>Part 8<

6 0 0
                                    

Auch an diesem Tag hatte ich wieder unzählige Geschäfte und Clubs angerufen und nach einem Job gefragt, aber es war einfach nichts zu bekommen. Frustriert hatte ich dann damit begonnen Kota's Wohnung von oben bis unten zu putzen. Natürlich ließ ich seine Schränke unangetastet und auch in dem Zimmer seiner Freundin war ich nicht noch einmal gewesen. Gegen achtzehn Uhr machte ich mich dann auf den Weg um die Ecke um ein paar Dinge einzukaufen, genau dafür hatte Kota mir ein Portmonaie mit ein bisschen Bargeld hinterlegt. Wieder in der Wohnung angekommen, verstaute ich das gekaufte und legte mich um mitlerweile neunzehn Uhr aufs Sofa.

Kota's Sicht:

Als ich um 19.30 Uhr nach Hause kam war alles dunkel, nur der Fernseher lief und Yuna lag auf dem Sofa und schlief. Es roch nach Putzmitteln und der Kühlschrank war auch voll. Nun fühlte ich mich noch viel schlechter, als heute morgen schon. Ich hatte gesehen, dass mein Ausbruch sie verletzt hatte. Dabei war ich keineswegs wütend auf sie sondern auf mich, warum ich das heute Nacht zu ihr gesagt hatte wusste ich nicht mehr aber es war falsch gewesen. Ja ich hatte mich sehr schnell an ihre Anwesenheit gewöhnt, es war schön jemanden hier zu haben, aber letztlich war sie nur eine fremde. Seufzend ging ich in Mira's Zimmer.

Es war schwer gewesen damals nachdem sie gestorben war. Alles in unserer Wohnung hatte an sie erinnert, weshalb ich nur eine Woche nach ihrem Tod alles raus warf. Aber ihre Bilder konnte ich nicht hergeben, sie verkörperten alles was Mira ausgemacht hatte. Gerade war unsere Beziehung wirklich ernst geworden, wir waren glücklich, waren bereit eine Familie zu bilden und dann riss ein Geisterfahrer sie aus dieser Welt. Ich saß ebenfalls mit im Auto, konnte ihr aber nicht mehr helfen und blieb dabei selbst fast unverletzt. Ich war in ein tiefes Loch gefallen, hatte getrunken und wurde für einen Monat beurlaubt weil ich aggressiv auf der Arbeit aufgefallen war. Mira war etwa ein Jahr Tod als die Anschläge geschahen und ich Yuna mit zu mir nahm. Jetzt war sie seit etwa einer Woche bei mir uns es tat mir gut. Als sie sagte sie würde gehen, sträubte sich alles in mir sie gehen zu lassen. Natürlich war mir klar, dass es so nicht weiter gehen konnte und schon gar nicht durfte ich sie spüren lassen was mit mir los war.

Yuna's Sicht:

Als ich wieder wach wurde standen Kota's Schuhe im Flur und aus dem Zimmer seiner Freundin kam Licht. Also sah ich vorsichtig nach, weil ich nicht wusste in welcher Laune er sich gerade befinden würde. Doch kaum stand ich an der Tür drehte er sich schon zu mir um. "Ich muss mich bei dir entschuldigen. Der Ausbruch heute morgen galt nicht dir, es war nicht fair das an dir auszulassen." Etwas verwirrt über seine plötzlich ruhige und fast sanfte Art stand ich einfach nur da. Das wir in Mira's Zimmer standen machte das ganze nicht besser, es schien gerade eine Menge in ihm vorzugehen. "Vergiss es Kota, manchmal verliert man eben die Nerven." Nun schien er erleichtert zu sein. "Gut. Weisst du was, wir bestellen uns heut ne Pizza, was sagst du?" Natürlich war ich einverstanden, ich liebe Pizza.

Als wir dann dreißig Minuten später vor dem TV saßen, war meine Laune wesentlich besser. Es hatte also gar nicht an mir gelegen. Trotzdem machte ich mir Gedanken, Kota hatte ja eine Menge einzustecken in letzter Zeit und nur ein Jahr vorher war seine Freundin gestorben. Es musste komisch sein, dass jetzt eine fremde Frau bei ihm wohnt..."Erde an Yuna!" Erschrocken blickte ich direkt in seine Augen. "Was?" Er begann zu lachen, sodass er sich fast an seinem Stück Pizza verschluckte. "Ich hab dich gefragt ob wir morgen einen Ausflug machen wollen? Ich weiss nicht wie es dir geht aber ich muss einfach mal hier raus." Grandiose Idee. "Das klingt gut, hast du schon eine Idee?" Wir überlegten uns in einen Nahegelegenen Wald zu fahren und dort etwas Spazieren zu gehen und zum Schluss beim Chinesen Essen zu gehen.

Um zehn wurde es dann Zeit schlafen zu gehen, schon seit fünf Minuten überlegte ich, wo ich nun schlafen sollte. In den letzten zwei Tagen hatte ich einfach das Gefühl, dass irgend etwas anders war und es war mir nicht besonders angenehm. Also entschied ich mit letztlich dazu im Gästezimmer zu schlafen. Zwei Uhr nachts war es als ich schweißgebadet aufschreckte und versuchte mich zu orientieren. Wieder dieser Traum. Wieder sehe ich meine Familie leblos am Boden liegen. Vorsichtig stand ich auf und holte mir ein Glas Wasser um mich danach wieder hin zu legen. Ich dachte gar nicht daran, den armen Kota schon wieder zu belästigen. Den Entschluss bald wirklich in meine alte Wohnung zurück zu kehren hatte ich schon beim Essen gefasst, dann brauchte ich nur noch einen Job zu finden. Auch wenn ich große Angst davor hatte mit all den Dingen in der alten Wohnung konfrontiert zu werden, konnte es nicht so weiter gehen. Schliesslich war ich ja nicht obdachlos.

Wir hatten einen wirklich schönen Sonntag. Das Wetter war gut und viele Menschen waren unterwegs. Wir unterhielten uns über vieles belanglose und nicht nur ich schien gewisse Gespräche zu meiden. Dann beim Chinesen sagte ich ihm, dass ich am nächsten Tag in meine alte Wohnung zurück kehren würde. Ich weiss nicht warum aber ich hatte mich traurig angehört und auch Kota wirkte nicht wirklich zufrieden mit dieser Lösung. Mehrmals hatte er mir gesagt, ich könne noch bleiben doch ich blieb stur. Also lag ich jetzt zum letzten Mal in diesem Bett mit Kota im nebenraum. Mit dem Mann der mir in den letzten Tagen so viel Sicherheit gab. Wir hatten schon jetzt vieles zusammen erlebt und irgend wie ließ es uns zusammen wachsen. Dennoch sagte der Kopf mir, dass es Zeit würde zu gehen. Ich wollte keinen falschen Eindruck vermitteln. Noch vor dem Mittag hatte ich meine Sachen gepackt und saß im Bus, auf dem Weg zu meinem alten Zuhause. Mit Kota's Handynummer in der Tasche, für Notfälle hatte er gesagt.

Einmal Abgrund und zurückWo Geschichten leben. Entdecke jetzt