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Katies POV:

Er trat einen Schritt näher, und noch ehe ich mich versah, hatte er schon die Arme um mich gelegt und hielt mich innig umarmt.

Zuerst war ich völlig perplex. Doch es fühlte sich so richtig an, dass ich nichts anderes wollte, als ihn so fest wie möglich an mich zu drücken und meinen Kopf in seiner Brust zu vergraben.

Und genau das tat ich auch.

Ich weiss nicht, wie lange wir uns gegenseitig im Arm hielten. 

Meine Augen hielt ich geschlossen, ich wollte nicht zurück in die Realität. Die Vorstellung in meinem Kopf gefiel mir besser. 

Hören konnte ich nichts ausser seines Herzschlags und seines Atems. 

Das Einzige, was ich fühlte, war die Wärme seiner Haut und das Kribbeln, welches bei seiner Berührung durch meinen Körper schoss.

Ich roch sein Parfum, dieses umnebelte meine Sinne komplett. Ich wusste nicht, wann ich mich in einer Umarmung das letzte Mal so wohl gefühlt habe. 

Ich spürte, wie er sich langsam von mir löste. "Ich hole uns den Wein, mach es dir ruhig schon gemütlich.", flüsterte er und gab mir einen Kuss auf die Stirn.

Ich biss mir auf die Unterlippe um nicht von einem riesigen Grinsen im Gesicht verraten zu werden. Als ich aufblickte hatte er sich bereits umgedreht und lief in Richtung Kühlregal. Ich machte mich also auf den Weg ins Wohnzimmer. Ich sah ein Päckchen Streichhölzer auf dem Kamin liegen und entschloss mich dazu, einige Kerzen anzuzünden. 

Als er zurückkam blieb er kurz einen Moment im Türrahmen stehen und schaute mich an. Im abgedunkelten Zimmer und bei Kerzenlicht kamen seine ausdrucksstarken Augen noch mehr zum Vorschein, und doch verliehen ihm die dunklen Schatten, welche von den Kerzen geworfen werden, einen mysteriösen Ausdruck. 

Er kam auf mich zu, setzte die Weingläser und die Weinflasche auf dem Tisch ab und schenkte uns je ein Glas ein. 

"Also, worauf hast du Lust?", fragte er mich, doch es schien mir mehr wie ein Flüstern. 

"Ich möchte dich ein wenig kennenlernen..- Also nur für den Fall, dass ich dich erneut als meinen Verlobten vorstellen müsste.", fügte ich schmunzelnd hinzu. 

Er fing an zu lachen und seine tiefe und zugleich warme Stimme verzauberte mich ein weiteres Mal. Die ganze Atmosphäre brachte mich erneut aus dem Konzept. 

"Also, Mr. Dane, wie alt sind Sie?", fragte ich dann um die Stille zu brechen.

"Wie alt würden Sie mich denn schätzen, Mrs. Cla-.. Oder soll ich lieber Mrs. Dane zu Ihnen sagen? Eigentlich hätten Sie sich ja bereits heute so vorstellen können.", sagte er und lachte erneut laut auf. Ich wurde ein bisschen verlegen, musste aber dennoch mitlachen. 

"Na los, rück schon raus damit.", lachte ich und gab ihm einen kleinen Schubser.

"32. Im Februar 33. Dich muss ich nicht mehr fragen, ich habe mich bereits im Voraus informiert.", sagte er und zwinkerte mir zu. 

Ich empörte mich theatralisch, schlug die Hand an die Stirn und liess gespielt den Kopf in den Nacken fallen. Ich konnte ihn lachen hören, und das zauberte mir erneut ein ehrliches Lachen ins Gesicht. 

Als wir uns einigermassen wieder eingekriegt hatten, sah er mich wieder an, dieser mit Zuneigung gesättigte Blick hing an mir, es war schwer, ihm standzuhalten, doch irgendwann verlor ich mich in den Augen. 

Zuerst spürte ich seine Hand auf meinem Oberschenkel. Ich folge mit meiner Hand auf seine. Er stellte sein Weinglas auf den Tisch, und ich tat es ihm gleich. 

Seine Hand legte er nun auf meine Wange, die andere strich mir über das Gesicht, die Haare hinters Ohr, bis er meinen Arm nach unten entlang fuhr und bei meiner Hand ankam. Diese nahm er und verschränkte seine Finger mit meinen. Dieses Funkeln in seinen Augen war durch den Kerzenschein noch intensiver, sein Blick schien tiefgründiger zu sein. Auch der leichte Ansatz von Bartstoppeln fiel mir auf. Wie von selbst fuhr ich mit meiner Hand die Konturen seines Gesichts ab, wollte jede Faser seines Körpers spüren. 

Wir schienen beide so fern zu sein mit unseren Gedanken, und doch waren wir uns noch nie so nah. 

"Mit jedem solchen Moment zwischen uns scheint es mir immer wahrscheinlicher, dich eines Tages meine Verlobte zu nennen.", flüsterte er mir ins Ohr. Statt meiner sonstigen Reaktion, also Pulsausfall, Atemnot, Krampfanfälle und Hitzewallungen, im übertriebenen Sinne, war ich ganz ruhig. Ich schaute ihn weiter an, strich sanft über seine Wange und ein kleines Lächeln umspielte meine Mundwinkel. 

"Ich glaube, wir haben bereits ein bisschen zu viel getrunken, meinen Sie nicht, Mr. Dane?", kicherte ich nun amüsiert. 

Sein Blick fiel auf die Weinflasche und seine Augen weiteten sich. "Wann haben wir-", fing er an, doch musste mitten drin lachen. 

Er drückte meine Hand, was wieder diese Hitze durch meinen Körper schiessen liess. 

"Wollen wir uns noch einen Film anschauen, bis sich Anne meldet?", fragte er mich nun, und ich nickte nur.

Es war mir vollkommen egal welchen Film wir schauen würden, ich konnte mich sowieso nicht konzentrieren. "Hatte er das vorhin wirklich gesagt?", fragte ich mich. Ich musste mir etwas einfallen lassen, um ein wenig Zeit zu gewinnen. Ich wusste einfach nicht, was ich darauf antworten sollte. 

Julian hatte einen Film ausgesucht und alles bereit gemacht. Er setzte sich aufs Sofa neben mich und versuchte, so unauffällig wie möglich den Arm um mich zu legen. Ich konnte nicht anders als zu Lachen. Ich versuchte noch es vor ihm zu verstecken, doch es war aussichtslos. Ich hatte wahrscheinlich sehr laut gelacht, natürlich hatte er mich gehört. Er schüttelte nur leicht den Kopf und lachte. 

Der Film lief, doch ich merkte, wie mich die Müdigkeit überkam. Sein Kopf lag bereits an meinen gelehnt, ich wagte nicht, mich zu bewegen, aus Angst ihn zu wecken. Ich kämpfe dagegen an, doch die Augen fielen mir zu. 

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Ich fasste mir an den Kopf, ich hatte wahrscheinlich zu wenig geschlafen, weshalb mir nun der Schädel dröhnte. Wie ich es Zuhause gewohnt war, fasste ich mit der Hand unter mein Bett, suchte den Boden nach meinem Handy ab, doch ich konnte es nirgends finden. Ich schlug meine Augen ein wenig auf, so dass ich gerade mal die Umrisse der Möbel erkennen konnte. Ich beugte mich weiter übers Bett hinaus, und bekam etwas in die Finger. Ich hob es auf, tastete es ab. Als mir klar wurde, um was es sich da handelte, riss ich die Augen auf. Meine Lungen schienen in sich zusammenzufallen. 

Ein noch grösserer Schlag traf mich, als ich feststellte, in wessen Bett ich geschlafen hatte, und wer neben mir lag. Ich blickte in Julians Gesicht. Er sah so unschuldig aus. "Wie konnte ich mich nur so in ihm täuschen?", schoss es mir durch den Kopf. 

Die Tränen liefen mir schlagartig übers Gesicht, denn was ich in meinen Fingern hielt, war ein Ring.

Ein verdammter Ehering. 




Secret DesireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt