Funfair-Love - Aiden x Liam
Kapitel 2
Ich lief nun schon eine ungeheure Weile lang auf dem riesigen Kirmes-Gelände hin und her. Dabei suchte ich nur nach einer Person, falls sich diese überhaupt noch dort befand... Entgegen dem Strom drängte ich mich durch die Menschenmenge, vorbei an unzähligen Buden, die warme Getränke, Süßigkeiten oder Pommes verkauften. Zu den Seiten ragten die Stände für Dosenwerfen oder Enten-Angeln auf, bis ich endlich auf die große Kreuzung traf. Mitten auf dem Dorfplatz ragte das gigantische Riesenrad in den dunklen Nachthimmel. Meine Augen suchten die Besucher ab, die Fahrgäste in den Gondeln, die Leute in der Schlange und um mich herum. Nirgends war er zu sehen. Es wird wohl wirklich nichts...
Doch dann, als ich gerade dem Verzweifeln nahe war, erblickte ich durch eine kleine Lücke in der Menge in einiger Entfernung seinen grünen Schal und das hellbraune Haar darüber. Wie gestochen sprintete ich los. Jedoch musste ich auf einmal stoppen, als ich mich fragte, was ich denn zu ihm sagen sollte. Seine Mutter und Schwester waren noch bei ihm. Wie konnte ich ihn von ihnen weglocken? Mit welcher Begründung? Was sollte ich zu ihm sagen? Ich würde sicher wie ein Stalker auf ihn wirken...
Aber kurz nachdem ich stehen geblieben war, schien er sich von seiner Mutter zu verabschieden und ging allein weiter - in meine Richtung. Viel zu schnell drückte der Menschenstrom mir entgegen, viel zu schnell kam er auf mich zu. Was sollte ich sagen? Das war meine einzige Chance! Ich spürte, wie mir das Blut die Wangen rot färbte. Und dann plötzlich durchzog ein eiskalter Schauer meine Haut, meine Knochen, meinen ganzen Körper, und ließ mich mit einem Mal zu Stein gefrieren. Sein Blick traf mich wie ein Pfeil. Was sollte ich tun? Hilflos starrte ich zu ihm, während er immer noch näher kam. Er erwiderte meinen Blick so kühl und machte einen sehr fragenden Gesichtsaudruck, als er schließlich vor mir stehen blieb.
"Du...", setzte er mit seiner süßen Stimme an, "...bist doch der Verkäufer von dem Süßigkeiten-Stand?" Kurz schluckte ich, überlegte, was ich am besten antworten sollte, und sah mich letztlich gezwungen, schnell etwas zu sagen: "J-Ja..." So schüchtern hatte ich mich selbst selten erlebt. Eine unangenehme Stille setzte zwischen uns beiden ein, während um uns herum alles tobte und jolte. In der Ferne grölten besoffene Gäste, nebenan schrien sich die Fahrgäste der Geisterbahn die Seele aus dem Leib. Und doch waren meine Ohren diesem Lärm gegenüber völlig taub. Für mich zählte nur, was vor mir stand und mich so erartungsvoll ansah. Was wollte er?
"Hast du Pause?", fragte er endlich. Ich nickte hastig und begann peinlich zu stottern: "Bi-Bist du neu hier?" Kaum hatte er genickt, fuhr ich fort: "Wenn du... etwas suchst, kannst du mich fragen. Ich kenne mich gut aus." Ich versuchte so sanft wie möglich zu lächeln. Erst herrschte wieder eisige Stille, doch dann erwiderte er mein Lächeln: "Danke... Was hast du jetzt vor?" Wollte er wissen, ob ich Zeit hatte? Ob ich etwas mit ihm- nein... nein, oder?!
"Ich hab erstmal Pause...", antwortete ich schnell, bevor die Stille komisch wurde, doch das war bereits klar, "U-Und ich hab noch nichts vor..." "Ich hab von diesem Music Express gehört. Der soll echt gut sein. Weißt du, wo der ist?" Entweder konnte er seine Schüchternheit sehr gut verbergen oder er war doch nicht so zurückhaltend wie es schien... "Ja klar. Der ist da hinten.", ich deutete leicht ein Stück hinter mich und ergriff schnell meine Gelegenheit, ihn endlich zu fragen, "Kommst... du mit...?" Zu meiner Überraschung lächelte er auf einmal breit: "Gern." Dann gingen wir langsam mit dem Strom in Richtung des Karussells.
"Ich bin übrigens Liam.", stellte ich mich noch vor. "Aiden.", nickte er mit einem süßen Lächeln. Kurz darauf waren wir auch schon am Music Express angelangt und standen am Ticket-Schalter. "Ich bezahle.", meinte ich, doch Aiden protestierte. Allerdings ließ ich mich nicht davon abhalten und schleppte ihn einfach mit in den Wagen. "Setz dich nach innen, die Fliehkraft drückt uns nach außen. Ich würde dich zerquetschen.", riet ich ihm. "Soll das heißen, ich bin klein?" "Das soll heißen, ich bin dick.", lachte ich und kaum danach ging es schon los.
Zwar fuhr dieses Karussell nur im Kreis und über sanfte Hügel, jedoch teilweise mit einer irrsinnig hohen Geschwindigkeit. Es war eines der beliebtesten Fahrtgeschäfte, denn man musste nicht kotzen, hatte aber trotzdem viel Spaß. Außerdem... konnte man sich dabei einander gut annähern, da die Fliehkraft die Personen im selben Wagen fest aneinander drückte. Statt zu rätseln, wie er über mich dachte, genoss ich einfach die Fahrt. Es begann langsam und gemütlich und obwohl ich mir dieses Selbstbewusstsein selten zugetraut hätte, legte ich meinen Arm um seinen Nacken. Zu meiner weiteren Überraschung unternahm er nichts dagegen.
Als der Mann am Steuer des Fahrtgeschäfts auf Höchstleistung drehte, blies uns beiden der kalte Wind mit ungeheurer Kraft ins Gesicht, sodass wir schon die Augen zukneifen mussten, und mit jeder Sekunde Fahrt rückte er mir ein wenig näher.
Für einen Moment kam es mir vor, als wären wir beide ganz allein und unter uns in eine völlig andere Welt geworfen worden. Um uns herum drehte sich alles, die gesamte Welt, nur um uns allein. Etwas anderes existierte für mich in diesem Augenblick nicht. Für mich gab es nur ihn. Mich verwirrte selbst, wie intensiv das Höhegefühl im Bauch dieses Mal war; und das, obwohl ich diese Fahrten gewohnt war. Ganz plötzlich und unerwartet drehte Aiden den Kopf zu mir herum und lächelte ganz leicht. Kaum eine Sekunde später - mein Mund öffnete sich gerade vor Verwunderung - presste er mir seine Lippen auf die Meinen. Das Universum zog weiter an uns vorüber, als wären wir der Mittelpunkt des Ganzen. So kam es mir wirklich vor. Unendlich und wundervoll.
Ich hatte es gar nicht bemerkt, doch als ich meine Augen nach einer gefühlten Ewigkeit wieder öffnete, hatte das Karussell bereits angehalten. Mir wurde auf einmal leicht schwindelig. Gleichzeitig schielte ich auf Aidens Gesicht herab, das unglaublich dicht an meinem lag. Unsere Lippen berührten sich noch immer, doch keiner von uns schien sich zu trauen, die Zunge mit ins Spiel zu bringen.
Erst, als der Kontrolleur unsere Tickets verlangte, wurde auch Aiden aufmerksam und wir lösten uns bedauernd voneinander und stiegen aus. Wir taumelten - vor Schwindel oder Liebe? Meine Gefühle waren mir zu dieser Zeit schon vollends bewusst. Aber was dachte er? Es gab noch zwei wichtige Fragen, die entscheiden würden, wie es jetzt weiterging...
"S-Sag mal...", begann ich, nachdem wir uns langsam von dem Karussell entfernten, "Bist du... neu hergezogen oder... nur zu Besuch in der Stadt?" Mein Herz fing an zu rasen. Ich hoffte so inständig, dass wir uns regelmäßig sehen konnten! Für mich kam jedenfalls kein Zwischending in Frage - entweder ganz oder gar nicht...
"Wir", kaum hatte er das erste Wort ausgesprochen, stoppte für mich erneut die Zeit; so viel hing an diesem nächsten Satz, "sind in ein Haus am Stadtrand gezogen." Ich brauchte einige Sekunden, um das zu verarbeiten. Ja? Er blieb? Vor Freude war ich kurz davor, in die Luft zu hüpfen. Aber was war zwischen uns?
"Du kommst auch aus der Stadt, oder?", fragte Aiden, der mit einem süßen und auch etwas frechen Blick zu mir hinaufsah. "Ja.", antwortete ich mit dem zartesten und liebsten Lächeln, das ich aufbringen konnte, "Meinem Vater gehört ein Süßigkeitengeschäft. Wenn du magst, kannst du gern jederzeit vorbeikommen." "Danke, sehr gern.", kurz setzte erneut eine Stille ein, "Bist du die restliche Woche auch noch hier?" "Klar." Auf einmal nahm er wie selbstverständlich meine Hand und zog mich mit dem Strom hinter sich her.
Sein Ziel war jedoch kein weiteres Karussell, auch kein Stand, an dem er etwas essen oder trinken wollte; auch kein gemütliches Eckchen, wo wir in Ruhe reden konnten, nein, er zog mich raus aus dem Getümmel der Kirmes. Nach einer ganzen Weile stoppte er schließlich an einer Straßenecke. Von dort aus konnte man in der Ferne noch die Musik und Menschenmassen hören, doch hier waren wir völlig unter uns. Nur mit einem Lächeln zog er meinen Kopf näher an seinen und wir begannen erst den Anfang der schönsten Nacht in meinem Leben.
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Yaoi One Shots / Short Stories - BoyxBoy - Shounen-Ai
RomanceHier mal ein paar kürzere Yaoi-Stories, die mir spontan zugeflogen sind :) Hoffe sie gefallen euch :D //Alle Stories sind frei erfunden oder von Ereignissen aus meinem eigenen privaten Umfeld abgeleitet, also fühlt euch nicht angegriffen oder so...