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Katies POV:

Ich bereute meine Tat jetzt schon. "Weshalb hatte ich das gestern gemacht im Büro?", fragte ich mich am nächsten Morgen, als ich mit einem mulmigen Gefühl durch die Eingangshalle  des Krankenhauses lief. 

Gestern hatte ich es für eine tolle Idee gehalten, und auch als Anne da war, war ich komplett davon überzeugt gewesen. Doch wie würde es sich nun auf unser Arbeitsverhältnis auswirken? Ich hatte ein flaues Gefühl im Magen als ich sein Büro passierte, welches heute morgen geschlossen war. 

Ich ging also zu meinem Büro und setzte mich auf den Stuhl, nachdem ich meine Winterjacke und den Schal aufgehängt hatte. Da ich heute morgen früh aufgewacht bin und danach nicht mehr schlafen konnte, hatte ich mich dazu entschieden, den Bürokram bereits vor dem Dienstbeginn zu erledigen. Ich holte meine Kopfhörer aus der Tasche und steckte sie ins Handy, wo ich nun meine Lieblingsplaylist laufen liess. 

Völlig in der Arbeit und Musik versunken, starrte ich auf den Computer, als ich spürte, wie etwas  meinen Hals entlang strich. Ich spürte die Hitze förmlich in den Kopf steigen, denn ich konnte mir nur zu gut vorstellen, wer hinter mir stand. 

Unfähig, mich zu bewegen, liess ich mich darauf ein. Die Berührungen schienen sich in meine Haut zu brennen. Zwei Hände waren nun auf meine Schultern gelegt, langsam strichen sie sanft über meinen Hals hoch. 

Plötzlich waren die Hände weg. 

"Hatte ich mir das bloss eingebildet?", fragte ich mich nun inständig.

"Nein, hatte ich nicht", denn langsam spürte ich, wie mein Stuhl nach hinten gezogen wurde, bis er etwa beim Sofa zum Stehen kam. Langsam wurde er gedreht, und ich spürte, wie sich mir der Magen umdrehte. 

Er hatte auf der Armlehne des Sofas Platz genommen, wodurch er ein Stück grösser war als ich. Sein Blick traf mich wie ein Blitzschlag. Doch was mir wirklich zusetzte, war sein amüsiertes Lächeln. Er kam mir immer näher, legte seine Hände an mein Gesicht und strich mit dem Daumen über meine Lippen. Sein Blick glitt ständig zwischen meinen Augen und meinen Lippen hin und her, als würde er gegen etwas in sich ankämpfen. 

Er kam immer näher, bis seine Lippen meine streiften. Ich schloss die Augen, so überfordert war ich mit der ganzen Situation. 

"Denken Sie nicht, dass Sie mir mit der gestrigen Aktion einfach so davonkommen", flüsterte er in mein Ohr. 

Ich öffnete meinen Mund, in der Hoffnung, es würde irgendetwas Sinnvolles dabei rauskommen, doch ich brachte keinen Ton heraus. Zu sehr verwirrte mich dieser Mann. 

"Hatte ich denn gedacht, er würde es einfach so stehen lassen?", dachte ich für mich. Ich wusste nicht, was mich erwartet, ich konnte es mir beim besten Willen nicht vorstellen. 

Da kam mir die glorreiche Idee. 

Ich hob meine Hand und legte sie auf seine, welche immer noch auf meiner Wange lag. "Ich habe von Ihnen geträumt", flüsterte ich ihm dann zu, während ein Lächeln meine Mundwinkel umspielte.

Ich spürte, wie sein Atem kurz stockte, doch er fand die Fassung schnell wieder, denn sofort erwiderte er: "Ach ja?"

Ich nickte nur, griff seine Hand etwas fester und nahm sie von meiner Wange. Stattdessen legte ich meine Hand in seinen Nacken. Sein Atem, welchen ich auf meinen Lippen fühlen konnte, wurde immer schneller und oberflächlicher. Ich hatte alles um mich herum ausgeblendet, er umnebelte all meine Sinne. 

Diese Augen. Diese Lippen. Dieser Geruch. Dieses kribbelnde Gefühl, welches er auf meinen Lippen und Wangen hinterlassen hatte. 

Völlig reglos sassen wir nun da, schauten uns nur an, denn keiner wusste, was hier vor sich ging, als plötzlich ein Räuspern zu hören war. 

Völlig aus der Fassung drehte ich mich im Stuhl, Julian sprang sofort vom Sofa auf. 

"Störe ich etwa?", kam es dann amüsiert von Anne. 

Julian hatte die Beherrschung schneller wieder erlangt als ich und sagte: "Nein, überhaupt nicht. Wir waren gerade fertig.", hörte ich ihn lachend sagen, und sah noch, wie er mir belustigt zuzwinkerte.

Die Türe fiel ins Schloss, nachdem er aus dem Büro gegangen war. Anne konnte sich nicht mehr beherrschen und lachte laut los. 

"Was treibt ihr zwei bloss?", sagte sie, doch es war nicht als Frage gedacht. "Eigentlich wollte ich nur den Tagesplan holen, doch wenn ich gewusst hätte, dass-", sie hielt kurz inne, "was auch immer ihr gemacht habt, wäre ich nicht gekommen. Scheisse, ihr habt nicht einmal die Türe gehört.", rief sie dann und konnte sich beim besten Willen nicht mehr einkriegen. 

Mir war die Situation so peinlich, wie hatten wir denn die Türe nicht gehört? Ich war rot, doch ich konnte nicht anders als zu lachen. 

Ich schaute auf die Uhr und sah, dass es Zeit war, auf die Abteilung zu gehen. Ich packte meine Sachen zusammen, schob den Stuhl unter den Tisch und liess die Türe hinter mir ins Schloss fallen. 


Secret DesireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt