Der süße Duft von Rosen <2>

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Kritisch betrachteten das rothaarige Mädchen und der blonde Junge den Weihnachtsbaum, den sie gerade geschmückt hatten.
"Er ist fast perfekt", meinte Scorpius schließlich. "Nur..."
"...Nur dort oben, links, neben dem Apfel, da muss noch eine Kugel hin", unterbrach Rose ihn.
Scorpius starrte sie entgeistert an. "Kannst du Gedanken lesen, oder so?"
Rose lachte leicht. "Vielleicht..."
"Hoffen wir, dass du es heute sonst noch nicht getan hast", murmelte der junge Malfoy.
"Warum? Hast du etwa was zu verbergen?", neckte Rose ihn.
"Nein, Miss Weasley, ich bin ein ehrlicher junger Mann" Er grinste.
"Ganz sicher?"
"Du zweifelst?" Er hob belustigt eine Augenbraue.
"Vielleicht", antwortete Rose wieder und schaute ihn mit unternehmungslustigen Augen an während sie die letzte Kugel aufhing und dann die Leiter hinunter stieg.
Scorpius grinste. "Wie kann ich dich bloß von dem Gegenteil überzeugen?"
"Dir wird schon was einfallen" Sie lachte leicht. "Und in der Zwischenzeit darfst du mir einen Kakao machen"
"Wie du wünschst" Er hielt ihr den Arm hin und begleitete sie in die Küche des Manors.
Lächelnd sah Rose zu, wie ihr Freund die Milch schäumte und das Kakaopulver suchte. Doch plötzlich-
"Scorp, es schneit wieder, schau nur!" Verträumt stellte sich Rose an eins der großen Küchenfenster. Scorpius gesellte sich neben sie und schaute in die wirbelnden Flocken. Es war ein wunderschöner Anblick. Fast so schön, wie Rose, dachte er sich und schaute lächelnd zu ihr hinüber. Rose
strahlte ihn an.
"Ist es nicht schön?", fragte sie.
Scorpius nickte, amüsiert über ihre, fast kindliche, Begeisterung. Rose schaute ihn prüfend an. Sein Blick enthielt keinen Spott, sondern einfach nur Freude über ihre Freude. Etwas anderes hatte sie nicht erwartet. Schließlich kannte er sie lange genug, um zu wissen, dass sie ein kleines Kind war, wenn es anfing, zu schneien. Er sollte sich daran gewöhnt haben, dachte sich Rose, innerlich leicht grinsend.
Lange standen die beiden Freunde vor dem großen Fenster, sahen zu, wie eine weitere Schneedecke den schom gezuckerten Garten bedeckte und langsam dicker wurde. Es war ein magischer Moment, fand Rose. Magisch und romantisch. Am liebsten würde sie jetzt seine Hand nehmen und ihn hinaus ziehen, in das Schneegestöber. Aber das traute sie sich dann doch nicht.
Scorpius jedoch schien, wie Rose, von den Augen ablesen zu können:
"Wollen wir raus gehen?" Mit dem Finger zeigte er in den weißen Garten, den man vor lauter Flocken schon gar nicht mehr erkennen konnte. Rose nickte voller Freude. Die heiße Schokolade war vergessen.

Schnell zogen sie sich Schuhe und Mäntel über und stürmten hinaus in den riesigen Garten der Malfoys, der eher einem kleinen Park ähnelte. Rose schaute ehrfürchtig hinauf in den Himmel und drehte sich dann vergnügt um die eigene Achse.
Scorpius sah ihr zu und bewunderte ihre wunderschönen roten Locken und ihre unzähligen Sommersprossen, die auch im Winter zu leuchten schienen. Rose dagegen nutzte den Moment seiner Unaufmerksamkeit, formte einen Schneeball und traf ihn mitten ins Gesicht.
"Und Weasley trifft. Zehn Punkte für Gryffindor", imitierte sie lachend den Stadionsprecher der Quidditchspiele in Hogwarts.
"Na warte" Blitzschnell hatte Scorpius ebenfalls einen Ball geformt und erwischte Rose am Rücken, denn sie hatte sich umgedreht, um wegzurennen. Schneller, als sie schauen konnten, entwickelte sich daraus eine Schneeballschlacht, untermalt von Roses Gekreische und Scorpius' schallendem Lachen.

Draco Malfoy stand in seinem Büro am Fenster und beobachtete seinen Sohn. Er lächelte. Scorpius wirkte so glücklich und Rose war ein nettes Mädchen! Hoffentlich ging diese Freundschaft nicht irgendwann in die Brüche, denn Draco wusste, wie viel Rose ihm bedeutete.

"Ich... gebe... auf", keuchte Rose nach einiger Zeit, und ließ sich mir erhobenen Händen in den Schnee sinken.
"Und Malfoy fängt den Schnatz- Slytherin gewinnt" Scorpius grinste.
"Haha, du kannst mich doch nicht mit einem Schnatz vergleichen", erwiderte Rose trocken, musste aber dennoch lächeln.
"Gehen wir noch ein bisschen spazieren?" Sie nickte und ließ sich von ihm hoch ziehen.
Sie schlenderten mit geröteten Wangen und kalten Zehen durch den Garten, der auch im Winter wunderschön war. Am Wegrand blühten üppige Eisblumen und der gefrorene Springbrunnen erinnerte Rose stark an einen Muggelfilm, doch dieser wollte ihr partout nicht einfallen. Der Schnee knirschte leise unter ihren Füßen und hinterließ eine verräterische Spur.
"Rose...", fing Scorpius plötzlich an. Sie blieben stehen. "Also, weißt du... Ich wollte dir nur sagen, dass du mir wichtig bist. Sehr sogar! Und, naja, ich glaube..." Er beendete den Satz nicht, sondern sah ihr tief in die Augen. Blau traf blau. Langsam näherte er sich ihren Gesicht. Nun konnte er jede ihrer Sommersprossen zählen. In dem Moment, als seine Lippen endlich ihre treffen sollten, unterbrach ein Ruf die Beiden und zerstörte ihre Zweisamkeit.
"Rose?! Es ist sechs Uhr. Du musst nach Hause"
Rose blieb wie erstarrt stehen. Sie hatte komplett die Zeit vergessen. Nein! Nicht jetzt, bitte nicht jetzt!
Scorpius ließ den Kopf hängen und steckte seine Hände in die Taschen seines Mantels.
"Du musst nach Hause...", wiederholte er die Worte seines Vaters.
Rose nickte schweren Herzens.
"Ich bringe dich zum Haus" Schweigend gingen die Beiden zurück zum Manor. Die romantische Stimmung war zerplatzt und bedrückter Stille gewichen.
Im Wohnzimmer neben dem Kamin umarmte Rose ihren Freund unbeholfen und flohte anschließend nach Hause. Scorpius stürmte die Treppen hinauf in sein Zimmer und schmiss sich auf sein Bett. Wie hatte dieser Moment nur so zerstört werden können?
Auch Rose kam mit hängendem Kopf zu Hause an und ging ohne ein Wort des Grußes hinauf in ihr Zimmer. Ihre Locken hingen traurig an ihr hinunter und ihre sonst so strahlenden Augen erschienen matt und trüb. Hermine merkte sofort, dass etwas Rose bedrückte, doch sie kannte ihre Tochter lange genug, um zu wissen, dass sie jetzt allein sein wollte.
Einzig und allein Hugo ging mit einer Selbstverständlichkeit zu ihr und nahm sie in den Arm, ohne ein Wort zu sagen und ohne zu wissen, worum es ging. Das brachte Rose zu einem traurigen Lächeln. Hugo verabschiedete sich schließlich, da er noch Geschenke einpacken müsste.
Das musste Rose auch noch tun und so begann sie, ihren Vorrat an Geschenkpapier und Kräuselband hervorzuholen und Geschenk für Geschenk einzupacken. Sie hatte eine große Familie und schenkte immer jedem etwas, wenn es auch nur etwas kleines war. Das war für sie selbstverständlich.
Als sie fertig war, war es weit nach zehn Uhr. Zum Abendessen war sie still gewesen, auch wenn es das Essen an Heiligabend war. Hermine machte sich Sorgen um ihre Tochter, denn diese war sonst der allergrößte Fan von Weihnachten, doch Ron nahm sie beruhigend in den Arm. So lagen sie auf dem Sofa, bis sie schließlich in seinem Armen einschlief. Hugo verschlang in dieser Zeit einen Roman.
In dieser Nacht schlief keiner der Familie in seinem Bett. Hugo war im Sessel eingeschlafen, Hermine und Ronald auf der Couch und Rose mit dem Kopf auf der Schreibtischplatte.

Erst die Klingel riss alle aus dem Schlaf. Hermine öffnete mit kleinen Augen die Tür, während Rose schlaftrunken ins Bad wankte und sich fertig machte. Ron war ungewöhnlich still, was wohl an dem Besucher liegen musste, und Hugo schreckte über seinem Buch hoch und betrachtete die Ankömmling wie eine Statue im Museum.

Scorpius unterhielt sich mit Hermine, während er auf Rose wartete. Ihr Vater und Bruder beäugten ihn misstrauisch, während Hermine darüber hinweg sah, und ihn fröhlich in die Küche lotste, damit er die selbstgebackenen Plätzchen probieren konnte. Scorpius mochte Hermine sofort. Sie war einfach wie Rose. Fröhlich, humorvoll und ziemlich klug. Rose war ihr, bis auf die Haare wie aus dem Gesicht geschnitten. Denn Hermine hatte braunes während....
"Mum, weißt du, wo mein Weihnachtpulli ist?", rief Rose von oben. Anscheinend hatte sie seine Ankunft noch nicht mitbekommen. Hermine seufzte. "Er ist dort, wo er jedes Jahr ist, Röschen, in der Kommende oben links"
"NENN MICH NICHT RÖSCHEN!" kam es von ihrer Tochter. "Aber danke" Ein Lachen erklang und Schritte polterten in Richtung, wie Scorpius vermutete, Kommode.
So einen 25. Dezember hatten wie lange nicht mehr, dachte sich Hermine. Aber es ist doch schön, mal etwas Neues auszuprobieren. Und außerdem geht es Rose wieder besser! Mit diesen Gedanken schickte sie Hugo und Ron nach oben, damit sie sich fertig machen konnten. In diesem Moment kam Rose nach unten gerannt.
"Ich liebe Weihnachten", rief sie und riss dabei beinahe das Gesteck um, welche Hermine in mühevoller Kleinstarbeit zusammengesteckt hatte. "Hatte ich das schon erwä..."
Mit einem Schwung war sie in die Küche gekommen und abrupt stehen geblieben, als sie plötzlich ihren besten Freund entdeckt hatte.
"Oh..., äh, hi", sagte sie verwirrt. "Was machst du hier?"
"Also, ich wollte... naja"
"Ich muss nochmal den Wohnzimmerboden fegen. Krummbein hat ihn komplett dreckig gemacht" Mit diesen Worten stand Hermine auf und ging aus der Küche, mit einem leichten Lächeln auf den Lippen.
"Ziemliches Chaos hier", meinte Rose ein wenig verlegen.
"Ist bei uns nicht anders", erzählte Scorpius grinsend. "Erst fällt unser Baum um, dann hat irgendjemand noch irgendwas vergessen, dann kommt die Verwandtschaft..."
"Ahh, warte- was? Euer Baum fällt um?", hakte Rose nach.
"Jap, liegt meistens an mir" Da musste Rose lachen. "Das wundert mich nicht!"
"Was soll das heißen?", fragte ihr Freund gespielt empört.
"Andere Frage- was machst Du hier?"
"Ich wollte dir einfach Frohe Weihnachten wünschen."
Rose schluckte, als sie an den Fast- Kuss von gestern dachte. Sie hatte seine Lippen schon spüren können, aber dann...
"Schicker Weihnachtspulli"
Rose grinste und sah an dem grünen Pullover mit dem goldenen 'R' hinab. "Danke, der ist von Grandma Molly"
"Steht dir" Eine leichte Röte schoss Rose ins Gesicht. "Danke" wiederholte sie leise.
Er lächelte sanft. Dann beugte er sich langsam zu ihr hinunter. "Ich mag euer Chaos an Weihnachten", sagte er nur und legte schließlich seine Lippen auf ihre.
Ein Feuerwerk explodierte in Roses Bauch und sie musste in den Kuss hinein lächeln. Sie schlang ihre Arme um seinen Hals und zog ihn näher zu sich heran.
"Ich liebe dich"
"Ich liebe dich auch"
"Frohe Weihnachten, Rose"
"Frohe Weihnachten" Dann küsste sie ihn ein weiteres Mal. Es könnte nicht schöner sein. In der Küche roch es nach Zimt, Kakao und... Rosen. Ob Scorpius da seine Finger in Spiel hatte? Rose musste lächeln. Für sie war dieses Weihnachten perfekt. Sie hatte ihr Geschenk schon bekommen.

Ich schwöre feierlich, dass ich ein Tunichtgut bin! ~Harry Potter Oneshots~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt