Naty, Naty, Naty

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Diego

"Und du kommst auch ganz sicher alleine klar?" frage ich zum gefühlt hundertsten mal nach.
"Wenn du nochmal fragst, dann nehme ich meine Krücken und schmeiß sie dir um die Ohren" entgegnet Fran mir unfreundlich.
"Ich sorge mich nur um dich. Du sollst dich einfach nur schonen und ich weiß genau, dass, sobald ich die Wohnung verlassen habe, du dich nicht daran hältst" 
Francesca ist einfach die pure Unvernunft!
"Ich weiß selbst was da alles dran hängt. Hör auf mich immer wie ein Kind behandeln zu wollen und jetzt geh"
"Na schön, beeilen tu ich mich trotzdem" 
Nach einem Kuss auf die Wange verschwinde ich und mache mich auf den Weg zu Federico. Ich hatte gestern mit ihm ausgemacht, das ich ihn nach der Arbeit abhole, da sein Wagen seit ein paar Tagen etwas rumspinnt und ich ihn endlich dazu bringen konnte, ihn in die Werkstatt zu bringen. So kann ich ihn gleich mental darauf vorbereiten, das Fran und ich Naty begegnet sind. Wir haben uns was die beiden betrifft auch ziemlich zurückgehalten, sodass wir Natalia nicht verschreckt haben. Ihr war es unangenehm und das hat man gemerkt. Dementsprechend froh war sie, als wir fertig mit dem Frühstück waren. Ich bin gespannt wie mein bester Freund dazu steht. Vielleicht hat er seine Meinung geändert und eingesehen, das Ludmila nicht die Richtige für ihn ist. Ich spreche jetzt nicht auf das Alter an, denn der Unterschied ist genau wie bei Fran und mir. Allerdings haben wir ähnliche Interessen und harmonieren wirklich gut miteinander, während Federico unter dem Pantoffel steht.
Nach etwa fünfundvierzig Minuten Autofahrt bin ich endlich da und mein Kumpel steht schon abholbereit auf dem Parkplatz.
"Da bist du  ja endlich" sagt er und lässt sich in den Sitz fallen.
"Sorry, ich musste noch was klären" antworte ich und fahre los, während er sich anschnallt.
"Was oder wen?" lacht er.
"Du möchtest das wirklich wissen. Von dem Freund deiner kleinen, unschuldigen, süßen Schwester?" ziehe ich ihn auf.
"Ok, schon gut, hör auf" erwidert Fede und verzieht das Gesicht.
"Du hast doch gefragt" zucke ich mit den Schultern und er schüttelt nur den Kopf. 
Eine Weile ist es still im Auto, bis Federico dann das Wort ergreift.
"Wann willst du mit der Fragerei beginnen?" spricht er mich direkt an. Ich werfe ihm einen leicht verwirrten Blick zu.
"Naty hat mir geschrieben, das Fran und du sie gesehen habt"
"Das ist richtig"
"Keine Ahnung wie es dazu gekommen ist, aber ich bin einfach nur noch überfordert"
"Wir beide wissen ganz genau das es Natalia ist. Sie passt perfekt zu dir. Ihr kennt euch schon das halbe Leben, habt so viel erlebt. Lass sie nicht einfach so gehen, das habt ihr beide nicht verdient" rede ich ihm ins Gewissen.
"Und Ludmila?" fragt er verzweifelt.
"Die muss es wohl oder übel akzeptieren. Ihr merkt doch beide, dass ihr nicht füreinander gemacht seid. Eure Beziehung ist ungesund"
"Ich weiß nicht" murmelt er, sichtlich unentschlossen.
"Du weißt das Naty morgen fliegt" 
"Setz mich nicht unter Druck!" brummt er.
"Ich will dir nur klar machen, dass du dich jetzt entscheiden musst"
"Das mit Naty hat keine Zukunft. Morgen ist sie wieder weg und ich bin dann noch immer hier"
"Dann flieg ihr hinterher, so schnell es eben geht"
"Und dann? Ich habe hier Arbeit..außerdem muss ich mich um Fran kümmern"
"Dort findest du auch Arbeit, oder du studierst dann endlich mal und förderst dein Können. Und um Francesca brauchst du dir keine Sorgen machen. Sie ist schon alt genug und ich bin ja auch noch da" 
"Du willst mich doch nur loswerden"
"Vielleicht..aber hauptsächlich will ich dich glücklich sehen, du hast es verdient"
"Mhh" ist seine Antwort. Immerhin denkt er nochmal darüber nach. Ich gönne es den beiden, von ganzen Herzen. Die beiden haben einander verdient.
"Würdest du Fran bitte nichts von dem Gespräch hier erzählen? Sie übertreibt sonst wieder so" bittet mein Freund mich dann.
"Natürlich, meine Lippen sind versiegelt" gebe ich ihm mein Wort.

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"Du willst mich wohl verarschen. Ich hab gesagt du sollst dich ausruhen, wenigstens das Wochenende jetzt noch, sonst zieht sich deine Genesung!" 
Francesca ist gerade wirklich dabei die Wohnung aufzuräumen. Ich hab sie schon mehrmals darauf aufmerksam gemacht, das es nicht gut ist, ihren Körper schon wieder so zu belasten.
"Ich mach nur ein bisschen Hausarbeit" entgegnet sie augenverdrehend.
"Diego hat recht Schwesterherz, fahr mal lieber einen Gang runter" mischt sich auch Fede ein. Er scheint durch unser Gespräch immer noch ein wenig neben der Spur zu sein.
"Ihr beide macht mich wahnsinnig" seufzt sie.
"Du wirst uns wahnsinnig machen, wenn dein Heilungsprozess länger dauert, als angenommen. Fran, das kann wirklich Konsequenzen haben" 
"Ach du bist wohl schon Arzt? Soweit ich weiß bist du ein Student, also tu nicht so als hättest du Ahnung" fährt sie mich an und humpelt mit den Krücken an uns vorbei in ihr Zimmer.
"Was hast du wieder angestellt?" will Fede wissen und läuft in die Küche.
"Das würde ich auch gern mal wissen" antworte ich genauso ahnungslos, während ich ihm in die Küche folge.
"Und du bist dir sicher das du dich um sie kümmern kannst?"
"Du denkst also wirklich darüber nach, ich bin stolz" grinse ich ihn an.
"Rein hypothetisch natürlich" lügt er.
"Ich weiß, ich bin der letzte, auf den man in Sachen Beziehung hören sollte, aber wenn da was ist, dann kämpf dafür. Du wirst es nur bereuen, wenn du es nicht versuchst"
"Das ist aber so kompliziert. Wie soll ich das Lu erklären?"
"So wie du es jeder anderen Person auch erklären würdest. Die erste Liebe vergisst man nicht, und Naty ist definitiv deine erste Liebe" 
Federico sieht mich sekundenlang ausdruckslos an. Hab ich jetzt was falsches gesagt? Bei den Cauviglias kann ich mir gar nicht mehr sicher sein.
"Kann ich dein Auto haben?" fragt er mich.
"Klar, wieso?"
"Ich muss was erledigen" 
Ich werfe ihm die Autoschlüssel zu und schon hat sich mein Kumpel auf den Weg gemacht..wo auch immer ihn dieser Weg hinführt. Ich begebe mich derweil ins Zimmer von meinem kleinen Hitzkopf. Fran liegt auf dem Bett und schaut Fernsehen. 
"Hab ich irgendwas gemacht?" frage ich und setze mich neben der Italienerin aufs Bett.
"Wer ist Jimena?" fragt sie zurück.
"Woher ken-" beginne ich zu fragen, doch Francesca gibt mir mein Handy, was mir die Frage beantwortet.
"Ich hab nicht geschnüffelt, aber dein penetranter Klingelton hat mich verrückt gemacht, also bin ich rangegangen"
"Was wollte sie?"
"Sie wollte wissen, wann ihr euren Abend mal wiederholt" antwortet meine Freundin angepisst.
"Das klingt anders als sie es meint" versuche ich die Sache zu entschärfen.
"Für mich klingt das eindeutig, aber schön zu sehen, das du keinen Arsch in der Hose hast"
"Da lief nichts, sie ist eine Kommilitonin von mir seit diesem Semester. Ich hab ihr nur geholfen sich in ihrer ersten Woche etwas zurechtzufinden"
"In ihrer Unterwäsche oder was?"
"Francesca, da lief doch absolut nichts. Ich würde dich niemals betrügen"
"Und warum hast du mir nicht davon erzählt?"
"Weil es total unbedeutend ist. Mach kein Drama draus, sie ist eine Mitstudentin und nichts weiter"
Daraufhin zeigt sie mir immernoch die kalte Schulter. Das weibliche Geschlecht und sein Misstrauen. 

Sagt Diego wirklich die Wahrheit oder ist Frans Misstrauen richtig?

Fedenaty endlich? Dafür krachts bei Diecesca ein wenig...

Kennt ihr das, wenn ihr Musik hört und plötzlich fällt euch ein Lied ein, welches ihr schon lang nicht mehr gehört habt und dann hört ihr euch das an und es ist einfach mal schon sieben Jahre alt? Und dann denkt man wieder an ein anderes Lied und das ist sogar schon neun Jahre her. Ich fühle mich gerade wirklich verdammt alt. :D 

Spiel mit dem FeuerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt