Helpless

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"Rose Granger- Weasley, willst du meine Frau werden?"
Javiers Augen blitzten freudig. Rose sah ihn verdattert an. Javier wollte sie heiraten? Sie war sich nicht sicher, ob Javier der Richtige war. Sie hatte den Südländer mit den stechend blauen Augen und den schwarzen Locken erst vor einem Jahr kennengelernt, als sie nach Hogwarts für ein Jahr nach Indonesien gereist war. Nun war es bereits mehr als ein Jahr. Er wusste nichts von ihrer Magie, Rose hatte noch nicht den passenden Augenblick gefunden, es ihm zu erzählen. Und jetzt fragte sie dieser Mann, der vier Jahre älter war als sie, ob sie seine Frau werden wollte. Sie war erst neunzehn Jahre alt, sie wollte noch nicht heiraten. Aber eine Verlobung war ja schließlich noch keine Hochzeit, oder? Es konnte doch nicht schaden, "Ja" zu sagen. Außerdem vertraute sie ihm. Er würde ihr die nötige Zeit geben. Und wenn sie schließlich bereit war, dann würden sie gemeinsam vor den Altar treten.
Also sagte sie lächelnd: "Ja, Javier" und Javier steckte ihr glücklich den Ring an den Finger. Es war ein ziemlicher Klunker, und Rose stand mehr auf schlichte Dinge, aber woher sollte er das wissen? Sie versuchte, positiv in die Zukunft zu blicken. Sie wusste nicht, ob sie in Indonesien bleiben, oder ob sie zurück nach England gehen würden. Rose vermisste London, sie hatte es seit fast zwei Jahren nicht mehr gesehen. Sie vermisste ihre Eltern, ihren Bruder, ihre besten Freunde Albus und Alice. Albus machte zur Zeit eine Ausbildung zum Auror, so wie sein Vater, Alice fing in vier Monaten offiziell im St. Mugos als Heilerin an. Rose dagegen wollte in der Muggelwelt studieren. Sie wollte Journalistin werden. Doch wegen Javier hatte sie diesen Traum erst einmal verworfen.
Von wegen, positiv nach vorn sehen. Sie unterdrückte einen Seufzer und küsste ihn. Er war schon der Richtige.
Ein Jahr später, die beiden waren noch immer verlobt, aber noch nicht verheiratet, besuchten sie endlich Roses Zuhause. Es war nun drei Jahre her, dass sie ihre Familie das letzte Mal gesehen hatte.
Als Hermine die Tür öffnete, konnte Rose nicht anders und fiel ihrer Mutter schluchzend in die Arme. Auch Hermine schien ein paar Tränen zu unterdrücken. Die beiden hätten sich wohl noch Stunden umarmt, wenn Javier sich nicht geräuspert hätte. Galant hielt er ihrer Mutter die Hand hin, um sich vorzustellen. Hermine schüttelte sie höflich und bat ihn hinein.
Als Rose ins Wohnzimmer kam, verschlug es ihr abermals die Sprache. Dort standen Albus und Alice, kicherten und ließen Konfetti durch die Gegend fliegen.
Fast hätte sie noch einmal begonnen, zu weinen. Erst jetzt wurde ihr bewusst, wie sehr sie ihre besten Freunde vermisst hatte. Nach einer langen Gruppenumarmumg erstarrte Rose jedoch plötzlich.
In der Ecke des Raumes stand er. Er hatte die selben verwuschelten blonden Haare, die selben sturmgrauen Augen und das selbe verschmitzte Lächeln, wie  schon vor drei Jahren. Nur heute lag in seinen Augen ein trauriger Schein. Rose musste schlucken. Als sie Scorpius das letzte Mal gesehen hatte, waren die Fetzen geflogen und sie hatten sich übereilt getrennt. Wegen nichts. Zumindest war es aus ihrer heutigen Sicht nichts. Dann musste sie nach Indonesien aufbrechen, denn die beiden hatten sich an ihrem Abreisetag gestritten. Es hatte Rose das Herz gebrochen, ihn zurückgelassen, doch alle Briefe, die sie geschickt hatte, waren unbeantwortet geblieben.
"Hallo, Scorpius", Rose zwang sich zu einem Lächeln.
"Willkommen Zuhause", erwiderte er leise.
"Und wer ist das, Rosie?", kam Javier sofort an und legte demonstrativ die Hand um ihre Hüfte.
"Nur Rose, bitte", sagte Rose zum bestimmt hundertsten Mal. "Das ist Scorpius Malfoy, mein... ein Freund von meiner Schule." Javier zuckte leicht zusammen und ein kurzes Funkeln ging durch seine Augen. Rose runzelte die Stirn, doch er fing sich wieder.
"Ach, dieses Internat? Du warst auch dort?"
Scorpius nickte leicht. Javier lächelte wie ein Model einer Zahnpastawerbung. "Wie interessant. Ich bin Javier Rodríguez, Roses Verlobter"
"Wie... interessant", wiederholte Scorpius schnippisch und gesellte sich zu Albus. Anscheinend waren die beiden noch immer beste Freunde.
Rose knuffte ihn in die Seite. "Musste das sein?", fragte sie ihren Verlobten.
"Ich dachte, es müssten mal die Verhältnisse geklärt werden. Er hat, glaube ich, nicht ganz verstanden, dass du mir gehörst", sagte Javier und zuckte mit den Schultern.
"Ich gehöre niemandem", antwortete sie gereizt.
"So meinte ich das doch nicht, Liebling". Er küsste sie und Rose seufzte nur.
Beim gemeinsamen Mittagessen (Rose saß zwischen Javier und Scorpius, wie sollte es auch anders sein?), verkündete Hermine, dass sie heute Abend noch ins Theater gehen würden.
"Rose, Schatz, es tut mir so leid, dass ihr an eurem ersten Abend hier allein bleibt. Als ich die Karten geholt habe, wusste ich nicht, wann du ankommst." Hermine sah sie traurig an.
"Kein Problem, Mum, wirklich. Wir verbringen bestimmt einen schönen Abend."
Ron runzelte die Stirn und murmelte: "Na hoffentlich nicht zu schön", woraufhin die ganze Familie mit den Augen rollte und dann munter schwatzend weiter aß.
"Warum hast du meine Briefe nicht beantwortet?", fragte Scorpius sie plötzlich, und Rose, die sich gerade einen Löffel Erbsen in den Mund geschoben hatte, verschluckte sich hoffnungslos und fing an, zu husten.
Als sie schließlich aufsah, presste sie mühsam hervor: "Willst du mich verarschen?"
Scorpius sah sie verständnislos an. "Wieso ich dich? Du hast nicht ein einziges Mal geschrieben!"
"Ich hab bestimmt hundert Stück verfasst, doch sie wurden nie beantwortet", sagte sie mit rotem Kopf und begann abermals, zu husten.
"Das kann nicht sein! Du hattest doch meine Adresse", erwiderte Scorpius verständnislos.
Rose sah erst zu ihm, dann zu Javier. Und dann ging  ihr ein Licht auf. Vorhin, als er Scorpius' Namen gehört hatte, da...
"Javier, was hast du getan?", fragte Rose ihren Verlobten und sah ihn forschend an.
Javier sah sie zerknirscht an und es dauerte eine Weile, bis er zu sprechen begann. "Ich habe die Briefe... abgefangen. Deine sind nie... angekommen und seine... sind ein Haufen Asche in... meinem... Kamin...". Zum Ende hin wurde er immer leiser, bis seine Stimme versagte.
Rose platzte fast vor Zorn, doch da ihre ganze Familie nur wegen ihr versammelt war, wollte sie das Essen nicht ruinieren.
"Das klären wir später", zischte sie wütend.
Scorpius sah Javier abschätzend und ungläubig an. Dieser hingegen trank einen Schluck Whiskey, würdigte ihn nicht eines Blickes und murmelte etwas, das wie "Moderne Welt", "21. Jahrhundert" und "Smartphone" klang.
Am späten Abend, ihre Familie war ausgeflogen, und ihre Freunde nach Hause gegangen, hatten Rose und Javier das Haus für sich.
"Was. Sollte. Das?", fragte Rose, als sie ihn endlich zur Rede stellte, und betonte jedes einzelne Wort.
"Rosie, es tut mir leid", sagte er und Rose ging auf, dass er ein wenig lallte.
"Es heißt Rose, nicht Rosie."
"Warum darf ich dich nicht Rosie nennen?", fragte er.
"Warum hast du die Briefe abgefangen?", wollte sie im Gegenzug wissen.
Javier seufzte. "Ich dachte, er wäre ein geheimer Geliebter, oder so. Oder eine Affäre. Ich liebe dich, Rosie, das habe ich schon damals getan, und ich wollte dich nicht teilen!"
"Du traust mir wirklich zu, dich zu betrügen?" Rose sah ihn fassungslos an.
"Natürlich nicht", antwortete er und trank ein weiteres Glas Schnaps.
"Hör doch auf zu trinken!", forderte Rose ihn auf, aber er hörte nicht und schenkte sich erneut ein.
"Weiß du, Rosie, ich hatte Angst um unsere Hochzeit. Als nach einem Jahr immer noch Briefe von ihm kamen, da dachte ich, er würde unser Glück zerstören. Und naja, du hast mich ja noch immer nicht geheiratet"
"Ich... Ich bin zwanzig, Javier, ich wollte Zeit haben. Ich möchte studieren, ich möchte reisen und später heiraten!", entgegnete Rose fassunglos.
"Aber warum willst du dich nicht sofort binden? Ich bin der Richtige für dich, das wissen wir beide!"
"Du bist betrunken", entschied die rothaarige Frau entschlossen. "Und vielleicht ist es richtig, dass wir noch nicht geheiratet haben!"
FATSCH!
Javier gab ihr eine schallende Ohrfeige. "Wie kannst du es wagen, so etwas zu sagen?", schrie er.
Entsetzt hielt Rose ihre rote Wange und holte zitternd ihren Zauberstab hervor. Javier wusste nichts von ihrer Magie, und fing an, schallend zu lachen.
"Ein Stock, Rosie, wirklich?"
Doch Rose schwang den Stab und murmelte "Stupor". Javier flog geschockt durch die Luft, wurde aber leider nicht ohnmächtig.
"Du... du Hexe!", brüllte er durch das Wohnzimmer und packte ihre Arme.
"Lass mich los!", sagte Rose und wand sich unter seinem Griff. "Javier, du tust mir weh!"
"Ich tue dir weh? Wer hat mich denn gerade mit Hokuspokus durch die Luft fliegen lassen!?" Entsetzt musste Rose mit ansehen, wie ihr Verlobter ihre einzige Waffe, ihren Zauberstab, zerbrach und in den Kamin warf.
"Wie... wie kannst du nur?", flüsterte sie entsetzt.
"Du bist nicht normal! Was bist du?", fragte Javier aufgebracht und stieß sie auf den Boden. Rose stieß sich den Kopf am Wohnzimmertisch und spürte, wie warmes Blut ihre Wange hinunter lief. Ihr Kopf begann, wild zu klopfen, und kurz wurde ihr schwarz vor Augen. Doch sie wollte ihm diese Genugtuung nicht gönnen, also stand sie langsam wieder auf.
"Ich bin eine Hexe", presste sie hervor. "Ich war sieben Jahre lang auf Hogwarts, der Schule für Hexerei und Zauberei"
Es folgte ein langes Schweigen, bis Javier plötzlich auf sie zu kam, ihre Arme neben ihrem Gesicht an die Wand presste und ihr genau in die Augen schaute.
"Magie gibt es nicht", erklärte er ihr, als sei sie ein kleines Kind. "Wie hast du das gemacht?"
"Javier, hör auf!", schrie Rose verzweifelt. "Du tust mir weh! Du bist betrunken!"
"Ich darf meine zukünftige Frau handhaben, wie es mir gefällt", knurrte er.
"Ich werde dich nicht heiraten", stieß Rose hervor, dann spuckte sie ihm ins Gesicht und trat ihm in seine Kronjuwelen. Javier heulte auf und ließ sie los. So schnell sie konnte, lief sie zur Tür, doch er hatte sich schneller erholt, als sie angenommen hatte. Bevor sie die Klinke erreichen konnte, packte er sie und zog sie ins Wohnzimmer zurück. Rose trat um sich, doch sie war zu zierlich, um etwas gegen ihn auszurichten. Noch nie in ihrem Leben hatte sie solche Angst gehabt, sie zitterte am ganzen Körper.
"Was soll das, Javier? Warum bist du so gewalttätig?", wisperte sie.
"Gewalttätig?" Seine dröhnende Stimme ließ sie zusammenzucken. "Ich bin überhaupt nicht gewalttätig!" Und damit gab er ihr eine so gewaltige Ohrfeige, dass sie zu Seite auf den Boden fiel und liegen blieb. Liebend gern würde sie sich ihm stellen, ihn anschreien, schlagen, doch sie konnte sich nicht rühren.  Blut sickerte aus ihrer Wunde am Kopf, verschwand im weißen Wohnzimmerteppich und hinterließ dort eine verräterische Spur.
Javier schenkte sich ein weiteres Glas ein und leerte es mit einem Zug.
Nur mit halbem Bewusstsein nahm Rose plötzlich eine Stimme war.
"Rose?", hallte sie und es klang, als würde jemand an die Haustür hämmern. "Rose, sag doch was!"
"Hier", wollte Rose rufen, doch aus ihrem Mund kam kein Laut.
"Verschwinde!", kommandierte Javier und sein Gesicht nahm eine ungesunde, rote Farbe an. Als ein leises Knacken ertönte, versuchte Rose, sich so zu wenden, um zu sehen, was passierte, doch es war ihr nicht möglich. Je mehr sie sich bewegte, um so mehr driftete sie ab. Und sie wollte nicht abdriften. Nur die Stimme, die konnte sie erkennen, ohne hinzuschauen. Scorpius hatte mit einem "Alohomora" die Tür geöffnet, und nun war er dabei, sich mit Javier zu prügeln. Warum er ihn nicht einfach mit einem Zauber belegte, verstand Rose nicht, doch als Javier stöhnend zu Boden ging, atmete sie erleichtert auf.
"Rose, hörst du mich?", hallte eine Stimme von weit her und sie bemerkte, wie zwei starke Arme sie hochhoben und zum Sofa trugen. Zwischen halb geschlossenen Lidern sah sie Scorpius besorgte Augen und seinen ernsten Blick. Er hatte ein paar Kratzer im Gesicht und anscheinend auch eine kleine Platzwunde, doch es schien ihm gut zugehen.
Er hatte sich geschlagen, um sie zu retten. Rose begann, zu lächeln und flüsterte: "Schau doch nicht so ernst", dann wurde ihr schwarz vor Augen.
Als Rose wieder erwachte, spürte sie einen Verband um ihren Kopf. Als sie die Augen aufschlug, fand sie sich in ihrem Schlafzimmer wieder. Neben ihrem Bett saß Scorpius in einem Sessel und schlief. Rose bedachte ihn mit einem Lächeln, als ihr Stück für Stück einfiel, was gestern Abend passiert war. Er hatte sie von ihrem gewalttätigen Verlobten gerettet. Ex- Verlobten, korrigierte sie sich selbst.
Als sie sich aufsetzen wollte, durchfuhr sie ein stechender Schmerz und sie ließ sich wieder auf ihr Kissen sinken. Da bewegen anscheindend keine gute Idee war, versuchte sie es dagegen mit ihrer Stimme, doch ihr Mund war staubtrocken und kaum mehr als ein Krächzen kam zwischen ihren Lippen hervor. Deshalb schob sie ihren Arm ganz langsam zu seinem, legte ihre Hand in seine und schloss beruhigt sie Augen. Scorpius war hier. Sie fühlte sich geborgen.

"Ich verstehe das nicht", murmelte Alice leise. Sie und Albus standen in der Tür zu Roses Schlafzimmer und sahen die beiden Schlafenden an. Ihre Finger waren ineinander verschlungen.
"Was verstehst du nicht?", fragte Albus leise.
"Warum er ihr das angetan hat. Javier, meine ich. Er hat einen netten Eindruck gemacht."
"Findest du? Ich fand ihn von Anfang an furchtbar!"
"Wieso ist Scorpius plötzlich hier aufgetaucht? Er war doch bei dir, oder nicht?", wollte Alice wissen und schloss die Tür.
"Er wollte mit Javier reden. Er wollte  sich das nicht gefallen lassen", antwortete Albus und gemeinsam stiegen sie die Treppe hinunter.
"Er liebt sie immer noch, nicht wahr?"
Albus schaute gequält und nickte. "Er hat nie aufgehört, sie zu lieben. Seit drei Jahren hatte er keine Freundin"
Alice schlug die Augen nieder und setzte sich an den Küchentisch. Mit einem Wink ihres Zauberstabes erschienen zwei heiße Schokoladen vor den jungen Leuten.
"Ich glaube, sie liebt ihn auch. Ich glaube, deswegen hat sie noch nicht geheiratet. Nicht weil sie zu jung ist, oder weil sie noch etwas erleben möchte, sondern weil sie Scorpius die ganze Zeit über geliebt hat", versuchte Alice, die Gefühle ihrer besten Freundin zu erklären."Die beiden waren immer ein Team, ich glaube nicht, dass sich das ändern wird"
Albus begann zu lächeln. "Nein. Ihre Zeit hat gerade erst angefangen!"
Zusammen stießen die beiden an.

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 03, 2020 ⏰

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Ich schwöre feierlich, dass ich ein Tunichtgut bin! ~Harry Potter Oneshots~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt