Ich schwöre feierlich, dass ich ein Tunichtgut bin! ~Harry Potter Oneshots~

Der Junge, der lebt

Was wäre, wenn Lily und James nicht gestorben wären?

Der grelle Lichtblitz durchzuckte das Zimmer. Man hörte eine Frau schreien, ein Baby weinte.
James rannte die Treppe hinauf. Er war gerade im Schuppen gewesen. Dort baute er seit neustem an einem kaputten Auto herum, dass er von Remus bekommen hatte. Er hatte es wahrscheinlich vom Schrottplatz, aber das war James egal. Lily war der Meinung, er müsse den Führerschein machen, wenn sie auch in der Muggelwelt zurecht kommen wollten. Erst hatte er sich gegen diese Maßnahme gewehrt, doch dann hatte ihm sein Arbeitskollege Arthur Weasley gezeigt, wie interessant Autos doch sein konnten.
"Harry! Lily!", schrie James, als er in das Kinderzimmer seines Sohnes stürmte. Den Zauberstab hatte er auf einen möglichen Gegner gerichtet, doch es war niemand da.
Seine Frau kniete an dem Kinderbettchen und weinte, doch es waren Freudentränen. In ihren Armen lag Harry und weinte ebenfalls. Er hatte einen Schluckauf bekommen.
"James!", rief Lily mehr als nur erleichtert, stand auf und umarmte ihn, so fest es ihr mit Harry auf dem Arm gelang.
"Wie... wie ist das möglich? Wieso seid ihr am Leben?"
Lily schüttelte nur den Kopf und lehnte sich an ihren Mann, der sie liebevoll in den Arm nahm.
"Er war hier, James", flüsterte sie nach einer Weile. "Voldemort war hier."
"Ich weiß", sagte er leise. "Ich habe ihn durchs Fenster gesehen"
"Er wollte Harry umbringen, doch ich wollte,... ich wollte, dass er mich... nicht Harry", sie schniefte leise und wischte sich eine Träne davon. "Ich habe die ganze Zeit vor seinem Bettchen gestanden. Ich wäre nicht einen Zentimeter weggegangen, doch dann hat er mich zu Seite gestoßen und... und da war dieses grüne Licht. Er hat den unverzeihlichen Fluch angewendet, James, und dann... dann ist er verschwunden."
"Ja, er ist verschwunden. Er ist tot, Lily. Ich kann es nicht erklären, doch ich fühle es. Voldemort ist tot!" James legte einen Finger unter ihr Kinn und zwang sie sanft, ihn anzusehen. "Hörst du? Er ist fort, und wird weder dir noch Harry jemals wieder etwas zuleide tun!"

Sie nickte, brachte ein Lächeln zustande und schloss ihre beiden Jungs in die Arme.

~

Erschrocken fuhr Lily in der folgenden Nacht auf. Hatte sie geträumt? War Voldemort wirklich vernichtet worden? Aufgewühlt stand sie auf, tapste aus dem Schlafzimmer, die Treppen hinunter in die Küche. Sie knipste das Deckenlicht an und nahm sich die Zeitung. Doch, dort stand es, schwarz auf weiß- Voldemort verschwunden! Krieg vorbei!

Hinter ihr murmelte jemand empört: "Lily, verdammt, mach das Licht wieder aus!" Sirius lag auf der Couch und rieb sich müde die Augen. Er war der erste gewesen, den Lily und James gestern Abend informiert hatten, gleich nach Dumbledore. Er war sofort hergefloht und hatte seitdem das Haus nicht verlassen.
"Bitte", fügte Remus hinzu, der auf einer Matratze auf dem Boden neben dem Sofa schlief. Er war gleich nach Sirius gekommen und weigerte sich ebenfalls, wieder zu gehen. So war es den Potters auch mit Mary und Alice ergangen, doch Alice hatte schließlich eingesehen, dass Neville und Frank auf sie warteten. Auch Mary war wieder nach Hause apperiert, denn sie wollte ihren Eltern die frohe Botschaft selbst mitteilen.

"'Tschuldigung", sagte Lily leise. "Ich... ich kann nur noch immer nicht glauben, dass das alles wirklich wahr ist."

Remus setzte sich auf und nickte verständnisvoll. "Ich kann auch nicht glauben, dass plötzlich alles vorbei ist. Und dass Peter... ich kann es nicht fassen"

"Diese verdammte Ratte!" Wutentbrand und plötzlich hellwach schleuderte Sirius sein Kissen gegen die nächste Wand. "Ich schwöre, wenn ich ihn in die Finger kriege...!" Er machte eine sehr unschöne Geste, doch Lily gab ihm voll und ganz Recht. Wo auch immer Peter Pettigrew gerade sein mochte, wenn sie ihn je wieder sah, würde sie ihm eigenhändig den Hals umdrehen. Wegen ihm wäre Harry beinahe gestorben, und wäre sie nicht so unfassbar dankbar, dass das nicht geschehen war, dann würde sie bereits auf Rache sinnen und jeden Zentimeter Großbritanniens, wenn nicht sogar der Welt nach ihm absuchen.