr auf mich.“ 

Als wir aus dem Zug steigen weiß ich, dass sie Recht hat. Die Leute interessieren sich ausschließlich für mich. Ein paar wollen auch die Tribute sehen, aber ich bin es, den sie lieben. 
Wir gehen zusammen in das Empfangsgebäude. Mags und ich wollten uns noch die Kostüme ansehen. Wir könnten zwar nichts ändern lassen, trotzdem findet Mags es wichtig. Ich weiß, dass ich es in den nächsten Jahren genauso machen werde, auch ohne meine ehemalige Mentorin. Dann warten wir mit den anderen Siegern in der großen Halle in der schon die Pferdekutschen stehen. Ich begrüße einige meiner Freunde Haymitch aus 12, Chaff aus 11, Miranda und Lyme aus 8. Wir unterhalten uns über alles mögliche. Brutus gibt mit seinen Tributen an. Ich lache ihn dafür aus. „Wenn Caecilius gewinnt lachst du nicht mehr.“ 
„Aber sicher Brutus.“ Er weiß, dass ich es nicht ernst meine und grinst. Ich erinnere mich an letztes Jahr als mich noch niemand ernst nahm. Ich war 15, zu jung um an ihren Gesprächen teil zu haben. Jetzt wo ich nicht mehr so wirklich der Neue bin und mich mir ihnen angefreundet habe werde ich gleich lockerer. Nach mir hat es erst einen Sieger gegeben und ich bin leider immer noch der jüngste. Und wenn ganz egal wer gewinnt Ich würde es immer noch sein, denn alle Tribute in diesem Jahr sind älter als ich. Als ich das erwähne fangen wieder alle an zu lachen. Haymitch, betrunke wie eh und je, am lautesten.

"Warum liebe ich dich?" "Weil du ein guter Mensch bist"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt