Rest in Peace

699 19 5
                                    

Triggerwarnung: Dieses Kapitel behandelt das Thema Tod.

Es war wie ein schlechter Witz, als die Sonne am Morgen des dritten Novembers strahlend aufging und den abgelegenen Küstenort in ein warmes, goldenes Licht tauchte. Als Mary aufstand, war es noch dunkel und sie hatte still neben ihrem Mann gestanden, welcher sich noch unruhig hin und her wälzte. Nun stand sie in ihrem Bad, und im Spiegel blickte ihr ein bleiches Mädchen entgegen. Die Augen rot und verquollen. Ihre Haare hingen schlapp an ihrem schmalen Kopf hinunter. Sie hob die Hand mit ihrem Zauberstab, um ihre Haare mit einem Schlag zu waschen und zu richten, aber dann lies sie sie wieder sinken. Nein, für ihre Freundin würde sie sich eigenhändig und auf Muggelart fertig machen. Auch, wenn das nichts wert war. Mary empfand es als richtig, als letzte Ehre.
Als sie nach einer halben Stunde aus dem Bad kam, ein schwarzes Kleid an, sah sie, dass ihr Mann bereits aufgestanden war. Er gab ihr einen schwachen Kuss und verschwand dann auch im Bad, um zu duschen.
Mary schaute auf die Küchenuhr, als sie anfing, das Frühstück zu machen. Halb neun. Sie hatten noch Zeit. Sie zog sich eine Jacke über und ging hinaus auf die Terrasse. Jetzt konnte sie das Meer sehen, welches glatt und blau da lag. Mary setzt sich auf das Geländer und ließ die Beine baumeln. Wie gerne würde sie jetzt weinen. Den ganzen Frust, die Trauer, die Wut- einfach hinaus weinen. Doch sie konnte es nicht. Nicht, seit sie von dem Tod ihrer Freundin und ihrem Mann, einem guten Freund, erfahren hatte. Starr schaute sie in die leichten Wellen, ein sanfter Wind fuhr durch ihre Haare. Es war noch ziemlich warm für diese Jahreszeit. Trotzdem zog Mary ihren Schal enger und schloss ihre Jacke.
Schweigsam war ihr Mann neben sie getreten und schaute ebenfalls auf das Meer. Dann drehte er sich zu ihr und hielt ihr die Hand hin. "Frühstück?", fragte er leise. Mary nickte leicht und ließ sich von ihm über das Geländer ziehen.
Am Frühstückstisch brachte keiner der beiden einen Bissen hinunter. Schweigsam ließen sie das Essen verschwinden und setzt sich ins Wohnzimmer. Hier hingen so viele Erinnerungen. Als ihre Freunde sie  zum ersten Mal besuchen kamen, wie Marlene rumgealbert, und dann auch noch Rotwein über ihre Bluse geschüttet hatte. Wie Sirius prustend daneben stand und sich auf die Schenkel klopfte. Wie Lily selig davon erzählte, dass sie schwanger war, während Mary kurz vor der Geburt stand. James war seiner Frau nicht von der Seite gewichen, und hatte nicht fassen können, dass es bald einen oder eine Minipotter gäbe. Während Alice die ganze Zeit alles tat, damit es jedem gut ging, hatte Mary einfach alle beobachtet. Remus hatte sich ans Klavier gesetzt und ihr Mann lehnte lächelnd am Fenster und schaute in die Runde. Das alles war in einem Foto festgehalten. Ein anderes zeigte sie und ihren Mann am Hochzeitstag. Sie war wahrscheinlich die glücklichste Hexe der ganzen Welt gewesen, als er ihr einen Antrag gemacht und sie ein paar Monate später über die Schwelle der Kirche getragen hatte. Mary hatte ein wunderschönes, bodenlanges Kleid getragen, welches sie manchmal aus dem Schrank nahm, und glücklich glatt strich.
Auf einem anderen Bild war ihre Tochter zu sehen. Damals war Clary gerade einmal ein paar Wochen alt gewesen. Am 21. September 1979 war sie auf die Welt gekommen und heute,  nach ihrem zweiten Geburtstag sah sie aus, wie ein kleiner Engel.
Mary hatte genug gesehen, sattdessen stand sie auf, um Clary zu wecken. Sie sollte an diesem Tag zu ihrer Großmutter, Mary's Mum.
Liebevoll streichelte sie ihre Tochter  und machte sie fertig. Als die beiden zusammen die Treppen hinunter stiegen, Clary fröhlich brabbelnd auf dem Arm ihrer Mutter, war es kurz vor zehn Uhr. In einer halben Stunde begann der Trauergottesdienst und die Beerdigung.
Mary lächelte schwach ihrem Mann zu, ehe sie zu ihrem Kamin ging und nach London flohte, ihre Heimatstadt. Dort gab sie Clary an ihre Mutter, welche sie tröstend in den Arm nahm, während sie ein wenig schluchzte. Mary gab ihrer Tochter noch einen Kuss auf die Stirn, dann apperierte sie wieder nach Hause.
Ihr Mann saß auf dem Sofa und sie setzte sich neben ihn. Sie spürte seine Wärme und seine Traurigkeit. Lily war seine beste Freundin gewesen.
In stiller Einverständnis entschlossen sie sich, frühzeitig aufzubrechen. Nachdem sie alles verriegelt und mit Schutzzaubern gesichert hatten, apperierten sie zusammen nach Godric's Hollow, wobei sie wieder in den wohlbekannten Schlauch gezogen wurden.

Auf dem Kirchhof waren sie tatsächlich nicht die Einzigen. Lily's Mutter, ihr Vater, selbst ihre Schwester Petunia und deren Mann waren gekommen. Sie entdeckte Remus, der sich gar keine Mühe gegeben hatte, seine roten und verweinten Augen zu verstecken. Es musste ihm schrecklich gehen, schließlich hatte er einen seinen besten Freund verloren. Und Sirius saß in Askaban.
Fast zeitgleich mit Mary, erreichten auch Alice und Frank die kleine Kirche. Die beiden besten Freundinnen fielen sich sofort in die Arme und versuchten, sich gegenseitig zu trösten.

Schließlich begann der Gottesdienst, doch Mary hatte seit den ersten Worten nicht mehr zugehört. Die Predigt war eintönig, Lily und James hätte sie nicht gefallen. Als die Glocken zu läuten begannen, begab sie die Trauergemeinschaft nach draußen auf den angrenzenden Friedhof.
Mary hatte Lily verloren. Und James. Als sie sah, wie die Särge langsam in die Erde gelassen wurden, überkamen Mary dann doch die Tränen. So wie alle anderen. Sie schluchzte. Es war so ungerecht. Die beiden waren so jung. Sie hatten einen Sohn, Harry lebte, doch er hatte keine Eltern mehr. Sie waren für ihn gestorben.
Als Mary vor trat, um eine Blume auf die Särge zu werfen, überkam sie ein Zittern und sie stützte sich auf ihren Mann,weinend. Auch Ally ging es nicht besser. Sie drückte sich an Frank und weinte bitterlich. Die Potters  waren nun schon die zweiten aus ihrem Freundeskreis, die ermordet worden waren. Ein paar Reihen weiter vorn lag das Grab von Marlene. Sie war auch erst vor ein paar Monaten ums Leben gekommen.
Es war doch alles so unfair und sinnlos! Natürlich, es herrschte Krieg, aber es war eine grausame Zeit. Geliebte Menschen starben, so viel wurde zerstört. Es war die Zeit der Lügen und der Dunkelheit.
"Lily und James Potter waren edelmütige und ehrliche Menschen. Sie haben stets an das Gute im Menschen geglaubt. Sie waren große Zauberer. Mögen die Beiden in Frieden ruhen" Der Pfarrer ließ das Grab mit Erde füllen und wandte sich langsam zum Gehen.
Als hätten sie sich abgesprochen, hoben alle Zauberer und Hexen vor dem Erdhügel ihre Zauberstäbe. Zusammen erschufen sie einen Grabstein aus Mamor.
'Der letzte Feind, der besiegt wird, ist der Tod.' Da war etwas Wahres dran. Mary konnte nicht länger hinsehen und drückte sich haltsuchend an ihren Ehemann.
Die Freunde von Lily und James begannen, sich umzudrehen und langsam zu gehen. Die Tauergemeinde löste sich fast auf.
Niemand bekam mehr mit, wie sich Petunia schluchzend neben das Grab ihrer Schwester fallen ließ und anfing, zu zittern und zu weinen.
So auch Mary und Severus Snape. Die beiden bogen um die Ecke und apperierten nach Hause.

Ein kleiner Hinweis: die Idee für dieses Kapitel entstammt einem RPG, in welchem Mary MacDonald und Severus Snape ein Paar waren. Dementsprechend haben er und die Gruppe rund um Lily und James sich versöhnt.
Bleibt belesen🎀

Ich schwöre feierlich, dass ich ein Tunichtgut bin! ~Harry Potter Oneshots~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt