Der süße Duft von Rosen <1>

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(Rose X Scorpius)

Trüb stand der Nebel in dem Vorort von London. Es war der 23. Dezember und Rose hockte nun schon seit dem Frühstück auf der breiten, gemütlichen Fensterbank in ihrem dekorierten und mit Büchern vollgestopften Zimmer, um die Wolken zu beobachten. Sie wartete auf Schnee. Sie hatte ein ganzes Jahr warten müssen, bis wieder Winter war. Und nun sollte es schneien!
Das 15- jährige Mädchen seufzte und kramte angespannt nach ihrem Zaubertrankbuch. Sie fand es schließlich, unten in ihrem zerwülten Koffer. Von Ordnung hatte Rose noch nie etwas gehalten. Man schmiss bei nächster Gelegenheit sowieso wieder alles durcheinander.
Sie schlug das Buch auf und suchte nach einer bestimmten Seite. Nicht, dass sie jetzt lernen wollte. Selbst die sonst so strebsame Rose wollte an Weihnachten nicht an Schule denken. Zumindest dann,wenn alle Hausaufgaben erledigt waren. Nein, auf der Seite hatte Scorpius eine kleine Randnotiz vermerkt, welche sie sich immer wieder durchlesen musste. Es ging um den Trank Amortentia. Ein ziemlicher starker Liebestrank. Und Scorpius hatte dazu geschrieben: 'Brauchen wir nicht' . Was meinte er bloß damit? Wenn er auch nur solche Gefühle hätte, wie sie für ihn. Rose lehnte ihren Kopf an die Fensterscheibe. In ihrem Atem beschlug sie und sie malte gedankenverloren ein Herz.

"Rosie, Hugo, ich habe Plä....Autsch! Also, ich meine, eure Mutter hat Plätzchen gebacken", rief ihr Dad, der von Hermine gerade einen Stoß in die Seite bekommen hatte. Leicht grinsend ging Rose die Treppen hinunter, während ihr kleiner Bruder hinter ihr polterte und sich, an ihr vorbei zwängend, ebenfalls in Richtung Wohnzimmer begab. "Der ist für dich gekommen", meinte Ron an seine Tochter gerichtet und reichte ihr einen Brief. Rose erkannte die Schrift sofort. "Der ist von Scorp!", rief sie erfreut. "Scorpius?! Malfoy!? Sag nicht, du hast immer noch Kontakt zu ihm?", fragte Ron etwas entgeistert. "Daddy, er ist mein bester Freund. Wie Albus. Das hatten wir doch schon" Auch Hermine mischte sich ein: "Ron, du solltest diese Feindseligkeiten wirklich fallen lassen. Schau mal, sogar Harry hat sich mit ihm versöhnt und außerdem kann unsere Tochter selbst entscheiden, mit wem sie befreundet ist" "Schon gut, schon gut", brummelte er nachgebend. Hermine zwinkerte Rose zu, während sie allen heißen Kakao einschenkte. Rose lächelte ihrer Mutter zu und begann, den Brief zu öffnen. "Was scheibt er?", wollte Ron sofort wissen, aber hielt sich dann auf ihren strafenden Blick hin, zurück. Ein leichtes Grinsen huschte über sein Gesicht.

Hey Rosie!

Alles gut bei dir? Ich vermisse dich und Albus. Fast ein bisschen schnulzig, so etwas als Junge zuzugeben, oder? Naja, hier schneit es jetzt und wir haben gestern unseren Weihnachtsbaum gefällt. Morgen wollen wir ihn schmücken und ich wollte fragen, ob wir beide das vielleicht übernehmen wollen? Mum hätte nichts dagegen, und Dad hat für sowas keine Geduld! Ich erwarte deine Eule!

Mit einer Umarmung, Scorp!

Hitze stieg Rose in die Wangen, auch ihren Eltern war das nicht entgangen, doch die beiden sagten nichts. Scorp hatte sie gefragt! Sie, Rose! Und nur sie! Sie würde mit Scorpius gemeinsam den Weihnachtsbaum schmücken. Eine wunderschöne Vorstellung! Und nachdem ihre Eltern zugesagt hatten, war Roses kleines Glück perfekt und sie verzog sich mit einem Becher dampfender Schokolade und ein paar Plätzchen wieder nach oben auf ihre Fensterbank. Von dort schickte sie sofort eine Eule an Scorpius und auch an Albus und Ally, ihre beste Freundin.
Im Minuten- Takt sah sie nun auf ihre Armbanduhr, wann es denn endlich Abend werden würde. Doch es war wie verhext, der Zeiger kroch so langsam über das Zifferblatt, dass Rose bald bezweifelte, ob er sich überhaupt bewegte.
Irgendwann aber ging die Sonne dann endlich hinter himbeerfarbenenen Schäfchenwolken unter und sie knipste vergnügt ihre Lichterkette an. Dann begann sie, den Aufsatz in Verwandlung zu schreiben, den sie über die Ferien aufbekommen hatten. Bald gab es Abendessen, außerdem ein Gedränge vor dem Bad und eine entnervte Hermine, die Hugo schlussendlich als erstes hinein schickte. Als Rose schließlich, mit einem Handtuch auf dem Kopf, in ihr Zimmer ging, war es weit nach 22 Uhr. Sie war aufgeregt, wegen morgen, obwohl es überhaupt nicht selten vorkam, dass sie allein mit Scorpius war. Aber ein gewisses Kribbeln hatte sie schon im Bauch.
Nachdem ihre Haare getrocknet, alle Hausaufgaben beendet und die letzten Geschenke gebastelt waren, legte sich Rose mit einem Buch in ihr kuscheliges Bett und schlief irgendwann darüber ein.

Als sie am nächsten Morgen erwachte, war es noch dunkel, doch sie konnte nicht mehr schlafen. So stand sie auf, öffnete das 24. Türchen ihres Adventskalenders und zog sich schließlich an. Ihre Haare ließ sie in natürlichen Locken wie immer über die Schultern fallen. Schminken tat Rose sich nicht. Ihrer Meinung nach war das viel zu aufwendig und sie gefiel sich selbst ohne Schminke sowieso besser.
Leise schlich sich das rothaarige Mädchen die Treppen hinunter, übersprang die Stufen, die knarrten und zündete dann auf Muggelart den Kamin an. Anschließend deckte sie den Tisch und las das Buch vom vorherigen Abend zu Ende.
Das Frühstück mit ihrer Familie verlief wie immer chaotisch, fröhlich und stimmig, aber Rose konzentrierte sich nur auf die große Uhr an der Wand.
Sie vertrieb sich den Vormittag mit stricken, lesen, Plätzchen probieren, lesen, einer Schneeballschlacht mit Hugo und lesen.
Bis dann endlich die Zeit gekommen war und sie mit ihrer Mutter zum Malfoy Manor apperierte. Hibbelig strich Rose sich ein letztes Mal über die Haare, ehe sie sich von ihrer Mum verabschiedete und klingelte. Die Tür wurde nicht wie erwartet von einem der netten Hauselfen geöffnet, die hier übrigens freiwillig arbeiteten, sondern von Scorpius' Vater. Draco Malfoy. Höflich reichte Rose ihm die Hand. Er nickte ihr zu und ließ sie hinein. Sie war schon öfter im Manor gewesen, doch jedesml, wenn sie es sah, erschien es ein wenig größer und prachtvoller.
Doch Rose konnte sich keine weiteren Gedanken darüber machen, denn plötzlich stand sie vor Scorpius, den sie etwas überrumpelt umarmte.
"Hey Rosie" Rosie, dieser Spitzname- so durften sie nur ihr Vater und Scorp nennen. "Scorp, ich freue mich so, dich zu sehen" "Na,und ich mich erst" meinte er mit diesem typischen Malfoy- Grinsen und nahm ihr galant den Mantel ab. Rose grinste auch und ging mit ihm ins Wohnzimmer, dem größten und gemütlichsten Raum des ganzen Hauses. Und da stand der Baum. Wunderschön, gerade, tannengrün und groß.
"Wow!", sagte Rose und ließ ihren Blick schweifen. "Ganz schön hoch!"
"Tja, und dafür hast du ja mich" Scorpius lacht und nahm Rose mit einer Leichtigkeit auf seine Schultern, als würde sie nicht mehr als eine Feder wiegen. Rose quietschte auf und trommelte dann lachend auf seinen Kopf. "Lass mich runter, bei Merlins Unterhose, ich bin viel zu schwer für dich!"
"Na gut" Er setzte sie vorsichtig wieder auf dem Boden ab und zog eine Leiter hinter einer Ecke hevor.
"Besser?"
"Um Klassen!"
"Also, kann es los gehen?", fragte Scorpius.
"Operation Weihnachtsbaum wird gestartet", erwiderte Rose lächelnd.

Ich schwöre feierlich, dass ich ein Tunichtgut bin! ~Harry Potter Oneshots~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt