Kapitel 2

99 8 3
                                    

Komisch. Das ist mir noch nie passiert. Normalerweise kann ich mir doch Namen ganz gut merken. Naja, muss wohl an der Müdigkeit liegen.

Immernoch grübelnd stand ich auf und ging zu meinem Kleiderschrank. Ich schaute nach draußen um zu sehen was für Wetter war. Ach scheiße! Es regnet und es sieht so aus als wäre es ziemlich windig. Novemberwetter eben.

Ich entschied mich für meinen dunkelroten Lieblingspulli, den mir meine große Schwester letztes Jahr geschenkt hat, und eine schwarze Jeans. Nachdenklich schaute ich mich im Spiegel an.

Ich fand mich eigentlich nicht sonderlich attraktiv. Ich hatte braune, glatte Harre, die ich für kackebraun hielt, meine große Schwester Elena für mahagonibraun. Ich hatte keine Sommersprossen, obwohl ich immer welche gewollt hatte, und keine Pickel, worüber ich echt froh war. Ich war 1,70m groß womit ich so relativ im Durchschnitt lag. Aber Kate versuchte mich immer davon zu überzeugen das die Hälfte aller Jungs auf mich standen weshalb ich ja nicht so unattraktiv sein konnte wie ich immer glaube. Das einzige was ich an mir wirklich klasse finde sind meine blau-grünen Augen. Die beiden Farben verschwimmen zur Mitte hin immer mehr und ergeben rund um die Pupille ein eigenartiges dunkeltürkis.

Noch ein Blick auf die Uhr verriet mir das ich nur noch 15 Minuten habe bis der Unterricht anfängt. Schnell überschlug ich im Kopf. 10 Minuten brauche ich bis zur Schule, also hatte ich 5 Minuten im Bad. Da war wohl oder übel kein Frühstück mehr mit drin. Ich flitzte zum Bad. Scheiße, meine kleine Schwester hatte es schon besetzt.

Wieder einmal merkte ich wie sehr mir Elena fehlte. Sie hätte Amy einmal gesagt dass sie aus dem Bad kommen soll und Amy hätte es ohne murren und knurren getan. Aber ich hatte bei Amy absolut kein Durchsetzungsvermögen. Ich beschloss es trotzdem zu probieren und hämmerte gegen die Tür.

"Amy? Kann ich bitte schnell ins Bad? Ich muss gleich in die Schule und hab nur noch 5 Minuten bis ich los muss."

"Nö", kam es von meiner Schwester aus dem Bad.

"Mein Gott! Du bist erst 12 Jahre alt, wozu brezeltst du dich so auf?", schrie ich die Tür an.

"Ich kann ja auch nichts dafür dass ich mit 12 keine 'Benjamin Blümchen' Kasetten mehr anhöre, so wie du in meinem Alter", sagte sie ganz gelassen. Ich spürte wie die Wut in mir hochkam.

"Okay, dann gib mir wenigstens meine Zahnbürste raus", sagte ich durch zusammengebissene Zähne, um nicht gleich die Tür einzutreten. Die Tür ging zwei Zentimeter auf, grade so dass meine Zahnbürste und die Zahnpasta durchpassen. Ich riss ihr beides aus der Hand und renne in die Küche. Nagut, dann muss ich mir heute eben die Zähne über der Spüle putzen.

In Rekordgeschwindigkeit putzte ich Zähne und suchte meine Sachen zusammen. Ich wollte schon das Haus verlassen als ich bemerkte dass ich weder Schuhe noch meinen Mantel anhatte.

Also nochmal zurück.

Ich nahm meinen schwarzen Mantel aus dem Garderobenschrank und schnappte mir meine roten Chucks. (Ich habe zehn Paar verschiedene, da ich nie was anderes als Chucks anhabe.) Ich schloss die Haustür hinter mir und machte mich auf den Weg.

Als ich schnaufend in der Schule ankam hatte es schon vorgeklingelt.

Ich lief schnell zu meinem Spind und holte die Bücher für die erste Stunde heraus. Mathe. Wie ich es hasse!

Ich schaute nochmal auf die Uhr. Scheiße ich hatte nur noch eine Minute! Obwohl, warum machte ich mir eigentlich so viel Stress? Das einzig gute an Mathe ist nämlich die Lehrerin, Frau Starke. Sie sieht es nicht so verbissen wenn man mal ein paar Minuten zu spät kommt. Vorausgesetzt, dass das nicht jede Stunde passiert...

Als ich endlich mein Mathebuch gefunden hatte, klappte ich meinen Spind zu und ging durch das menschenleere Foyer. Ich wollte grade die Treppe hochgehen als ich von jemandem umgerannt wurde. Fluchend sammelte ich die Sachen auf, die aus meiner Tasche gekullert waren.

"Kannst du nicht aufpassen?",fauchte ich denjenigen der mich umgerannt hatte an.

"Oh das tut mir echt leid. Ich hab dich völlig übersehen. Aber heute ist mein erster Schultag hier und ich war eh schon so spät dran", stammelte er und sah mich entschuldigend an.

Ich musterte ihn. Er sah echt gut aus. Er hat dunkelbraune Haare die irgendwie verwuschelt waren, aber trotzdem, oder gerade deswegen, richtig toll aussahen. Sein Körper war gut gebaut und durch sein T-Shirt konnte man sein Sixpack erkennen.

Er sah mich mit seinen eindringlichen dunkelbraunen Augen geradewegs an. Irgendwann konnte ich nicht mehr standhalten und schaute weg. Ich spürte wie sein Blick weiterhin auf mir ruhte.

Mir wurde das hier langsam zu blöd. Ich saß auf dem Flur weil ein Typ, der anscheinend neu an der Schule war, mich umgerannt hatte und mich nun schon seit mehreren Minuten schweigend anstarrte, weswegen ich nun wahrscheinlich doch noch Anschiss bekommen würde, denn selbst Frau Starke hat kein Verständnis dafür wenn ich zehn Minuten zu spät komme.

Ich stand wortlos auf und ging zu meinem Klassenzimmer. Ich hörte Schritte und mir war klar das der Typ von gerade wieder an meinen Fersen hing.

"Hey! Könntest du mir vielleicht sagen wo das Zimmer...",er schien kurz zu überlegen, "201 ist?"

Ohh man! Das war genau das Zimmer wo ich auch hin muss. Ich ging nicht auf seine Frage ein, sondern fragte ihn:

"Wie heißt du überhaupt?" Erst sah er mich ungläubig an, antwortete dann aber:

"Clay"  

"Michi", sagte ich kühl.

"Ich weiß"

Bohr so ein Arsch! Merkte er nicht das er nervt? Als hätte er meine Gedanken gelesen schaute er mich an und sagte:

"Okay, ich merk dass du eigentlich nur deine Ruhe willst, aber ich hab wirklich keine Ahnung wo ich hin muss und du bist momentan die einzige die ich fragen kann." Ich grinste ihn an. Vielleicht war er ja doch gar nicht so schlimm wie ich dachte.

"Ich hab im gleichen Zimmer wie du, also komm einfach mit. Wenn du willst kann ich dir dann auch die Schule ein bisschen zeigen, aber jetzt müssen wir uns erst mal beeilen wir sind schon ganz schön spät dran" Er schaute mich dankbar an.

Schweigend liefen wir nebeneinander her.

Als ich vor dem Zimmer 201 halt mache und die Türklinke runter drücken wollte, fragt er mich:

"Ist der Platzt neben dir eigentlich noch frei oder muss ich mich neben jemanden anderen setzen?"

"Nein. Ich sitze neben meinem Freund Tyler", antworte ich.

"Oh" Er sah ziemlich enttäuscht aus.

"Naja, nicht so schlimm"

Ich drücke die Tür auf, erkläre Frau Starke warum ich zu spät und lasse mich auf meinen Platz plumpsen. Ich glaube mit Clay könnte ich mich echt anfreunden.

________________________________

Hey Leute! Ich hoffe euch gefällt mein neues Kapitel...ich hätte gern noch mehr geschrieben, aber die Hausaufgaben warten :) Ich würde mich freuen wenn ihr ein paar Komentare da lasst ;)

xoxo Rachel

Don't forget the loveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt