Autofahrt

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Es ist glaube ich das erste Mal, dass Diego und ich miteinander reden, also ganz allein. Ludmila hat uns Gott sei Dank in Ruhe gelassen. Ich hätte nicht gedacht, dass man sich mit Diego so gut unterhalten kann. Vor allem weil der Altersunterschied von fünf Jahren eigentlich gravierend ist, aber es scheint als seien wir auf einer Wellenlänge. Wenn ich ihn von so nah betrachte kann ich meinen Mädels nur zustimmen, er ist sexy. Immer wieder beiße ich mir auf die Unterlippe. Aber er kratzt sich auch immer wieder am Nacken oder fährt sich durch die Haare, wie soll man da nicht nervös werden?
"Und hats geschmeckt oder war es jetzt so schlimm hier zu sein?" fragt er provozierend.
"Ja, es war ganz okay" lüge ich.
"Du weißt das es auffällt, wenn du lügst oder?" schmunzelt er.
"Was wirklich?!" frage ich ertappt.
"Nur ein Scherz, aber so wie du gerade reagiert hast, war es ja tatsächlich eine Lüge"
Diego winkt den Kellner heran und bezahlt, wobei er ein üppiges Trinkgeld gibt.
"Wieso studierst du überhaupt, du könntest doch den ganzen Tag nur Party machen so viel Geld wie du hast?" frage ich und wir sind dabei das Lokal zu verlassen.
"Geld ist nicht alles. Man kann nicht alles kaufen. Außerdem will ich mal auf eigenen Beinen stehen und mir selbst was aufbauen"
"Das klingt ziemlich...erwachsen"
"Erwachsen?"
"Ja. Wenn ich so viel Geld hätte, dann würde ich nur noch Zuhause bleiben und nichts mehr tun"
"Würdest du nicht, glaub mir. Auf Dauer wird es langweilig"
"Würdest du manchmal lieber etwas 'ärmer' sein?"
Mittlerweile sitzen wir schon wieder im Auto und Diego fährt.
"Nein, ganz klar nein. Ich liebe es reich zu sein. Ja es hat Nachteile, aber auch so viele Vorteile"
"Aber das macht doch einsam, immerhin wollen die meisten doch nur dein Geld"
"Ich bin vorsichtig. Ich habe Federico, der schon von klein auf an wie mein Bruder ist, dem das Geld egal ist. Alle anderen sind nur flüchtige Bekannte"
"Wurdest du schon mal richtig ausgenutzt?"
"Nein, dafür bin ich einfach zu verschlossen. Man hält es nicht allzu lang mit mir aus"
"Ach deshalb hast du ständig eine neue Freundin"
"Schön das dich mein Freundinnen- Verschleiß interessiert. Wie läuft es denn bei dir mit der Liebe?" lenkt er ab.
"Ich hab keinen Freund, falls wir davon redest"
"Und ist auch keiner in Aussicht?"
Schade das Diego der beste Freund von Fede ist, denn anziehend ist er ja schon. Warum fällt mir das erst jetzt auf, ich kenne Diego sozusagen schon über 17 Jahre.
"Nein, die Typen in meiner Klasse sind Idioten"
"Es gehen ja noch mehr Typen auf deine Schule"
"Die sind auch alles Idioten"
"Immerhin hast du eine klare Meinung"
"Ich suche eh nicht krampfhaft nach einer Beziehung. Wenn es passiert, dann passiert es eben. Dann kann ichs auch nicht ändern, egal ob er zum Beispiel jünger oder älter als ich ist"
"Älter wird da bestimmt schwieriger, Federico ist doch eh immer so kritisch, also so wie er jedenfalls immer redet"
"Er ist in der Hinsicht ein Depp. Vor ein paar Wochen, da wollte ich mit dem Freund meiner besten Freundin für eine Arbeit lernen, weil wir den gleichen Kurs haben. Fede ist bestimmt alle Zehn Minuten wegen was neuem reingeplatzt, das war vielleicht peinlich"
"Dein Bruder macht sich eben Sorgen"
"Mein Bruder ist ein Kontrollfreak" rege ich mich auf. Diego erwidert nichts mehr, sondern stellt die Musik etwas lauter.
"Hat sich das Thema jetzt erledigt oder wie?" rufe ich über die Musik hinweg.
"Nein, aber ich liebe diesen Song" grinst Diego mich kurz an und beginnt dann den Refrain von Bastille's Good Grief mitzusingen.
"Every minute and every hour...I miss you, I miss you, I miss you more!" singt er und sofort packt mich die Lust mitzusingen.
"Every stumble and each misfire... I miss you, I miss you, I miss you more!" singen wir beide nun wie zwei Geisteskranke im Auto. Es klingt laut, schrill und vermutlich total falsch, aber das ist ja vollkommen egal.

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Ein paar Songs mehr die wir zum besten gegeben haben und wir sind da.
"Ich muss sagen das war die lustigste Autofahrt die ich bisher hatte" lacht er und parkt am Rand der Straße.
"Ja, ich habe mich auch ziemlich unterhalten gefühlt" lache ich mit.
"Dann will ich dich nicht länger aufhalten, also nochmal dankeschön das du mich gefahren hast" werde ich danach wieder ernst.
"Nicht der Rede wert" winkt er lächelnd ab und ich steige aus. Nachdem ich meinen Rucksack von der Rückbank genommen habe gehe ich ums Auto herum und winke ihm noch kurz, ehe ich mich auf dem Weg zu unserem Eingang mache. Gott sei Dank leben wir im Ersten Stock von so einem Wohnblock und ich muss nicht jeden Tag in den Zehnten. Einen Fahrstuhl gibt es nämlich nicht. Ich schließe die Wohnungstür auf, schmeiße meinen Rucksack eher rücksichtslos in mein Zimmer und nehme erstmal mein Handy aus der Hosentasche um den Mädels zu schreiben.

Diego

Mit einem breiten Grinsen im Gesicht fahre ich weg. Der Tag mit Francesca war wirklich witzig und unterhaltsam. Ich kenne sie zwar schon seit Ewigkeiten, aber heute haben wir das erste Mal so richtig was allein miteinander gemacht. Wir haben viel geredet und gesungen und gelacht. Wenn sie nicht fünf Jahre jünger wäre, dann wäre sie wirklich für etwas ernsteres geeignet. Aber schon allein das sie Fedes Schwester ist, macht es unmöglich, denn der Bro- Code geht einfach vor.

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"Und, hat sie sehr genervt?" fragt Federico mich. Er hat gerade 15 Minuten Pause bekommen, in dem Café wo er arbeitet, weswegen wir uns kurz in Ruhe unterhalten können.
"Nein, sie war nett, nur etwas stur, aber das kenne ich ja nicht anders" lache ich.
"Warst du mit ihr essen?"
"Ja, sie wollte erst nicht, weil es so teuer im Metropolitan Grill ist und dann hat sie gesagt sie sei Vegetarierin"
"Da steckt das Cauviglia- Gen dahinter" grinst Fede stolz.
"Ja, das habe ich mir in dem Moment auch gedacht" schmunzel ich.
"Könntest du sie eventuell die ganze Woche noch abholen? Ich muss im Café eher anfangen und länger machen, sodass ich sie nicht abholen kann, und ehe so ein Fremder, den ich nicht kenne sie mitnimmt, da komm ich lieber auf dich zurück"
"Du weißt das du dich übernimmst oder?"
"Ich muss, sonst sitzen wir bald auf der Straße"
"Du gehst früh Zeitungen austragen, dann fährst du sie in die Schule, dann arbeitest du im Café und zum Schluss bist du noch als Security im Club unterwegs. Das wird dich kaputt machen und damit ist dann weder dir noch Fran geholfen"
"Einer muss ja das Geld nach Hause bringen. Fran geht noch zur Schule und ich hab ihr als sie klein war versprochen mich um sie zu kümmern und daran halte ich mich"
"Ich hab dir schon tausend Mal gesagt das ich dir das Geld wirklich sehr gern gebe"
"Und ich hab immer mit dem gleichen Wort geantwortet...nein"
"Dann sieh es nicht als Geschenk, sondern als Leihe. Ich leihe dir das Geld, bist du es mir irgendwann zurückgeben kannst. Du könntest anfangen zu studieren, dann hast du gute Möglichkeiten einen gut bezahlten Job zu bekommen. Fede du bist so intelligent, das kannst du nicht einfach wegwerfen, du musst da was draus machen"
"Also kannst du sie diese Woche noch abholen?" wechselt er das Thema.
"Ja, kann ich machen" sage ich, da es eh aussichtslos ist mit Federico weiter darüber zu diskutieren.

Da ich so viele süße Kommentare gelesen habe im ersten Kapitel dachte ich mir ich lade gleich Kapitel Zwei hoch!💕

Ich finde es ja mega süß wie Fede sich um Fran kümmert. Und das Fran gleich ihren Mädels schreibt war ja klar oder würdet ihr was anderes machen?😏😏😂

Spiel mit dem FeuerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt