Ausquetschen

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Francesca 

Gleich holt Diego mich ab und fährt mich nach Hause. Federico muss leider arbeiten, weswegen Diego das übernimmt. Es ist Samstag früh und endlich bin ich raus hier. Am Montag beginne ich dann schon mit der Physio. Ich will so schnell es geht wieder tanzen und Sport machen. Die letzten Tage ist mir die Decke auf den Kopf gefallen. Es war so furchtbar langweilig. Im nachhinein betrachtet war es unklug ein Einzelzimmer haben zu wollen. Jetzt sitz ich ihr mit gepackter Tasche auf dem Bett, als es klopft und kurz darauf Diego ins Zimmer kommt.
"Hey" begrüßt er mich lächelnd und umarmt mich, ehe er mich küsst.
"Du bist ja schon fertig" stellt er dann fest.
"Ja, ich will hier endlich weg. Mit den Ärzten ist schon alles abgesprochen, also lass uns gehen"
Ich stehe auf, stütze mich mit den Krücken und Diego nimmt meine Tasche.
"Sicher das ich dir nicht helfen soll?" fragt er besorgt.
"Ich lauf schon seit zwei Tagen damit rum. Wenn keiner da ist muss ich damit auch umgehen können"
"Schon gut, ich wollte nur nett sein" seufzt mein Freund und wir steigen in den Fahrstuhl des Krankenhauses.
"Ich weiß, aber du musst mich nicht bemuttern, ich bin schon groß genug" erwidere ich und werfe ihm einen unschuldigen Blick zu. Daraufhin verdreht er amüsiert seine Augen und dann ist der Aufzug auch schon unten und wir verlassen das Krankenhaus. Im Auto erwartet mich schon Vicente, der voller Freude kurz davor ist durchzudrehen.
"Na mein Süßer, hast du mich vermisst?" frage ich und er bellt. Diego hat extra den Beifahrersitz ganz nach hinten verschoben, sodass ich mein Bein ausstrecken kann. Den kleinen Vierbeiner nehme ich auf meinen Schoß und schmuse mit ihm.
"Nehmt euch das nächste mal ein Zimmer, ich werde wirklich eifersüchtig, wenn ihr das immer vor meinen Augen macht" schmollt mein Liebster und schnallt sich an. Ich lache nur und tue es ihm gleich. Auf dem Weg nach Hause halten wir noch schnell bei einem Bäcker an und Diego holt uns noch Brötchen, Croissants und was weiß ich nicht noch,  damit wir dann auch was zu essen haben. Bei mir angekommen bin ich froh das Fede und ich im ersten Stock wohnen. Treppensteigen mit Krücken ist furchtbar. Diego hat mir zwar angeboten mich zu tragen, aber ich bin ja kein Pflegefall. Wir betreten die Wohnung und es sieht aus, als hätte ihr eine Bombe eingeschlagen.
"Da lässt man Fede ein paar Tage allein und schon sieht die Wohnung aus wie ein Schweinestall" rege ich mich auf und hebe die einzelnen Kleidungsstücke auf, bis mir auffällt das es auch Frauenklamotten sind. Diese sind eindeutig nicht von mir, weswegen ich sie direkt wieder fallen lasse.
"Bitte sag mir nicht, er hat Ludmila in der Wohnung gevögelt und sie ist noch hier. Dann renne ich schreiend aus der Wohnung, ich schwöre es" sage ich dann zu Diego, der anfängt zu lachen.
"Was gibts da zu lachen?!" fauche ich. Der hat vielleicht Nerven.
"Das sind nicht Ludmilas Klamotten" schmunzelt er und hebt die Sachen wieder auf.
"Diego! Lass das liegen!" ermahne ich ihn.
"Vielleicht möchte sich diejenige Person aber wieder anziehen, denn laut ihren Schuhen ist sie noch da" grinst er und ich folge seinem Blick, die bei einfachen Sneakers hängen bleiben. Ludmila würde sie niemals tragen, bei ihr kann der Absatz niemals hoch genug sein. Gerade als ich was sagen will öffnet sich Federicos Zimmertür. Natalia kommt herausspaziert, in den Klamotten meines Bruders. Als sie uns sieht reißt sie erschrocken ihre Augen auf.
"Guten Morgen!" grinst Diego sie vielsagend an.
"Morgen" murmelt Naty nur und schaut beschämt auf die Klamotten in Diegos Hand.
"Ich glaube das sind deine" sagt er dann und gibt ihr die Kleidung.
"Danke...ich geh mich mal anziehen"
Kaum ist sie weg, fängt Diego an zu lachen.
"Das hab ich jetzt nicht erwartet" grinst mein Freund und bringt meine Tasche ins Zimmer. Ich folge ihm und setze mich auf mein Bett.
"Ich glaube die beiden haben uns einiges zu erklären" 
"Lass sie das erstmal genießen, wenigstens heute noch"
"Aber ich will sie ausquetschen, zumindest Fede. Er ist mein Bruder. Als seine Schwester habe ich ein Recht darauf"
"Du hast das Recht darauf die Klappe zu halten" zwinkert Diego mir zu und küsst mich. Ich lasse meine Krücken auf den Boden fallen und lege die Arme um meinen Schatz.
"Ich hab dich die letzten Tage in meinem Bett wirklich vermisst" raunt er und beginnt meinen Hals zu küssen. Ich schließe meine Augen und schiebe meine Hände unter seinen Pulli. Er löst sich von mir und lässt sich den Pulli ausziehen, als es an der Tür klingelt.
"Das kann doch nicht der ernst sein!" knurrt Diego sauer und steht von mir auf. Ich nehme mir die Krücken und humpel zur Tür. 
"Naty?" frage ich verwirrt. Okay, wie hat sie das denn gemacht?
"Ich hab mein Handy liegen lassen" sagt sie und geht an mir vorbei.
"Wer war es denn?" fragt Diego, der sein Oberteil wieder anhat.
"Naty" antworte ich und dann kommt sie auch schon wieder aus Federicos Zimmer.
"Ciao" verabschiedet sie sich und will an uns vorbeigehen, doch Diego hält sie fest.
"Hier geblieben junge Dame. Du frühstückst jetzt mit uns" ordnet Diego an und lässt keine Widerrede zu. Der Lockenkopf seufzt und folgt mir in die Küche. Diego kommt hinterher mit dem Bäckerbeutel und tischt auf. 
"Warum bist du einfach gegangen?" frage ich, als wir am Tisch sitzen.
"Ich wollte dem Verhör entgehen" 
"Es wird keinen Verhör geben. Wir wollen nur mit dir frühstücken" mischt Diego sich ein, bevor ich anfangen kann sie auszuquetschen. Natürlich bin ich neugierig und will alles wissen, aber an Natys Stelle hätte ich auch keine Lust darüber zu reden. Mit mir und Diego war das ja auch anfangs nicht so einfach.
"Wann geht es zurück?" fragt Diego sie.
"Morgen Mittag geht mein Flug" antwortet sie kurz. Man merkt wie unangenehm ihr das gerade alles ist, aber da muss sie durch. Immerhin hasst sie keiner dafür...außer Ludmila vielleicht. Wenn sie es erfährt, dann wird es lustig. Am liebsten würde ich es ihr sagen. Vor der ganzen Schule. Nur um sie mal richtig zu blamieren.
"Was grinst du denn wie ein Honigkuchenpferd?" holt Diego mich zurück in die Realität.
"Nur so" erwidere ich grinsend und streichle kurz seinen Arm.
"Wie lang musst du jetzt die Physiotherapie machen?" spricht Naty das nächste Thema an.
"Mindestens ein halbes Jahr. Dazu kommt noch irgendein Training"
"Intensives Training, um deinen Fuß belastbarer und bewegungsfähiger zu machen" sagt Diego augenverdrehend.
"Jaja, dann eben so"
Er regt sich immer darüber auf, wenn ich irgendwas medizinisches nicht weiß, was er mir einen Tag vorher noch erklärt hat. Ich muss darüber immer lachen, so leicht wie ich ihn auf die Palme bringen kann.
"Das ist ein recht langer Zeitraum. Ich glaube ich würde das nicht aushalten ohne mich irgendwie sportlich zu betätigen oder so"
"Ja, das wird denke ich auch das schwierigste sein. Beim Tanztraining für den Abschlussball kann ich zum Beispiel gar nicht mitmachen. Ich muss hoffen das ich bis dahin wieder den Fuß belasten darf, sonst brauch ich da gar nicht hingehen"
Der Abschlussball ist DAS EREIGNIS  nächstes Jahr! Viele Mädchen haben jetzt schon ein Kleid und wissen wie sie ihre Haare machen und sich schminken lassen. Und ich? Ich muss hoffen überhaupt hingehen zu können.
"Du wirst da hingehen und wenn ich dich tragen muss" entscheidet Diego für mich. Ich weiß er meint das nur gut und es ist auch super süß, aber das ist nur eine Vorstellung. Die Realität ist meistens härter.

Da haben Fede und Naty tatsächlich miteinander geschlafen😏
Ich glaube ich würde wie Fran denken, richtig schön Ludmi unter die Nase reiben😂😂

Spiel mit dem FeuerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt