Lady
Ich saß noch in später Nacht auf der Terrasse. Mit großen blauen Augen fixierte ich jeden kleinen Stern. Der Mond war sichelförmig und ich stellte mir vor, wie jemand auf ihm saß und darauf schaukelte. Ein zartes Lächeln huschte über meine Lippen bei dieser kindlichen Vorstellung. Rose's sanfte Stimme holte mich aus meiner Fantasiewelt. "Hier ist sie." flüsterte sie glücklich, kam zu mir und legte das kleine Bündel Leben in meine Arme. Das Baby Mädchen war in der kuscheligen Decke eingeschlafen und atmete leise ein und aus. Es war wieder ein Moment gekommen, an dem sich alles veränderte. Ich konnte nicht begreifen, dass Rose und ich dieses winzige Ding nun groß ziehen würden. "Hast du dir einen Namen für sie überlegt, während ich weg war?" fragte mich meine schwarzhaarige Freundin, als sie den Notizblock auf dem hölzernen Terrassentisch sah. Ich hatte ihn vollgekritzelt mit Namen, doch ihrer stand nicht drauf. Er fiel mir ein, als sie langsam ihre Augen öffnete. Mir blieb das Herz stehen, sie hatte Rose's schwarze Knopfaugen. "Und die dunkelbraunen Haare hat sie von dir." merkte Rose und lächelte unsere Tochter an. Es mag verrückt klingen, doch es war unsere leibliche Tochter. Ich konnte es damals auch nicht fassen. Alles hatte damit angefangen, als Rose mir von einer ihrer neuen Kolleginnen erzählte. Sie forschte in der Genetik und arbeitete mit Wissenschaftlern aus Australien an einem Experiment. Wie zwei weibliche Wesen ein Kind bekommen könnten. Bei Mäusen hatten sie es schon geschafft und nun nahm Rose es auf sich einer der ersten menschlichen Experimente zu sein. Sie entnahmen mir eine Eizelle, spritzten sie mit künstlichem Sperma und setzten sie ins Rose's Gebärmutter. Ich bekam fast einen Nervenzusammenbruch, als Rose mir dies alles erklärte. Das klang für mich alles surreal, doch nun hielt ich das Ergebnis in den Händen. "Lady, ich lag nicht umsonst die letzten zwölf Stunden im Krankenhaus, um sie zur Welt zu bringen und dann zu merken, dass sie noch gar keinen Namen hat." Rose war ungeduldig. "Sie hat schon einen Namen ..." nuschelte ich. Konnte sie mich kurz begreifen lassen, dass ich mein eigenes Kind in den Armen trug? "Und der wäre?"
"Ayla."Zu Anfang kümmerte sich Rose den Tag über um die Kleine, aber nach einem Jahr musste sie wieder anfangen zu arbeiten. Ich kam bei meinem Psychologie-Studium nur schwer mit und verbrachte mit Ayla die meiste Zeit bei Vivienne, die mir alles Nötige beibrachte. Dabei war Ayla kein schwieriges Kind. Nein, ganz im Gegenteil. Die Ärzte, mit denen Rose zusammen arbeitete, nannten sie sogar ein Genie. Schon mit 7 Monaten lernte sie das Laufen und mit 1 Jahr konnte sie schon fast vollständig sprechen. Sie war ein echtes Wunderkind und viele gratulierten uns dazu. Ich hasste sowas. Sie war schließlich meine Tochter und kein Nobelpreis oder Oscar.
Als wäre das noch nicht genug gewesen, fing Ayla mit 4 Jahren an Klavier zu spielen. Sie hatte es sich so sehr gewünscht, dass ich versuchte es mir und ihr selbst beizubringen und nach ein paar Monaten hatte sie das verzwickte Innenleben des Klaviers auswendig gelernt. Sie musste ein Lied nur einmal hören und schon wusste sie alle Akkorde und Töne. Ich war so stolz auf sie, weshalb ich mir auch jeden Abend etwas von ihr vorspielen ließ.
Mit zunehmendem Alter lernte sie immer mehr und schneller. Sie war in der Schule so unterfordert, dass sie Privatunterricht bekam und schon mit 10 Jahren begann, den Stoff für die Oberstufe zu lernen. Nichts machte sie glücklicher, als Rose und mich ständig mit etwas Neuem zu überraschen.
Als sie 15 Jahre alt wurde, hatte sie uns mehr als überrascht. Und das leider im negativen Sinne. Sie suchte ein neues Hobby und kam so zum Tanzen. Ihr größter Traum war es ein Schautanz Duo oder als Solistin zu tanzen, doch so weit kam es nicht. In ihrer ersten Trainingsstunde brach sie, vor lauter Unterleibskrämpfen, zusammen. Dies war nicht die regelmäßige Erdbeerwoche der Mädchen, sondern etwas tausend Mal Schlimmeres. Gebärmutterkrebs.
Und damit fängt diese Geschichte an ...
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To the moon and back
Romance[Dies ist der zweite Teil von Too Young for you!] Ladys Leben war einfacher geworden, dachte sie zumindest. Nachdem sie die Oberstufe hinter sich hatte und sich dazu entschloss Psychologie zu studieren, gestand ihr Rose einen sehnlichen Wunsch. Sie...