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Katies POV: 

"Na-natürlich.", sagte ich und wollte mich auf den Weg machen. Ich drehte ihm den Rücken zu, lief auf die Türe zu, streckte meine Hand nach dem Türgriff aus, als seine Hand plötzlich an der Türe lehnte und er dicht hinter mir stand. 

Ich konnte seinen Atem an meinem Nacken fühlen, spürte, wie sich meine Härchen aufrichteten. Ich war wie versteinert, konnte mich keinen Zentimeter rühren. Er atmete ruhig, während ich nur stossweise nach Luft ringen konnte. 

"Katie, jetzt reisst du verdammt nochmal all deinen Mut zusammen!", sagte ich zu mir selbst.

Ich atmete tief durch, schloss die Augen, und drehte mich langsam um die eigene Achse, sodass ich ihm nun direkt ins Gesicht blickte. 

Sein Duft, dieses verdammt gut riechende Parfum umnebelte meine Sinne komplett, doch ich riss mich zusammen. Er sollte so nicht davonkommen. 

Ich hielt seinem Blick stand, ein kleines Lächeln umspielte meine Mundwinkel, als ich mich ihm näherte. 

Meine Lippen kamen seinen immer näher, bis uns nur noch wenige Zentimeter trennten. "So einfach würde er mir nicht davonkommen, er sollte für seine Tat vorhin büssen.", dachte ich mir und hatte das Gefühl, für einmal die Oberhand zu haben.

Ich näherte mich seinen Lippen noch ein kleines Stück, nur um ihnen danach auszuweichen. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen, ging näher an sein Ohr.

"Morgen sollten Sie etwas früher hier sein, es steht bereits früh eine Operation auf dem Plan.", flüsterte ich so leise wie möglich.

Ich hauchte ihm einen kaum spürbaren Kuss auf die Wange, nahm seine Hand von der Türe, schaute ihn nochmals an. Er war so verblüfft, starrte mich nur an. "Geschafft, jetzt hast du es ihm zurück gezahlt!", dachte ich siegessicher und öffnete die Türe. So liess ich ihn in seinem Büro stehen. 

Julians POV: 

"Was war da gerade geschehen?"

Ich fasste mir mit der Hand an die Wange, wo sie kaum spürbar einen Kuss hingehaucht hatte. Ich drückte so fest darauf, als könnte ich so die Wärme und das Gefühl ewig halten. 

"Hatte sie das gerade wirklich gemacht?"

Immer noch fassungslos starrte ich auf die Türe, welche sie gleich danach geöffnet hatte und einfach gegangen war, als wäre nichts vorgefallen. Ich weiss, dass ich selber schuld bin, ich hatte schliesslich angefangen und es provoziert. Doch nie im Leben hätte ich damit gerechnet, dass so etwas zurückkommen würde. Von Katie Clark. Der Frau, welche mir bis heute morgen nicht mal richtig in die Augen schauen konnte. 

Meine Hand lag noch auf meiner Wange, doch das Gefühl liess langsam nach, das Kribbeln unter der Haut, welches sie mir eingetrieben hatte.

Mir gefiel dieses gegenseitige Ausspielen und Tricksen jetzt schon, doch war das wirklich angebracht hier? Schliesslich war ich Oberarzt und hatte erst angefangen. Wie würde das wohl ankommen, wenn es rauskommt?

"Was sollte den rauskommen, es läuft überhaupt nichts", beruhigte ich mich selber und fing an, meine Tasche zu packen.

"Weshalb hat sie dann vor der Türe gestanden und mich so angestarrt?", fragte ich mich insgeheim. Es war nicht das erste Mal, dass ich die Gedanken einer Frau liebend gern verstehen würde. 

Katies POV: 

"Dem habe ich es so richtig gezeigt", dachte ich nur, während ich den verschneiten Weg entlang zur Haltestelle lief.

Ich hatte nicht lange Zeit, denn in einer Stunde würde Anne zum Abendessen kommen. Zum Glück würde sie etwas mitbringen, heute hatte ich wirklich keine Lust mehr zu kochen. 

Ich war wirklich stolz auf mich, denn ich hatte ihn richtig aus der Fassung gebracht. Er stand nur da, rührte sich kein Stück. So etwas hätte er bestimmt nicht erwartet. Wie er mich angesehen hat, er war schockiert gewesen, und das war mein Ziel. So leicht würde er mich nicht mehr aus der Fassung bringen.

...

"WAS hast du gemacht??", fragte mich Anne, während sie mich ungläubig und mit weit aufgerissenen Augen anstarrte. 

"Ja, ich konnte es doch nicht so stehen lassen. Es war mir schon so peinlich genug, dass ich mich so oft blamiert hatte und er mich so aus der Fassung brachte, obwohl wir uns doch kaum kannten.", antwortete ich breit grinsend.

Annes Lachen wurde immer lauter, bis sie Tränen weinte. 

"Ich kann es nicht fassen. Oh. Mein. Gott. Das Mäuschen ist aus seinem Versteck gekrochen. Er muss dir ziemlich gefallen, wenn du dich bereits nach zwei Tagen auf so etwas einlässt."

"Es ist rein äusserliche Anziehung. Anders kann es nicht sein, oder? Ich kenne ihn ja überhaupt nicht.", antwortete ich darauf, doch merkte dann, dass es überhaupt keine Frage gewesen war. 

"Ich bin froh kommst du wieder aus dir heraus. Koste es ein wenig aus, du hast dich seit David auf keinen Mann mehr eingelassen. Irgendeinmal musst du weiterziehen, und ich denke, dies wäre die beste Gelegenheit dazu." Sie sah mich an, und ich konnte eine Spur an Sorge erkennen. Anne hat die Situation damals nicht miterlebt, doch ich habe ihr sehr viel davon erzählt, es hat mir geholfen, damit klarzukommen. 

"Ich möchte mich auf nichts einlassen, aber ich würde ihn gerne noch einige Male so verblüfft erleben wie heute.", sagte ich dann lachend, um von den Gedanken an David wegzukommen. 

Anne blieb nicht sehr lange, da wir morgen beide arbeiten mussten. Wir verabschiedeten uns, und sie schien so glücklich darüber, mich so zu erleben. 

Hatte er wirklich bereits nach zwei Tagen so einen Einfluss auf mich genommen? "Nein, dass konnte nur unmöglich sein", redete ich mir ein. Ich musste mir aber wohl oder übel eingestehen, dass mir der Kuss ein enormes Kribbeln im Bauch zurückgelassen hatte. 

Ich schlief ein, in Gedanken an Julian. 


Secret DesireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt