Sleep over im Hogwarts- Express

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"Mum, lass das. Du bist peinlich" Zähne knirschend stand James neben seiner Mutter, die ihm einen Schmatzer nach dem anderen auf die Backe drückte.
"Ach mein Junge, jetzt sehe ich dich wieder ein halbes Jahr lang nicht" Sie seufzte. "Ich werde dich so vermissen"
"Ja Mum, ich dich auch" James verdrehte die Augen. Sirius hatte sich natürlich schon aus dem Staub gemacht. Toller Freund!
Lily beobachtete das ganze von Weitem und kicherte hinter vorgehaltener Hand. Ihre Eltern waren auch fürsorglich, ohne Frage, aber so schlimm waren sie nun auch wieder nicht.Während James sich von seiner Familie loszureißen versuchte, gab Lily ihr Gepäck ab und stieg in den Hogwartsexpress. Suchend schaute sie sich nach ihren Freunden um. Marlene und Remus waren fast immer die ersten, die im Zug Platz nahmen, sie reservierten praktisch immer für ihre Freunde, deshalb hielt Lily nach einem blonden und einem brauen Haarschopf Ausschau. Schließlich fand sie die Beiden in einem der hinteren Abteile und umarmte sie kurz zur Begrüßung. Remus und Marlene unterhielten sich über die neuen Lehrbücher und über die UTZ- Prüfungen am Ende des Schuljahres. Kurzerhand klingte sich Lily in das Gespräch ein.
Eine Weile später, es war nun kurz vor elf Uhr, trafen Mary, Sirius, Peter und Alice zu ihnen. Sie quetschten sich allesamt in das kleine Abteil, bis es Remus genug war und er es mit einem Vergrößerungszauber belegte. Nun könnten alle entspannt Platz nehmen. Mary und Marlene kicherten die ganze Zeit und Peter packte bereits seine Wurstschnitten aus.
"Du hast auch immer Hunger, oder Peter?", fragte Marlene belustigt.
"Ich tue nur etwas für meinen Körper", verteidigte er sich. "Andere gehen Joggen, und ich esse eben" Er grinste und biss herzhaft in sein Brot.
Kurz bevor der Zug losfuhr, tauchte James endlich in der Tür auf. Seine Wange war übersäht mit roten Lippenstiftabdrücken.
Mary wollte schon seine Bemerkung machen, da brummte er: "Ein Wort, nur ein einziges Wort und ihr seid dran"
Ab diesem Moment konnte sich wohl keiner mehr halten, denn jetzt prusteten alle los. Dass James dann auch noch durch den anfahrenden Zug direkt auf Peter's Zwischenmahlzeit fiel, machte die Sache natürlich auch nicht besser!
Nach ein paar Minuten war schließlich Ruhe im Abteil eingekehrt. Lily, Remus und Alice laßen, Mary, Marlene und Peter spielen Zauberschnippschnapp und tauschten sich dabei über Urlaubserlebnisse aus. Sirius versuchte James' Hose, die total mit Leberwurst beschmiert war, wieder sauber zu zaubern.
James hingegen hatte schlechte Laune. Nicht nur, dass er sich vor den anderen lächerlich gemacht hatte. Nein, er war praktisch zum Obst der Woche gekrönt worden, und das vor Lily's Augen. Schamesröte stieg in seine Wangen und wollte partout nicht wieder verschwinden. Sirius hatte das natürlich sofort gemerkt.
"Das muss dir doch nicht peinlich sein, Prongs", flötete er. "Evans hätte bestimmt glatt von dir abbeißen können, schließlich siehst du doch aus wie ein perfektes Leberwurstschnittchen" Sirius lachte laut über seinen eigenen Witz, während James versuchte, ihm den Mund zuzuhalten.
"Halt verdammt noch mal die Klappe, Padfoot. Falls du es nicht bemerkt haben solltest, Lily sitzt auch hier", zischte er wütend.
"Ach, entspann dich. Die ist voll in ihr Buch vertieft. Eine richtig banale, langweilige und Zeit verschwendende Angelegenheit." Sirius lehnte sich grinsend zurück und schloss die Augen.
James hingegen war überrascht, dass sein bester Freund ein Wort wie 'banal' überhaupt kannte.
Dann lehnte er sich ebenfalls zurück und spielte mit seinem Zauberstab, um ein paar Sekunden später den Tagespropheten aufzuschlagen.
Lily hatte natürlich mitbekommen, was Sirius da gesagt hatte, schließlich war sie ja nicht blöd! Nun zerbrach sie sich den Kopf darüber, ob sie James wirklich so mochte, wie er es beschreiben hatte, oder ob sie ihn überhaupt mochte.
"Was schaust du so nachdenklich", fragte Mary, die gerade zum dritten Mal beim Zauberschnippschnapp gewonnen hatte.
"Ach nichts", erwiderte die rothaarige Schülersprecherin abwesend.
Mary schaute sie prüfend an, dann zuckte sie mit den Schultern und drehte sich zu Marlene und Peter, um die Karten neu zu mischen.
Die Zeit verging wie im Flug. Draußen sah man die Sonne in leuchtend gelben Farben strahlen. Kein Wölkchen bedeckte den blauen Himmel. Die Hexe mit dem Süßigkeitenwagen war schon da gewesen, jeder hatte sich eine Kleinigkeit genommen. Bis auf Peter, der sich gleich ein paar Vorräte angelegt hatte.
Lily rechnete durch. Es müssten noch ziemlich genau zwei Stunden Fahrt sein. Entspannt lehnte sie sich zurück. Marlene war auf Alices Schulter eingeschlafen, und auch Mary, Remus und Peter schienen ein Nickerchen zu machen. Sie waren in der letzten Nacht wohl ziemlich lang aufgeblieben. Lily schmunzelte, so kannte sie ihre Freunde.
Plötzlich gab es einen Ruck und der Zug blieb stehen. Erschrocken öffneten alle, die geschlafen hatten, die Augen. Sie konnten unmöglich schon da sein!
Und tatsächlich- wenn man dem Blick aus dem Zugfenster glauben konnte, standen sie mitten im Nirgendwo. Neben ihnen graste friedlich eine Schafherde auf der anderen Seite ging es steil bergab, mehrere hundert Meter.
"Was'n jetzt los?", fragte Alice mit kleinen Augen. "Wir sind doch noch gar nicht da!"
Angespannt setzte James sich auf. Er hatte eine Vorahnung. Da Voldemort gerade eine Glanzzeit hatte, wie es im Tagespropheten stand, wäre es nicht verwunderlich, wenn es ein Angriff von seinen Todessern sein würde. Und doch rührte sich nichts. Natürlich war der Zug geschützt, durch Zauber von Dumbledore zum Beispiel. Aber er konnte sich gut vorstellen, dass mehrere Hexen und Zauberer mit bösen Absichten diesen Schutz früher oder später durchbrechen könnten.
Doch bald schon kam eine Nachricht der Entwarnung durch Dumbledores Stimme höchstpersönlich. Wo der allerdings herkam, war keinem so wirklich bewusst.
"Liebe Schülerinnen und Schüler, liebe Neuankömmlinge, hier spricht Professor Dumbledore, euer Schulleiter", kam es aus unsichtbaren Lautsprechern.  "Habt keine Angst, es ist nichts passiert, vor dem ihr euch fürchten müsst. Nur der Zug, unser Hogwartsexpress, hat eine Panne und wir sind leider nicht im Stande, diese vor dem nächsten Morgen zu reparieren. Deshalb wird der Zug, genauer gesagt die einzelnen Abteile, vergrößert und zu Betten umfunktioniert. Außerdem bekommt heute Abend um sieben Uhr alle eine warme Mahlzeit. An eines möchte ich euch jedoch erinnern: Jungen und Mädchen werden natürlich in getrennten Abteilen schlafen. Ich vertraue den Vertrauensschülern und Schulssprechern die Lage vollkommen an"
Man spürte praktisch das Stöhnen, das durch den Zug ging.
"Na toll", meinte Sirius. "Das ist voll langweilig"
Professor Dumbledore sprach weiter: "Eure Koffer dürft ihr euch natürlich auch holen, der Schaffner wird euch dabei helfen. Solltet ihr irgendwelche Probleme oder Sorgen haben, so zögert nicht, sie dem Zugpersonal oder Vertrauensschülern mitzuteilen.
Und nun, Partytime!" Man hörte ihn Lachen.
"Aber Professor Dumbledore, Sir!", hörte man im Hintergrund eine pikierte Professor McGonagall sagen.
Dann brach Gelächter im Zug aus.
"Irgendwie ist das cool", kommentierte Marlene Dumbledores Ansage.
"Ja", stimmte Mary zu, "Sleepover im Hogwartsexpress, wenn das mal nicht ein Erlebnis ist" Sie grinste.
Lily war sich nicht ganz sicher, was sie davon halten sollte. Natürlich war es cool, mit ihren Freunden im Zug zu schlafen. Aber Hogwarts war ihr am Ende doch lieber. Hinzu kam, dass sie und James Schülersprecher waren und somit wahrscheinlich allerhand zu tun hatten.
James schien den gleichen Gedanken zu haben, denn er lächelte ihr aufmunternd zu. Zu seiner großen Freude lächelte Lily zurück.
Remus schaute auf seine Uhr. Es war gerade einmal fünf Uhr.
Die Schüler vertrieben sich die Zeit mit Karten spielen und Lesen. Als es langsam dunkel wurde, und sie gegessen hatten, gab es auf einmal ein lautes Plopp- Geräusch im ganzen Zug, die Abteile weiteten sich und die Sitze verwandelten sich in warme, gemütliche Betten.
Auch das schon ausgedehnte Abteil der Rumtreiber und ihrer Freunde weitete sich abermals und teilte sich in zwei.
Die Rumtreiber gingen also in das eine, Marlene, Alice, Mary und Lily in das andere Abteil.
"Kommt jemand mit Koffer holen?", fragte Alice in die Runde.
"Ich begleite dich", meldete sich Marlene zu Wort. "Ja, ich auch" Mary hüpfte von ihrem Bett und folgte den Beiden. Sie hatte von einer grinsenden Lily den Auftrag bekommen, ihr Gepäck ebenfalls mitzubringen.
Diese zog sich nun ihre Uniform an und steckte sich stolz ihr Schülersprecherabzeichen an den Umhang. Dann klopfte sie am nebenan liegenden Abteil.
"James? Hast du schon deine Uniform an? Ich würde gerne eine Runde durch den Zug drehen, und nach dem Rechten sehen", rief Lily durch die geschlossene Tür.
"Komme", kam es zurück und einen kleinen Moment später stand James fertig angezogen vor ihr. "Wir können los gehen"
Lily nickte zustimmend und gemeinsam gingen sie in Richtung Führerhäuschen.
"Also ich weiß zwar immer noch nicht, wer dich zum Schülersprecher gemacht hat...", fing sie schließlich an, wurde aber von James unterbrochen:
"Hey, was soll das denn..."
"Lass mich doch mal ausreden", sagte Lily und fuhr etwas unsicher fort: "Ich wollte sagen, dass ich es schön finde, dass du es geworden bist, und nicht jemand anderes"
"Oh" Verlegen fuhr er sich durch die Haare. "Danke, also, ich finde es auch total toll, dass wir beide das zusammen machen. Also, nicht das... sondern, den Posten... Ach, du weißt schon"
Lily lachte leicht. "Ich weiß was du meinst, ja"
Da dieses Thema nun geklärt war, unterhielten sich die Beiden bald viel hemmungsloser und unbeschwerter. Lily lachte über seine Witze, und bewunderte James für seine fürsorgliche Art, wenn er beispielsweise Erstklässlern half.
Beide hatten sich über den Sommer verändert. Sie waren reifer und erwachsener geworden. Lily hatte gute Seiten an ihm entdeckt, viele sogar, die seine manchmal arroganten und kindischen Eigenschaften überschatteten. Sie hatte begriffen, dass er viel mehr war, als Quidditch- Champion und Mädchenaufreißer.
Sie mochte diesen James, mit dem sie sich so gut unterhalten konnte und mit dem sie viel mehr Zeit verbringen wollte.
James hatte in den Ferien festgestellt, dass Lily nicht perfekt war. Nicht in jeder Hinsicht, aber er war froh, dass sie es nicht war. Er mochte Lily's Charme und ihren klugen Kopf, und wenn sie, ehrgeizig wie sie war, mit Feuer und Eifer an einer Sache festhielt und sie zu Ende brachte. Er liebte ihr Lachen, aber noch mehr liebte er es, wenn sie über seine Witze lachte. Wenn das Lachen ihm galt. Und er hatte das Gefühl, ihr nun ein ganzes Stück näher gekommen zu sein.
"Lass uns zu den Anderen zurück gehen", unterbrach Lily James' Gedanken. Dieser nickte zustimmend und sie führten ihr Gespräch fort. Er hätte nie gedacht, dass Lily sich auch nur die Bohne für Quidditch interessiert, geschweige denn, dass sie eine Lieblingsmannschaft hatte!
Als sie lachend bei ihren Abteilen ankamen, warteten ihre Freunde schon auf sie. Zusammen setzten sich alle in ein Abteil, um miteinander quatschen zu können. Alle hatten ihre bequemen Pyjamas angezogen.
Schließlich zauberte Sirius seine Gitarre herbei und fing an, bekannte Lieder anzustimmen. Freudig sangen sie alle mit, es ging von den Beatles über Abba bis hin zu Celestina Warbeck.
Lily saß neben James und ihr Kopf lag auf seiner Schulter. Sie hatte die Augen geschlossen und summte die Melodie mit.
Mary hielt eine Tasse dampfenden Kakao in der Hand, und sah verträumt umher. Peter aß von seinen Süßigkeiten und erklärte sich schließlich dazu bereit, Remus eine Tafel Schokolade abzugeben.
Marlene saß auf Sirius' Bett und schaute ihm genau bei Spielen zu.
"Das musst du mir beibringen", murmelte sie fasziniert.
Er grinste. "Na klar doch, meine Schöne"
"Du bist doof" Prompt kassierte er einen Schlag in die Rippen und verzog gespielt vor Schmerzen das Gesicht.
Es wurde ein langer Abend im Hogwartsexpress. Aber ein wunderschöner.
Lily war neben James und Alice eingeschlafen, während Remus und Peter sich leise unterhielten. Marlene und Sirius hatten kurzerhand beschlossen, ins Musikgeschäft einzusteigen, und waren gerade dabei, einen Song zu komponieren. Weiter als eine Zeile waren sie nicht gekommen, doch Sirius liebte es, Marlenes Stimme zu hören, denn sie konnte wundervoll singen.
Kurz nach Mitternacht schlichen sich die Mädchen zurück in ihr Abteil.
Lily beschloss, diesen Moment immer in ihren Herzen zu behalten, egal, was kommen würde. Dieser Tag bedeutete ihr unheimlich viel, auch wenn sie nicht genau wusste, warum eigentlich. Sie wusste lediglich, dass es etwas mit einem schwarhaarigen Jungen mit Brille zu tun hatte. Und sie war nicht verwundert deswegen. Ganz im Gegenteil! Sie wusste genau, warum James Potter immer und immer wieder in dieser Nacht in ihren Gedanken herumschwirrte.
Eine unbekannte Melodie im Kopf und mit einem Lächeln auf den Lippen schlief sie ein.
Wer hätte gedacht, dass sich eine Nacht im Hogwartsexpress als so nützlich herausstellen würde?

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Hallöchen! Hat der euch der Oneshot gefallen? Ich finde ihn ein wenig langweilig, aber naja...
Habt ihr ein paar Ideen für eine neue Story?📚

Anmerkung: Ich weiß, dass Abba den Song erst 1980 rausgebracht hat, die Rumtreiber aber gerade in Jahr 1977/78 sind. Ich hoffe, das ist nicht schlimm. Doch ich fand das Lied so passend😍

Bleibt belesen, Jule🎀

Ich schwöre feierlich, dass ich ein Tunichtgut bin! ~Harry Potter Oneshots~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt