Ayla
Gedankenverloren rolle ich von einer Bettseite zur anderen. Jetzt ist schon Samstag und ich kann trotzdem nicht ausschlafen. Außerdem geht mir Eloise immer noch nicht aus dem Kopf. Ich hebe mich aus meinem Bett und gehe die Treppe runter in die Küche. Meine Mama sitzt am Küchentisch, die braunen zerzausten Haare in einem schnellgemachten Dutt untergebracht und mit einem Gesichtsausdruck wie sieben Tage Regenwetter. "Guten Morgen, Kleines." Sie zwingt sich zu einem Lächeln und schiebt mir einen Teller mit Spiegelei und Speck zu. "Danke. Wo ist Mum?" will ich wissen und schaue mich um. Es ist erst 7 Uhr, also sollte sie eigentlich noch da sein. "Sie ist schon früher ins Krankenhaus, hat noch viel zutun ..." meint sie mit heiserer Stimme. "Oh, ach so ..." Natürlich glaube ich das nicht, aber ich will sie damit so früh am morgen nicht belästigen. Das wird doch sicher wieder. Jeder streitet sich mal, oder nicht? "Wo warst du gestern noch?" fragt sie mich nun und mir bleibt ein Stück Speck im Hals hängen. Mühevoll würge ich es runter. "Jason hat mir ein paar seiner Freunde vorgestellt ..." murmele ich und lasse die Party dabei aus. "Hey, das ist doch super! Ich dachte schon, du würdest genauso introvertiert bleiben wie ich. Wie sind die denn so?" Interessiert schaut sie mich mit großen blauen Augen an. "Naja, eigentlich waren die alle nicht so mein Fall, abgesehen von ..." Ich schaue auf meinen halb leeren Teller und habe plötzlich Eloise's Gesicht vor mir, samt ihren wunderschönen meerblauen Augen, ihren rosafarbenen vollen Lippen und ihrem hexengleichen Lachen. "Warum grinst du so? Gibt's da doch jemand interessanten?" lacht Mama. Mir steigt das Blut bis in die Wangen. "Keine Ahnung ... Sie benimmt sich die meiste Zeit wie ein Arschloch, aber irgendwie ..."
"Lern' sie doch erstmal besser kennen. Vielleicht ändert sie sich dann. Wie heißt sie überhaupt?" fragt sie mich. "Eloise ..." Erst jetzt fällt mir nochmal auf, wie hübsch ihr Name ist. "Was für ein schöner Name. Abgeleitet aus dem französischen von Göttin der Sonne." erzählt mir Mama. "Woher weißt du das?" frage ich verwundert und beeindruckt zugleich. "Ich kenn den Namen aus einem Buch." kichert sie. "Sie passt zu dir. Dein Name wird mit dem Mond in Verbindung gebracht."
"Wie bist du auf den Namen gekommen?" will ich wissen. "Auch aus einem Buch."
"Du Leseratte." lache ich.Meine Mama liest und ich spiele Klavier im Wohnzimmer, als mein Handy vibriert und ich den Akkord verhaue. Ich schnalze genervt mit der Zunge und schaue auf das Display. Eine Nachricht von einer unbekannten Nummer.
Unbekannt: Hey, ich bin's Eloise. Jason hat mir deine Nummer gegeben, hast du Lust mit mir raus zu gehen?
Ein Lächeln breitet sich auf meinen Lippen aus. Ich speichere ihre Nummer ein und schreibe ihr, dass ich zu ihr komme. Sofort springe ich auf und hole mir von oben ein zu großes kariertes Hemd, als so eine Art Übergangsjacke, rase wieder runter und binde mir die schwarzen Chuck's zu. "Hey, das ist mein Hemd. Wo willst du hin?" will Mama wissen und beugt sich über die Couch, um mir einen Kuss auf die Stirn zu geben. "Zu Eloise!" quieke ich fröhlich, küsse sie kurz auf die Wange und springe aus der Tür. "Bin heute Abend wieder da."
Die Adresse, die Eloise mir geschickt hat, liegt am anderen Ende der Stadt, also fahre ich einen Großteil der Strecke mit dem Bus hin.
Eloise's Haus ist klein und sieht schon etwas älter aus. An ein paar Stellen löst sich der Putz von der Außenwand, andere werden noch von ein paar Efeu Ranken gehalten. Jetzt wo ich hier bin, werde ich erst richtig nervös. Noch nie zuvor war ich alleine mit ihr. Mit einem tiefen Atemzug betätige ich die Klingel und schon ein paar Sekunden später öffnet sie mir. Sie trägt ein schwarzes Top, das sogar ein wenig Ausschnitt zeigt, mit einer schwarzen Hotpants und einer dunklen Seidenstrumpfhose. "Hey, kannst ruhig kurz reinkommen. Ich muss noch etwas holen." sagt sie und verschwindet hinter einer Tür. Ich schaue mich in der Zwischenzeit um. Alle Möbel im Flur sind aus dunklem Eichenholz, was es hier ziemlich düster aussehen lässt. An der Wand hängt ein Bild von einer noch jüngeren Eloise mit einem Baby im Arm. Sie grinst breit und zeigt damit ihre blitzende Zahnspange. Das Baby ist bestimmt ihre kleine Schwester. Am liebsten würde ich das Bild abfotografieren, doch da kommt sie schon wieder aus dem Zimmer, gefolgt von einem kleinen Blondschopf. Sie hat einen Schreibblock mit einem Kugelschreiber mitgebracht. Was sie damit wohl vor hat? "Ich nehme dich nicht mit Ellie, vergiss es." Ihre kleine Schwester hat sich mit ihrer winzigen Hand in ihrem Gürtel verhakt und sieht auch nicht danach aus, als würde sie sich abwimmeln lassen. Eloise stöhnt genervt, als sie sich ihre großen schwarzen Lederstiefel zuschnürt. Ich sehe, wie sie versucht nicht in die großen Kulleraugen ihrer Schwester zu sehen. "Ach, lass sie ruhig. Sie stört doch nicht." meine ich und schenke Ellie ein liebes Lächeln. Diese schaut mir mit ihren großen Ozeanen in die Seele. Sie muss natürlich die selben Augen haben wie Eloise. Es reicht wohl nicht, dass Eloise mir damit schon die Augen durchbohrt. Diese scheint kurz zu überlegen. "Meinetwegen ..."Wir laufen schweigend über die leeren Feldwege, Ellie zwischen uns unsere Hände haltend. Auf einer leeren Holzbank machen wir Halt. "Wozu eigentlich der Schreibblock?" will ich von Eloise wissen, welche gedankenverloren in den Himmel schaut. "Zum Schreiben natürlich. Aber irgendwie hab' ich 'ne Schreibblockade." murmelt sie. "Oh, das ist doof." Mein Gott, kann ich mal etwas Nützliches sagen? Ellie zerrt plötzlich an meiner zerrissenen Jeanshose und schaut zu mir hoch. "Sie will auf deinen Schoß." erklärt mir Eloise grinsend. Sie trägt immer noch die Zahnspange und noch verwunderlicher, sie kann lächeln. Ich hebe Ellie auf meinen Schoß und erwidere Eloise's Grinsen. "Du kannst ja doch lächeln." Mein Grinsen wird breiter, als sie peinlich berührt auf ihren Block schaut. "Mach' ich eben nicht oft ..." nuschelt sie. "Solltest du aber öfters machen." Eine lange Redepause folgt. "Steht dir gut ..." füge ich leise hinzu. Ihr Grinsen erscheint wieder. "Findest du?" Ich nicke als Antwort. Meine Augen wandern übers Feld, damit ich ihr nicht in die Augen sehen muss, jedoch greift sie sanft nach meinem Kinn und dreht meinen Kopf wieder zu ihr. Ich verliere mich in ihren von mir so begehrten blauen Augen, als würde ich in ihnen ertrinken. Mein Herz hämmert immer stärker gegen meinen Brustkorb, umso länger sie mich anschaut. "Deins find' ich schöner. Es sieht so viel glücklicher aus." Ihre Worte hallen durch meinen Kopf und das Blut schießt mir ins Gesicht. "Ehrlich?"
"Glaubst du etwa, ich lüge?"
"N-Nein. Ich kann es mir nur nicht so wirklich vorstellen ..." stottere ich und schließe meine Augen. Wenn sie mich noch länger so ansieht, falle ich sicherlich in Ohnmacht. "Ich kann es dir beweisen, wenn du möchtest." haucht sie mir nun ins Ohr. Ja, bitte!

DU LIEST GERADE
To the moon and back
Romansa[Dies ist der zweite Teil von Too Young for you!] Ladys Leben war einfacher geworden, dachte sie zumindest. Nachdem sie die Oberstufe hinter sich hatte und sich dazu entschloss Psychologie zu studieren, gestand ihr Rose einen sehnlichen Wunsch. Sie...