Ayla
Eloise's Hand streicht über meine Wange, als sie mich näher zu sich zieht und ihre Lippenspitzen die meine berühren. "Nicht vor Ellie." kichert sie flüsternd und wendet sich wieder von mir ab. Meine Wange fühlt sich auf einmal so leer an ohne ihre Hand. Was für eine Sadistin, denke ich mir! Grinsend kritzelt sie in ihren Schreibblock, während ich hoffnungslos versuche meinen Atem unter Kontrolle zu bekommen. Was war das? Wieso machst du das? Und besonders: Warum machst du nicht weiter? All diese Fragen stelle ich mir im Inneren, doch von außen kommt kein Ton aus mir heraus. Ellie wird auf einmal schwerer, worauf ich sie fester in den Arm nehme. "Sie ist eingeschlafen, wie süß." hauche ich und drücke das kleine zierliche Mädchen an meinen Brustkorb. Eloise hebt ihren Kopf. Sie betrachtet ihre kleine Schwester mit so einem glücklichen und erfülltem Lächeln, dass es mir schwer ums Herz wird. "Du hast auch ein sehr glückliches Lächeln ..." murmele ich schüchtern. Ihr Lächeln verzieht sich zu einem Grinsen. Wow, dieser Blick! Es gibt nichts Schöneres an ihr. "Das freut mich." sagt sie lässig und steht auf. "Lass uns zurückgehen, es wird kalt."Ellie ist sehr leicht und ist einfach zu tragen, selbst wenn sie schläft. Sie scheint einen schönen Traum zu haben, denn ab und zu erwische ich sie dabei, wie sie die Mundwinkel hochzieht.
Wir stehen schon vor Eloise's Haustür, als sie plötzlich im Schlaf etwas vor sich hin nuschelt. "Mama ..." Ich schrecke zusammen und sogar Eloise schaut ihr kleines Geschwisterchen erstaunt an. Dann aber wendet sie wieder ihren Blick ab und schließt die dünne Holztür auf. "Ignorier' das einfach ..." meint sie mit düsterer Miene, nimmt mir die Kleine ab und trägt sie in ihr Kinderzimmer. Einen Moment lang denke ich nochmal darüber nach. Sie ist noch ein Kleinkind. Die sagen so etwas schon mal im Schlaf, oder? Allerdings hat Eloise genauso reagiert wie ich. Sie müsste es doch gewohnt sein. Vielleicht- "Am besten gehst du jetzt." Schon wieder schrecke ich zusammen, diesmal aber nur, weil Eloise's Stimme so böse klingt. Hab ich etwas Falsches gesagt? "Oh, okay ..." Ich öffne die Haustür und blicke mich nochmal zu ihr um. Sie verschwindet wieder in Ellie's Kinderzimmer. Sie hat mir nicht einmal tschüss gesagt ...
Gedankenverloren schlendere ich über den menschenleeren Feldweg Richtung nachhause. Wieso war sie wieder so gemein? Vielleicht bin ich auch zu zimperlich, aber ihr Blick hat sich angefühlt, als hätte mir jemand in den Bauch geschossen ... Plötzlich stolpere ich über einen rausstehenden Stein und falle auf den steinigen Weg. "Scheiße!" Ich rappele mich wieder auf und schaue auf meine aufgeschürzten Hände. Kann der Tag noch schlimmer werden? Am liebsten würde ich heulen, jedoch schlucke ich meine Tränen einfach runter und laufe wieder weiter. Ich will nachhause. "Ayla, warte!" Ich drehe mich verwundert um. Zum ersten Mal höre ich sie meinen Namen sagen. "Eloise." kommt leise aus mir heraus, als wäre sie meine letzte Rettung. Sie kommt auf mich zugerannt, ihre langen blonden Haare wehen nach hinten und ihre wunderschönen Meeraugen glitzern. Sind das Tränen? Als sie bei mir ist, atmet sie erstmal tief durch. "Ich ..." Sie ist erschöpft vom Rennen, ich kann die kleinen Schweißperlen auf ihrer Stirn sehen. "Ja?" Da nimmt sie mich auf einmal in den Arm und drückt mich an sich. "Tut mir leid, tut mir so leid! Ich wollte nicht wieder so gemein zu dir sein, wirklich!" Ihre Stimme ist plötzlich so hoch. So kenne ich sie gar nicht. "Alles okay." meine ich mit sanfter Stimme und lehne meinen Kopf an ihren auf- und abgehenden Brustkorb. Ihre Umarmung fühlt sich so unglaublich an, so sicher. Als könnte hier niemand anderes an mich rankommen. Wie schafft sie es nur mich nach dieser ganzen Krebsgeschichte so lebendig fühlen zu lassen? Sie zieht mich fester an sich und ich kann ihren heißen Atem an meinem Hals spüren. "Du bist mir nicht böse?" fragt sie, als wäre sie so alt wie Ellie. "Als könnte ich jemals sauer auf dich sein." rutscht es aus mir heraus. Sie stößt lachend Luft aus, worauf ich reflexartig zurück weiche. "Hey, das kitzelt!" Eloise zeigt ihr süßes Grinsen. "Du bist kitzelig?" Schneller als ich denken kann, schlingt sie ihre starken Arme um meine Hüfte, zieht mich wieder zu sich und kitzelt mich an meiner Taille. Ausgerechnet meine Schwachstelle! Vom vielen Lachen bleibt mir fast die Luft weg. Als ich schon ganz außer Atem bin, verschont sie mich wieder. Ich liege immer noch in ihren Armen, jedoch mit dem Rücken zu ihr. Ihre weichen Lippen streifen auf einmal mein Ohr und ich ziehe erschreckt Luft ein. Kleine aber sanfte Küsse verteilt sie dort, womit sie meinen Atem um das fünfache verschnellert. Die selben Fragen drehen sich wieder in meinen Kopf, allerdings will ich diesen Moment nicht unterbrechen. Es fühlt sich so schön an. Eloise dreht mich zu sich und hebt mit der Hand mein Kinn leicht an, sodass ich dazu gezwungen bin ihr in die Augen zu schauen. Ihre Pupillen sind groß, ihr blaues Meer ist nur ein kleiner Ring darum. "Ayla." flüstert sie in einem verführerischen Ton. Mir wird heiß. Sehr heiß. Ihre Augen wandern nun mein Gesicht hoch. "Du blutest ja!" Wie besorgt sie auf einmal wirkt. Ist das wirklich die Eloise, die ich vor vielleicht einer Woche noch kennengelernt habe? "Tut gar nicht weh." will ich sie beruhigen. Mit vorsichtigen Fingerspitzen streicht sie über meine Stirn. "Darum kümmere ich mich gleich ..." Gleich? Was kommt denn noch? Sie zieht mein Gesicht an ihres und ich presse automatisch die Augen zu. Das erinnert mich an Mieze beim Flaschen Drehen. "Gott, du bist so süß." haucht sie noch, bevor sie ihre Lippen sanft auf meine legt. Ein elektrisches Gefühl durchflutet meinen Körper und mit jeder Sekunde wird es stärker. In meinem Bauch scheint ein Schwarm Schmetterlinge durchzudrehen. Mieze konnte nicht halb so gut küssen wie Eloise! Am liebsten würde ich für immer so eng umschlungen mit ihr hier stehen. Ich versuche ihr die Lippenbewegungen so gut es geht nachzuahmen, damit ich ihrem Kuss auch gerecht werde. Dafür muss ich mich sogar auf die Zehenspitzen stellen, da sie so groß ist. Eloise löst sich wieder langsam von mir und sieht mich mit glasigen Augen an. "Weißt du was?"

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To the moon and back
Romance[Dies ist der zweite Teil von Too Young for you!] Ladys Leben war einfacher geworden, dachte sie zumindest. Nachdem sie die Oberstufe hinter sich hatte und sich dazu entschloss Psychologie zu studieren, gestand ihr Rose einen sehnlichen Wunsch. Sie...