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Katies POV:

Ich lief noch das letzte Stück nach Hause, als mir ein junges Paar entgegenkommt. Beide lächeln mich an und grüssen im Vorbeigehen. Ich ertappte mich dabei, wie ich mir ebenfalls dieses Händchenhalten und Verliebtsein wünschte. War ich etwa selber schuld, dass ich niemanden fand? "Weshalb frage ich mich das überhaupt?", dachte ich nur schmunzelnd. 

Ich hatte Ansprüche an Männer, welche genauestens erfüllt sein müssen, weil ich ansonsten die ganze Zeit über an der Beziehung zweifle. Ich achtete nicht unbedingt auf das Aussehen, und trotzdem war es der ausschlaggebende Punkt, um jemanden überhaupt kennenzulernen, denn bekanntlich ist äusserliche Anziehung der Anfang. 

Ein Mann  musste für mich humorvoll sein, er sollte Acht auf sich geben, sollte aber nicht pingelig sein. Er sollte mich um den Finger wickeln und mich in den siebten Himmel befördern können. Er sollte mich jedes Mal von vorne aus der Fassung bringen können, mich vollkommen für sich gewinnen. Er sollte mich zum Lachen bringen können, ich sollte mit ihm über alles reden können, sodass uns nie die Worte und Geschichten ausgehen. Ich möchte mir mit ihm von Anfang an eine Zukunft vorstellen können, ansonsten macht es für mich keinen Sinn. 

Eigentlich waren das alles Sachen, welche sich, glaube ich, alle beziehungsfähigen Menschen wünschen, oder? Ich achte jedoch stark auf all meine Anliegen, vielleicht vertreibt das alle Männer sofort. 

Völlig in Gedanken versunken war ich bereits nach Hause gekommen, hatte geduscht und mir meine Pyjamahose und ein schwarzes Langarmshirt angezogen. Ich holte mir eine Flasche Wein aus dem Kühlschrank und öffnete sie. Etwas zu essen würde ich mir später machen, nun wollte ich ein wenig entspannen. Ich machte den Fernseher an und zapfte durch die Kanäle, als es an der Tür klingelte. Ich krabbelte über das Sofa und nahm den Hörer der Gegensprechanlage ab. 

"Na, hast du uns vermisst, Süsse?", ertönte eine mir nur zu bekannte Stimme, welche mir das Blut in den Adern frieren liess. "Lass uns rein, wir möchten nur mit dir reden."

"Da hast du dich aber gewaltig geschnitten. Du hättest dir den Weg hierher sparen können du mieses Arschloch.", schrie ich und legte auf. 

Es war David. Wie konnte es dieser Idiot nur wagen, hier aufzutauchen? Nach all den Jahren, in welchen er mich betrogen hat. Nachdem ich ihn rausgeworfen hatte, hatte er nicht einmal versucht sich bei mir zu entschuldigen, er hatte es hingenommen, als sei nichts weiter geschehen. Und was soll 'wir' heissen? Wen hatte er dabei?

Wieder klingelte es an der Türe, ich nahm den Hörer ab und wollte schon etwas sagen, doch mir kam eine viel bessere Idee. Ich legte gleich wieder auf und ging nach unten. Als ich jedoch die Türe aufriss, war von meiner Wut bereits alles wieder verflogen. Denn vor mir stand nicht nur David, was ja vollkommen reichen würde. Nein, er hatte auch noch den Mut, Sam mitzunehmen, diese Schlampe. Meine damalige beste Freundin schaute mich schuldbewusst an, streckte jedoch die Hand nach mir aus. 

"Was wollt ihr beiden hier? Reicht es nicht, dass ihr mich so hintergangen habt? Und jetzt taucht ihr plötzlich hier auf, nach drei Jahren?", schrie ich die beiden an und konnte spüren, wie sich meine Augen mit Tränen füllte, doch ich hielt sie zurück. Diese Genugtuung wollte ich ihnen nicht auch noch geben. 

"Wir-", fing Sam an, doch sie brachte den Satz nicht zu Ende. 

"Wir werden heiraten. Diesen Sommer, um genau zu sein. Wir wollten, dass du es von uns erfährst..", kam ihr David zuvor. 

"Sam, pass besser auf, dass er dich nicht auch betrügt, so wie mich damals. Ach was, weshalb erzähle ich dir das überhaupt? Du wusstest ja bestens Bescheid." Meine Worte trieften vor Sarkasmus. 

Und da kam mein Wunder. 

"Ist hier alles in Ordnung?, hörte ich Julian nur sagen. Ich sah, dass er Essenstüten in der Hand hielt. 

"Oh Gott, er hat wahrscheinlich doch eine Freundin.. So konkret hatte ich ja nicht gefragt, nur ob er alleine wohnte..", dachte ich, und spürte sofort wieder die Tränen. "Reiss dich jetzt zusammen Katherina Clark, er ist deine einzige Chance, den beiden eins reinzuwürgen."

"Hallo Schatz, nein, alles in Ordnung. Erinnerst du dich noch was ich dir über meinen Ex-Verlobten erzählt habe? Der, der mich mit meiner besten Freundin betrogen hat? Darf ich vorstellen.", sagte ich an Julian gewandt. Dessen Augen hatten sich kurz geweitet, doch er war sofort mit eingestiegen.

Er trat einen Schritt näher, legte seinen Arm um meine Taille und gab mir einen Kuss auf die Stirn. 

"Was wollen Sie hier?", sagte er dann schroff und ich sah, wie die beiden sich entsetzt anstarrten.

"Ich werde auch heiraten, nur ist es dieses Mal der richtige Mann."

Ich hörte wie Julian nach Luft schnappte, und auch Sam und David konnten es nicht fassen. 

David nam Sams Hand und sagte über die Schulter geworfen etwas wie: "Na dann, alles Gute.", und ging. 

Ich schaute den beiden noch ziemlich lange nach, vergass fast, dass Julian neben mir stand. 

"Oh Gott, ich darf ihn nicht mehr so nennen.", dachte ich schon wieder.

"Na, meine wunderschöne Verlobte, hast du Lust etwas zu essen?", riss er mich aus den Gedanken. 

Ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen. Schmunzelnd drehte ich mich zu ihm und ich hätte schwören können, dass seine Augen mehr funkelten als sonst. "Hatte er sich etwa gefreut, dass ich ihn als meinen Verlobte und als den richtigen Mann bezeichnet hatte?"

Ich wandte mich zu der Türe, griff in meine Hosentasche, und..- diese war leer. Ich griff sofort in die andere, doch auch in dieser befand sich nichts. 

"Scheisse, ich war so wütend und bin aus der Wohnung gestürmt, dass ich den Schlüssel nicht mitgenommen hatte.", sagte ich und stütze meinen Kopf in die Hände. 

Ich kramte mein Telefon hervor und rief Anne an, welche einen Ersatzschlüssel hatte. Es klingelte, bis die Mailbox anging. 

"Scheisse, nicht erreichbar.", dachte ich und zerbrach mir den Kopf darüber, wie ich nun in die Wohnung kommen würde. 

"Komm doch zu mir bis sich Anne meldet, ich wohne ja nicht weit weg. Und ich habe uns etwas zu essen besorgt, da kannst du doch fast nicht 'nein' sagen."

Noch bevor ich antworten konnte nahm er mich an der Hand, zog mich zu sich, legte den Arm um mich und drückte mich fest an sich. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich nur ein dünnes Shirt an hatte und am ganzen Körper zitterte. So liefen wir die wenigen Meter bis zu seiner Wohnung und er liess mich erst los, als wir vor der Türe standen und mir warme Luft entgegenströmte. 

In der Wohnung angekommen, kam ich fast nicht aus dem Staunen. Er hatte so gut wie den gleichen Geschmack wie ich, ich fühlte mich Wort wörtlich wie Zuhause! Ich kicherte leise auf, was ihn wieder auf mich aufmerksam machte. Er ging kurz in den Raum gegenüber und kam mit einer dicken Wolldecke zurück. Ich, immer noch im Flur stehend, schaute ihm zu, wie er mir die Decke über die Schultern warf und mich langsam aber bedacht ins Wohnzimmer führte. Gerade als ich mich setzen wollte, spürte ich seine Hände an meiner Taille. Ehe ich mich versah, befand ich mich direkt ins seiner Umarmung. 


Secret DesireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt